Das ist der feuchte Traum von Ingenieur-Studenten | Ride MTB

Das ist der feuchte Traum von Ingenieur-Studenten

MTB-Eigenbau von Luca Brühlmann

Luca Bühlmann (30), Master-Absolvent der Hochschule für Technik und Umwelt FHNW, hat sich einen Traum erfüllt: ein Enduro-Bike, gebaut mit Präzision, Herzblut – und dem Blick in die Zukunft. Statt Carbon verbaut er kreislauffähige Materialien, die Komponenten kommen aus dem 3D-Drucker.

Wer Glück hat, begegnet Luca auf dem Uetliberg. Wenn er mit seinem selbstgebauten Vollblut-Enduro mühelos bergauf tritt und wie auf Schienen wieder abwärts gleitet, merkt man schnell: Hier fährt jemand, der nicht nur sein Bike kennt – sondern es auch von der ersten Schraube an berechnet hat. Denn genau das war sein Ziel in der Masterarbeit: ein Bike von Grund auf selbst entwickeln – technisch, funktional, nachhaltig.

Vom Wunsch zur Wirklichkeit – mit System

Während andere auf dem Gebrauchtmarkt nach Schnäppchen suchen, fragte Luca sich: Was brauche ich wirklich – für meinen Fahrstil, meine Ansprüche? Gemeinsam mit Studienkollege Robert Probst entwickelte er das Konzept – ohne Rücksicht auf Markttauglichkeit. “Es sollte einfach richtig Spass machen – das war der Antrieb.”

Was dieses Projekt besonders macht: Der Weg führte nicht durch die Werkstatt, sondern zuerst durch die Rechenmodelle. Jedes Detail wurde im Voraus simuliert, optimiert, berechnet. Unterstützt wurden die beiden von Fahrradmechaniker und Bachelor-Student Kilian Oertli. Ob Wandstärken, Löttechnik oder Materialverhalten – nichts blieb dem Zufall überlassen. So entstanden saubere Lösungen statt wackelige Kompromisse.

Enduro mit Gefühl – und Verstand

Ein Enduro-Bike muss alles können: rauf wie runter, hart im Nehmen, weich im Fahren. Und genau hier setzte Luca an – mit einem feinen Gespür für Kinematik, also die Bewegungsdynamik des Hinterbaus. «Ich wollte, dass harte Schläge besser absorbiert werden – und das spürt man beim Fahren sofort.»

Und was ist mit Carbon? Fehlanzeige. Stattdessen: Edelstahl und Aluminium – aus Überzeugung. Carbon sei zwar leicht und steif, aber eben auch Sondermüll. Für Luca stand fest: Wenn schon neu, dann bitte auch zukunftsfähig. Recyclingfähig, langlebig, verantwortungsvoll.

Und das Gewicht? Kaum mehr. Selbst die integrierte Getriebebox, schwerer als eine klassische Kettenschaltung, fällt dank cleverem Design kaum ins Gewicht.

Hightech aus dem Drucker

Noch ein Highlight: Die Verbindungsstücke am Hauptrahmen stammen aus dem 3D-Drucker. Ein Algorithmus berechnete, wie das Material am effizientesten platziert werden muss – ganz ohne Herumprobieren. Das Ergebnis? Die Teile passten beim ersten Mal – perfekt.

Kaufanfragen? Gab’s. Viele. Aber: «Das Bike ist und bleibt ein Prototyp – und als solcher: unbezahlbar.»

Weitere Bilder zum Bike gibts auch auf MTB-News: mtb-news.de/news/craft-bike-days-2024-bike-of-the-show-lean-cycles