Nike hat in diesen Tagen für viel Aufsehen gesorgt mit einem Turnschuh namens «Amplify». Dieser kombiniert mechanische Komponenten mit herkömmlichem Laufschuh-Design: Er enthält einen leichten Motor, einen Antriebsriemen sowie eine wiederaufladbare Batterie, die im Knöchelbereich integriert ist. Alle Komponenten sind in den Schuh eingebaut. Die Technologie stützt sich auf eigenentwickelte Bewegungsalgorithmen, um die natürlichen Bewegungen von Unterschenkel und Sprunggelenk zu unterstützen.

Anders als typische Wettkampfschuhe richtet sich Project Amplify nicht an Leistungsläufer. Vielmehr zielt das System auf Menschen ab, die mit weniger Anstrengung schneller oder weiter gehen oder joggen möchten. In Tests mit mehr als 400 Probanden konnten einige dank dem Amplify ihr Kilometertempo von etwa 7:30 Minuten auf rund 6:00 Minuten verbessern.

Nike arbeitet gemeinsam mit dem Robotikpartner Dephy an der weiteren Entwicklung, um das System in den kommenden Jahren einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Der Prototyp befindet sich derzeit noch in der frühen Testphase. Es gibt noch keine Informationen über eine Markteinführung.

Trend: Motorisierung des Outdoorsports

Es ist offen, ob es der futuristische Schuh jemals in die Verkaufsregale schafft. Die Entwicklung passt aber in den aktuellen Trend, alle erdenklichen Bewegungsformen im Outdoorsport mit einem Motor zu unterstützen. Das E-Bike war in diesem Bereich vor drei Jahrzehnten ein Vorläufer, heute ist es auf den Trails nicht mehr wegzudenken. Es steht aber noch in den Sternen, ob sich auch Technologien wie ein motorisierte Laufschuh oder eine elektrifizierte Wanderhose durchsetzen werden.

Bei Schuhen wie dem Amplify geht es nicht primär darum, gute und sportliche Läufer noch schneller zu machen. Vielmehr liegt die Option, schwächeren oder eingeschränkten Personen Möglichkeiten zu eröffnen, die ihnen sonst verwehrt wären. Das ist an sich ein reizvoller Ansatz. Gleichzeitig findet man sich dabei bei einer der Kernfragen der aktuellen Diskussion um E-Mountainbikes wieder. Muss wirklich alles für alle erreichbar sein? Wieviel Wert bleibt noch in einer Sportart, in der alles «convenient» wird? Der Amplify dürfte auf jeden Fall für Diskussionen sorgen, bevor das erste Modell je in einem Regalfach gelandet ist.