First Ride: Specialized S-Work Turbo Levo 4 – Die Neuauflage zum 10-jährigen Jubiläum
Das Bike gibt es in vier Ausstattungsvarianten, eine davon als S-Works-Version, und als Rahmenset. Das Topmodell unterscheidet sich nicht nur bezüglich der Ausstattung, sondern primär durch die Motorleistung. Das S-Works Levo hat 111 statt 102 Newtonmeter und 720 statt 660 Watt maximale Unterstützung. Specialized hat wie zuvor mit dem Produzenten Brose den Motor komplett neu entwickelt. Der Antrieb lässt sich via App oder über die Lenkerfernbedienung individuell konfigurieren. Zur Verfügung stehen diverse sehr unterschiedliche Unterstützungsmodi.
Im Rahmen eines Pressecamps auf Madeira konnte Ride das Topmodell einer ersten Testfahrt unterziehen. Das Bike war mit einem 840-Wattstunden-Akku ausgerüstet und es stand ein Range-Extender mit 280 Wattstunden zur Verfügung. Letzterer lässt sich auch als Stand-alone-Lösung nutzen, heisst ohne eingelegten Hauptakku.
Das Bike im Einsatz
Der 77-Grad-Sitzwinkel sorgt für eine sehr aufrechte Sitzposition. Da der Motor ordentlich Power hat, lassen sich moderate Anstiege somit sehr entspannt angehen. Geht es auf engen und steilen Serpentinen bergauf, ist die Körperhaltung etwas gedrängt und es braucht Gewichtsvorlage, um die Kurven zu meistern. Ansonsten lässt das Levo auf Kletterpartien keine Wünsche offen. Selbst bei maximaler Unterstützung schiebt der Motor kein bisschen und drosselt auf losem Untergrund gekonnt. Die Sensorik ist State of the Art.
Bergab liegt das Mullet-Bike satt am Boden, schluckt feine Schläge unmerkbar soft und bietet im Kurvenausgang oder beim Abdrücken auf Jumps optimalen Gegendruck. Die Landung ist selbst aus grösserer Höhe sanft. Wird im Flachen aufgesetzt, verliert man aber etwas an Vortrieb und es fehlt an Unterstützung von der High-Speed-Kompression des Fahrwerks. Das verlorene Momentum wird dank dem kraftvollen Motor wettgemacht, schnell ist wieder Tempo aufgebaut.
Das Handling des Bikes an sich ähnelt dem des Levo SL und dem des neuen Stumpjumpers sehr. Dass hier dieselbe DNA vorliegt, ist unmittelbar spürbar. Es gibt nur wenige E-Bikes, die sich so leicht und spielerisch in schnelle Kurven legen lassen. Die hohe Laufruhe, gepaart mit dem sehr guten Fahrwerk, ist wie eine Versicherung, wenn man von der Spur abkommt. Einfach einlenken und zurück auf die Ideallinie zielen oder eine Vollbremsung einleiten, falls man in Richtung Graben schiesst. Mehr passiert nicht.
Wegen der beinahe 24 Kilogramm rollt das Bike ein bisschen träge in der Ebene. Entfernt man den Hauptakku und fährt nur mit dem Range-Extender, werden fast 2 Kilogramm eingespart. So fällt das Handling spürbar leichter aus, das Levo fühlt sich wie ein unmotorisiertes Allmountain-Bike an. Einzig der Luftdruck der Gabel sollte etwas reduziert werden, da weniger Masse auf die Front einwirkt.
Fazit
Das neue Levo fährt sich schlicht top und genau so, wie es von einem High-End-E-Bike erwartet wird. Der neue Motor begeistert mit der dynamischen Unterstützung, die sich selbst im Turbomodus sehr «natürlich» anfühlt. Dass einen 111 Newtonmeter Kraft unterstützen, merkt man kaum, so fein greift der Motor ein. Diese Neuauflage setzt einmal mehr die Messlatte hoch.