Radhersteller Simplon und der steinige Weg zurück aus der Insolvenz | Ride MTB

Radhersteller Simplon und der steinige Weg zurück aus der Insolvenz

Das Simplon Rapcon ist das jüngste MTB aus der Vorarlberger Fahrradschmiede.

Im September 2024 meldete der Vorarlberger Fahrrad-Hersteller Simplon Insolvenz an. Im Dezember wurde ein neuer Investor präsentiert und der Neustart am Standort Österreich ausgerufen. Nun wandert ein Teil der Fertigung nach Rumänien ab, und weitere Kündigungen drohen. 

«Prinzipiell sind wir weiterhin gut auf Sanierungskurs», erklärt Christoph Mannel, der Geschäftsführer (GF) von Simplon, im Gespräch mit Ride-MTB. Die traditionsreiche Vorarlberger Fahrradmarke, die 1961 in Hard bei Bregenz als Familienunternehmen gegründet worden ist, war 2024 in wirtschaftliche Turbulenzen geraten. Im September letzten Jahres musste bei einem Mitarbeiterstand von 155 Personen aufgrund von Verbindlichkeiten in der Höhe von rund 44,5 Millionen Euro ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung angemeldet werden. Im Dezember 2024 übernahm mit SOL Capital Management ein österreichischer Finanzinvestor das Unternehmen. Auch GF Mannel, der als ehemaliger CCO der Accell-Gruppe Expertise in der Fahrradbranche mitbringt, stieg als Investor mit ein. Die neue Führung trat mit dem Versprechen an, «mit einer Kapitalspritze eine der führenden Marken im österreichischen Fahrradsport und die rein österreichische Fertigung von Simplon mit rund 140 Beschäftigten nachhaltig abzusichern».

Die erfolglose Suche nach Mitarbeitern

Soweit der hehre Plan. Knapp ein Jahr später vermeldete Simplon nun, ab 2026 einen neuen Fertigungsstandort in Rumänien zu eröffnen. In Hard wurden indes weitere 21 von aktuell noch 112 Mitarbeitern in Österreich zur Kündigung angemeldet. Wobei Mannel betont, dass nicht zwingend 21 Kündigungen ausgesprochen werden, aber das österreichische System verlange vom Unternehmen, vorab eine konkrete Zahl zu nennen, ohne dass diesen Zahlen wirklich Namen betroffener Mitarbeiter zugeordnet sind. Betreffen werden die Kündigungen allerdings allein Mitarbeiter in der Produktion in Hard. Übrigbleiben werden dann rund 90 Beschäftigte. Diese Neuigkeiten wirken angesichts der vor knapp einem Jahr verkündeten Pläne widersprüchlich, weshalb Ride-MTB bei GF Mannel nachgefragt hat.

Ist Simplon tatsächlich gut auf Sanierungskurs? In jüngster Zeit platzten einige vermeintliche Investoren-Deals, die Radhersteller wieder auf Schiene bringen hätten sollen. Doch Mannel versichert, bei Simplon stehe der Investor nach wie vor hinter dem Unternehmen. Aber er räumt auch Schwierigkeiten ein, die sich als gravierender erwiesen hätten, als anfangs gedacht. Etwa, was die Belegschaft und den Fertigungsstandort Vorarlberg betrifft. So wolle man bei Simplon die Fertigung wieder stärker an saisonale Schwankungen im Käuferverhalten anpassen, die sich nach dem Abebben des Corona-Hypes nun wieder stärker bemerkbar machen würden, wie Mannel erklärt: «Die Nachfrage ist im Sommer wieder deutlich stärker als im Winter. Wir wollten diese Peaks ausgleichen, aber wir finden in Vorarlberg keine End-Monteure für diese Arbeiten.» Durch die Nähe zur Schweiz ist der Arbeitsmarkt in Vorarlberg ein besonderer. Wer kann, verdient sein Geld, und zwar deutlich mehr, in der Schweiz. Das macht es für lokale Unternehmen oft schwer, Arbeitskräfte zu finden. Offenbar auch im Bereich Fahrrad-Montage.

Outsourcing nach Rumänien, Rückbesinnung in Österreich

Daher habe man sich bei der Fertigung zur Kooperation mit IKO Sportartikel im rumänischen Timișoara entschieden. Dort lassen auch andere bekannte wie Marken wie etwa Woom oder Corratec Räder zusammenbauen. Doch Mannel versichert, dass «der größere Teil der Fertigung, vor allem die konfigurierten Bikes, in Vorarlberg bleibt». Man wolle mit dem neuen «Outsourcing-Partner» diese saisonalen Spitzen besser abdecken. Und Mannel räumt unumwunden ein: «Wir hatten es uns einfacher vorgestellt, in Vorarlberg Mitarbeiter dafür zu finden.» Dass man am Standort Österreich langfristig festhalte, zeige der um fünf Jahre verlängerte Mietvertrag, den das Unternehmen erst unlängst für die Firmenzentrale abgeschlossen hat, so Mannel: «Dabei handelt es sich um 5.000 qm Produktionsfläche.» Die würde man als Unternehmen nicht halten, wenn man nicht damit plane. 

Strategisch will Simplon eine Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen schaffen. Das seien in erster Linie Innovation, Leichtigkeit sowie Rennrad und Gravel. Aber auch im Mountainbike-Segment sei ein neues E-Bike geplant. Der Fokus liege aber künftig auf den Themen Leichtigkeit und Innovation, wie Mannel betont: «Wir waren als Spezialisten zuletzt viel zu viel im Mainstream.» Als kleines Unternehmen könne man eine solch umfassende Produktpalette aber nicht abdecken, weshalb man sich nun auf die genannten Kernkompetenzen rückbesinnen will. Auch die Möglichkeiten der individuellen Konfiguration des eigenen Fahrrades, wofür Simplon ebenfalls bekannt ist, wolle man erhalten.