Test: Industry Nine Hydra 2 – für die harte Gangart
Das Wichtigste in Kürze
Die Hydra-Nabe wurde einer massiven Überarbeitung unterzogen. Die um 65 Prozent dickere Achse soll höhere Kräfte aushalten. Dasselbe gilt für die grösseren Sperrklinken und ihr Gegenstück, den Antriebsring, der aus einem stärkeren Stahl gefertigt ist. Die Naben sind für den Downhill- und den E-MTB-Einsatz freigegeben. Neue Dichtungen und grössere Industrielager sollen die Reibung reduzieren und die Haltbarkeit verlängern. Die vordere und die hintere Felge unterscheiden sich in der Bauart, Industry Nine nennt das «Duo Concept». Die vordere fällt breiter aus und soll nachgiebiger sein, während die hintere dank einem anderen Karbon-Layup härtere Schläge aushalten soll.
Erster Eindruck
Die dicken Aluminiumspeichen, die farblich perfekt zur Nabe passen, geben dem Radsatz einen coolen Look. Bei den Karbonfelgen schimmern die Fasern durch und sie wirken sehr hochwertig. Einzig die Decals wirken etwas dick und scheinen keine sehr hohe Haftkraft zu haben. Vielleicht mindert aber auch die sehr glatte Oberfläche der Felge die Haftung.
Beim Aufziehen der Reifen braucht es gegen das Ende zu etwas Handkraft, um sie über den Flansch zu kriegen. Am Hinterrad sollte eine Reifeneinlage zum Einsatz kommen, die Air-Liner Light von Vittoria. Diese sorgte jedoch für einen erhöhten Widerstand bei der Montage. Mit ihr war es nicht möglich, die letzten zehn Zentimeter des Reifens aufzuziehen. Um Defekte an der Karbonfelge zu vermeiden, wurden bei der Montage keine robusten Metallreifenheber benutzt. Die Plastikhebel konnten jedoch die hohen Kräfte nicht aushalten. Somit wurde der Radsatz ohne Einlage aufgebaut. Das Tubeless-Setup an sich ging ohne Mühe, die Räder waren auf Anhieb dicht.
Im Einsatz
Die enge Freilaufverzahnung von 0.41 Grad sorgt beim kleinsten Druck auf die Pedale für Vortrieb. Durch das unmittelbare Eingreifen ist die Beschleunigung aus Kurven einzigartig. Das wird durch die leicht laufenden Naben unterstützt, so geht es mit viel Momentum über Wurzeln und Steine. Beim Cruisen surrt die Nabe angenehm und vermittelt einem, dass ein präziser und hochwertiger Freilauf im Einsatz ist. Im Direktvergleich mit Rädern mit Stahl- oder Textilspeichen haben die Hydras spürbar geringere Dämpfungseigenschaften. Trotz ihrer hohen Steifigkeit fühlen sie sich jedoch in ruppigem Terrain nicht harsch an. Sie geben etwas mehr Vibrationen und Feedback vom Untergrund, sind aber in engen Anliegerkurven nicht sperrig und sorgen für präzises Lenken.
Fazit
Der Hydra 2 ist ein steifer Radsatz, der jedoch weder bockig noch harsch ist. Er sorgt für ein präzises Lenkverhalten und die Highlights sind ganz klar das unmittelbare Eingreifen des Freilaufs sowie die geringen Reibungseigenschaften. Nach dem sechsmonatigen Testeinsatz haben die Felgen ein paar rein kosmetische Kratzer und die Sticker halten nicht mehr so gut, aber der Rest ist in einwandfreiem Zustand.
Empfehlung
Die robuste Bauweise ist ideal für alle, die den Radsatz durch eine harte Gangart, schweres Körpergewicht oder den intensiven E-Bike-Einsatz höheren Belastungen aussetzen. Wer sein Bike farblich aufpimpen will, findet bei Industry Nine schier endlose Farbkombinationen.
Preis: CHF 2755.– / EUR 2020.–