Eine Rennstrecke nur für die Besten ist eine verpasste Chance
Cross-Country-Rennen in Stadtnähe, und dann noch an einem Ort wie dem Olympiapark München, das klingt super. Hohe Zuschauerzahlen sind fast schon garantiert. Aber worauf fahren die Teilnehmer am 19. und 20. August 2022, wo der Park doch über keine Mountainbike-Infrastruktur verfügt? Damit die Wettkämpfe auf geeignetem Terrain stattfinden können, wird extra ein Rundkurs erstellt – ein cooler Auftrag für die Trail-Baufirma.
So schön das Ganze klingt, hat die Geschichte jedoch für mich einen fahlen Beigeschmack: Der Spass ist von kurzer Dauer, denn die Strecke wird nach den Wettkämpfen wieder zurückgebaut. Die Veranstalter der sportartenverbindenden Europameisterschaften, wo eben Mountainbike ein Teil davon ist, proklamieren hingegen Nachhaltigkeit.
Im Auszug der Pressemitteilung von European Championships Munich 2022 heisst es: «Wir möchten einen langfristigen Mehrwert für die Austragungsstadt, die Region und die Nation generieren sowie als Inspirationsquelle für zukünftige Sportgrossveranstaltungen dienen. Als lokales Organisationskomitee (LOC) sind wir uns der Verantwortung gegenüber der Natur, der Gesellschaft und der Wirtschaft bewusst und verpflichten uns, einen aktiven Beitrag zur lokalen und globalen Nachhaltigkeit zu leisten.»
Das liest sich grossartig. Was aber eine temporäre Strecke mit Mehrwert und Nachhaltigkeit zu tun haben soll, ist mir ein Rätsel. Für mein Verständnis aber wäre nachhaltig, wenn die Strecke permanent und öffentlich zugänglich wäre. Dass eine permanente Strecke im Olympiapark vielleicht nicht möglich ist, leuchtet ja noch ein. Würden die Veranstalter ihre eigenen Leitsätze aber konsequent verfolgen, liessen sie eine Strecke am Stadtrand bauen, von der die Münchner Bevölkerung nach den Wettkämpfen profitieren könnte.
Stattdessen versäumt es die Stadt München, mit diesen Investitionen etwas für die wachsende Anzahl Mountainbiker zu tun, und ihnen eine dauerhafte Infrastruktur zu bieten.