Züritrails zeigt seine Sicht zur SRF-Kontroverse am Üetliberg
Das Trail-Wunder von Zürich: Wie wir den Bikesport trotz Polemik weiter bringen
Nie hätten wir als Vorstand von Züritrails gedacht, jemals einen solchen Text schreiben zu müssen. Was ist passiert? Am vergangenen Dienstag zeigte das Schweizer Fernsehen SRF mit «Keep on Riding» ein Stück Bikekultur: Trailfahren, wie wir es lieben, gefilmt aus der Perspektive von Mounainbikerinnen und Mountainbikern. Völlig überraschend und zu unserem grossen Bedauern waren darunter auch Aufnahmen von inoffiziellen Trails rund um Zürich.
Einerseits ist absehbar, was solche Aufnahmen bewirken: Wer die Trails noch nicht kennt, will sie auch fahren. Der Nutzungsdruck nimmt zu und die Chancen steigen rasant, dass die Strecken geschlossen werden – ausgerechnet Trails, die für viele langjährige Fahrerinnen und Fahrer wichtig sind. Das wiederum fördert die Entstehung beliebiger neuer Abfahrten quer durch sensible Waldgebiete, welche den Bike-Kritikern umgehend Auftrieb geben.
Andererseits ist es nachvollziehbar, dass Züritrails als Lobby-Organisation für legale Bike-Infrastruktur diese Aufnahmen dezidiert ablehnt. Weil es um viel mehr geht, als drohende Trail-Schliessungen. Solche Beiträge haben das Potenzial, eine jahrelange Aufbauarbeit zu sabotieren. Denn die Auseinandersetzung zwischen den Behörden, diversen Anspruchsgruppen und den Mountainbikerinnen und Mountainbikern in Zürich hat eine lange Tradition. Diese gipfelte zeitweise in der Forderung, das Biken am Üetliberg ganz zu verbieten. Ein Überbleibsel dieser Konflikte ist bis heute geblieben: Der Bike-Transport mit der Bahn ist strengstens verboten.
Tausend Mitglieder für Trailtoleranz
Dass die ablehnenden Reaktion von Züritrails im Vorwurf gipfelt, wir tragen zur «Selbstzerfleischung» der Szene bei, weisen wir zurück. Uns geht es um die Trail-Toleranz auf bestehenden Wegen, um die sinnvolle Entflechtung von Bike- und Wanderwegen und die nachhaltige Nutzung der Freiräume in der Stadt und der Natur – für Kinder bis Könnerinnen und Könnern.
Dieses Engagement unterstützen zehn Jahre nach der Gründung rund Tausend Mitglieder. Gemeinsam haben wir erreicht, dass Züritrails bei der öffentlichen Hand, Umweltverbänden und anderen Interessengruppen nicht nur als Vertretung der Mountainbikerinnen und Mountainbiker akzeptiert, sondern auch als Partner bei der Planung der Waldnutzung involviert zu werden. Diese Zusammenarbeit ist nicht in Beton gegossen, denn sie bedingt Vertrauen, Toleranz und eine Kompromissbereitschaft, die auf beiden Seiten immer wieder neu ausgehandelt werden muss.
Trailbau ohne Einsprache
Das jüngste Ergebnis dieser Bemühungen ermöglichte für Zürcher Verhältnisse quasi ein Trail-Wunder: Gegen das Gesuch für einen neuen, rund vier Kilometer und anspruchsvollen Trail wurde keine einzige Beschwerde eingereicht und der Bau startet sehr bald. Vor diesem Hintergrund ist auch die provokante und aus heutiger Sicht zugegebenermassen zu wenig konstruktive Schadenersatzforderung gegenüber dem SRF zu verstehen. Für Züritrails geht es um viel mehr, als die unverständliche Bewerbung inoffizieller Trails. Es geht um einen Trail-Bau, der 400’000 Franken kostet, um jahrelangen Einsatz für die Mountainbikerinnen und Mountainbiker und viel Goodwill seitens der öffentlichen Hand.
Dass die Aufnahmen aus Zürich nach kurzer Zeit aus dem SRF-Archiv entfernt wurden, rechnen wir dem SRF hoch an. Es trägt wesentlich zur Beruhigung der Situation bei. Bedauerlich ist, dass nun auch alle anderen Beiträge weg sind. Das war nicht unsere Forderung. Und wir verstehen, dass sich Thomas Giger grämt, ist auch sein Barrhorn-Part offline. Ob deswegen gleich die Trail-Kultur aus dem Fernsehen verbannt wird, wagen wir zu bezweifeln. Wir suchen jedenfalls das Gespräch mit dem SRF und sind offen für eine einvernehmliche Lösung. Jetzt liegt unser Fokus wieder auf dem Wesentlichen: Dem anstehenden Trail-Bau und dem Crowdfunding, ohne das es nicht geht.