Die fetten Jahre sind vorbei: Deutsche Bike-Industrie präsentiert Bilanz 2024 | Ride MTB

Die fetten Jahre sind vorbei: Deutsche Bike-Industrie präsentiert Bilanz 2024

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Der deutsche Zweirad Industrie Verband hat die Branchenzahlen für 2024 präsentiert. Nach dem Goldrausch zu Beginn der Pandemie drückten im Vorjahr volle Lager auf Preise, Umsätze und Produktionszahlen. Erholung wird erst 2026 erwartet.  

Die gute Nachricht verkündete ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork gleich zu Beginn: «E-Bikes halten länger als gedacht.» Der deutsche Fahrrad-Branchenverband habe die Lebensdauer von Pedelecs bisher unterschätzt. Ging man bisher von vier bis fünf Jahren aus, so korrigierte man dies nun deutlich nach oben. Man rechnet künftig mit acht bis neuen Jahren durchschnittlicher Lebensdauer. Motor und Akku seien robuster, als bisher angenommen, und die Zahl der ausgemusterten E-Bikes unterstreiche dies. 2024 lag die Bestandszahl von E-Bikes in Deutschland bei 15,7 Millionen Stück und damit deutlich höher als noch vor zehn Jahren. Denn 2014 waren lediglich 2,1 Millionen Pedelecs in Deutschlands Haushalten zu verzeichnen. Man habe damit das Ziel der Bundesregierung, die bis 2030 die Zahl der Elektrofahrzeuge in Deutschland auf 15 Millionen erhöhen will, zumindest im Fahrradsektor schon erreicht. Auch insgesamt ist der Bestand an Fahrrädern in deutschen Haushalten 2024 gewachsen und hält nun bei 88,7 Millionen Stück, 2014 lag dieser noch bei 72 Millionen Stück.

Insgesamt wurden 2024 in Deutschland 3,85 Millionen Fahrräder verkauft, davon waren 2,05 Millionen E-Bikes und 1,8 Millionen nicht-motorisierte Fahrräder. Das entspricht einem Rückgang von 2,53 Prozent gegenüber dem Jahr 2023. Zumindest der Anteil der verkauften E-Bikes blieb mit 53 Prozent stabil. Vor allem E-Mountainbikes machen mit einem Anteil von 40 Prozent das Gros unter den verkauften E-Bikes aus.  

Volle Lager, sinkende Preise

Soweit die Erfolgsmeldungen. Man blicke 2024 auf ein «wirtschaftlich herausforderndes Branchenjahr» zurück, sagt Stork. Vor allem hohe Lagerbestände machten dem Markt zu schaffen. So ist der durchschnittliche Verkaufspreis von Rädern im deutschen Fachhandel 2024 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 15 Prozent gesunken. Insgesamt ist das Preisniveau von Fahrrädern, berücksichtigt man alle Verkaufskanäle, 2024 um 8 Prozent gesunken. Während dieser Rückgang bei E-Bikes mit durchschnittlich 10 Prozent stärker ausfiel, stieg er vor allem bei hochwertigen, nicht-motorisierten Rädern - wie Gravel-Bikes oder Rennrädern - sogar um 6 Prozent. Für den ZIV ein klares Indiz dafür, dass gerade im Sektor hochwertiger Nischen der Markt noch Potential habe.

Auch bei den Produktionszahlen haben die hohen Lagerbestände für ein Minus gesorgt. Gegenüber 2023 sank die Zahl der in Deutschland produzierten Fahrräder insgesamt um 13,8 Prozent und lag bei rund 2 Millionen Stück. Die Produktionszahlen pendeln sich damit langsam wieder auf das Vor-Corona-Niveau ein. Ähnliches gelte für den Bereich Fahrrad-Teile, wo man 2022 einen Peak erreicht habe und nun einen Rückgang auf das Niveau von 2020 beobachte.

Rabatte sorgen für Minus trotz stabiler Nachfrage

Das Minus setzt sich dementsprechend auch bei den Umsatzzahlen fort. Während die Nachfrage einigermaßen stabil geblieben sei, und nur um 2,5 Prozent gesunken ist, musste man in Sachen Umsatz ein Minus von rund 10 Prozent einstecken. Auch dies sei auf hohe Lagerbestände und die damit verbundenen Rabattaktionen zurückzuführen, heißt es seitens des ZIV. Insgesamt betrug der Branchenumsatz 2024 in Deutschland 6,33 Milliarden Euro. 

Trotz des schwierigen Marktumfeldes sei der stationäre Fachhandel relativ stabil geblieben. Zwar sank sein Anteil an den Verkäufen im Vergleich zu 2023 um 4 Prozent, doch insgesamt werden immer noch 70 Prozent aller Fahrradverkäufe über den stationären Fachhandel abgewickelt. Gleichzeitig stieg der Anteil des spezialisierten Online-Handels um 3 Prozent. In Sachen Umsatz musste der Fachhandel 2024 ein Minus von 2,8 Prozent verbuchen - 2023 waren es minus 3 Prozent. Größere Erträge seien für den Fachhandel im Moment vor allem mit Werkstätten-Service und nicht dem reinen Handel zu zu erzielen.

Auch 2025 wird schwieriges Jahr

In Sachen Import und Export verweist man beim ZIV ebenfalls auf die hohen Lagerbestände als Problem-Faktor. So sanken die Importe 2024 um 30 Prozent. Im Vergleich dazu ging die Produktion in Deutschland im Vorjahr um 13,8 Prozent zurück. Bei den Exporten sieht es weniger dramatisch aus. Sie sanken 2024 um insgesamt 10 Prozent, wobei E-Bikes mit einem Minus von nur 5 Prozent deutlich weniger betroffen waren als nicht-motorisierte Fahrräder, deren Export um 15 Prozent gesunken ist.

Das Fazit von ZIV-Geschäftsführer Stork fiel angesichts der präsentierten Zahlen verhalten optimistisch aus: «2024 war ein wirtschaftlich schwieriges Jahr für die Branche und 2025 wird es auch. Eine Normalisierung der Lagerbestände ist aber absehbar und damit scheint eine Erholung für 2026 realistisch.» Viele in der Branche seien im Vorjahr gestrauchelt, aber glücklicherweise nur wenige wirklich gefallen. Insgesamt, so Stork, sei die Fahrrad-Branche daher als stabil zu bezeichnen. Die Händler selbst äußerten sich in einer ZIV-Umfrage hinsichtlich der Umsatzprognose 2025 zu 40 Prozent optimistisch, 33 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Zahlen und 27 Prozent erwarten weiter sinkende Umsätze.

Die genauen Zahlen und Statistiken des ZIV zum Nachlesen.

Videomitschnitt der Medienkonferenz zu den ZIV-Marktdaten


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