Die Camper-Krise gleicht der Fahrrad-Krise aufs Haar
Als das Coronavirus das Leben auf den Kopf stellte, waren Camper und Wohnmobile gefragter denn je. In der Mountainbike Community war Vanlife schon vorher ein grosses Thema und fand weitere Mitfahrer. Plötzlich waren fahrende Behausungen eine der wenigen Möglichkeiten, überhaupt noch zu reisen.
Es kam, wie es kommen musste: Die Camper wurden knapp – wie auch in der Bike-Industrie war daran nicht nur die gestiegene Nachfrage schuld, sondern auch Einschränkungen, die den Nachschub an Fahrzeugen behinderten.
Auch die Fortsetzung kennen jene, die mitbekommen haben, wie sich der Fahrradmarkt in den letzten Jahren abgespielt hat. Allmählich entspannte sich die Situation in der Lieferkette, die dicken Bestellungen wurden ausgeliefert und übertrafen, was von der Nachfrage übrig war.
Konkurse und Korruption
Das setzte Hersteller (genauer gesagt: Ausbauer) wie Knaus Tabbert, Händler wie Camper Base und Vermieter wie Off Camper unter Druck. Vans und Reisemobile brauchen viel Platz und der Unterhalt ist nicht zu unterschätzen. Hinzu kommen gestiegene Energiepreise und Zinsen. Geschäftliche Ausbauten und Investitionen auf dem Höhepunkt des Coronabooms wurden zu lähmendem Ballast.
Die Folge: Knaus Tabbert hat 2024 die Produktion neuer Fahrzeuge gestoppt, bis die Überbestände abgebaut sind. Camper Base ist insolvent, ebenso Off Camper. Letztere wollen aber mit deutlich reduzierter Flotte weitermachen wollen und dafür nach Investoren suchen. Weitere insolvente Wohnmobil-Firmen: Auto und Freizeit Nord (Händler), Roadfans und Plugvan (beide Vermieter).
Die Zahlen des deutschen Caravaning Industrie Verbands zeichnen noch kein dramatisches Bild, die Jahresbilanz 2024 ist noch positiv, erst der Dezember liegt mit 12 Prozent deutlich under dem gleichen Monat des Vorjahres. Die Konkurse sprechen aber eine klare Sprache.
Knaus Tabbert war 2020 an die Börse gegangen, im April 2021 erreichte die Aktie ihren Höchstwert von 73 Euro (Einstiegspreis 58 Euro). Anfang 2025 war eine solche noch 12,50 Euro wert. Was wohl weiter zum Vertrauensverlust beigetragen hat: Ende November 2024 hat die Polizei zwei Manager des Unternehmens abgeholt. Wenig später wurden sie in U-Haft gesetzt. 165 Beamte mehrere Firmensitze durchsuchten – angeblich auch jenen in der Schweiz. Angeblich haben die Beschuldigten Schmiergelder von Zulieferfirmen angenommen.
Konsolidierung auch in der Schweiz
A propos Schweiz. Auch hier ist der Absatz neuer Camper und Wohnmobile rückläufig: Um 10 Prozent sind die Neuzulassungen von 2023 auf 2024 gesunken. Ein Firmenchef hat der «Berner Zeitung» erzählt, es würden wohl nicht alle auf diesem Feld tätigen Unternehmen die Krise überleben. Interessant ist, dass die Zulassungen weniger stark gesunken sind als die Neuverkäufe, nämlich rund 8 Prozent. Das Geschäft scheint sich teilweise auf Occasion-Fahrzeuge zu verlagern, wie der «Blick» ermittelt hat.
Camper- und Bike-Markt teilen also auch die Konsolidierung, die solche schwierigen Zeiten oft mit sich bringen. Wer genug Reserven hat, kann die Krise aussitzen. Aus den Überbeständen ergibt sich eine letzte Parallele: Auch Campervans und Wohnmobile gibt es zurzeit mit satten Rabatten.