Ein Gravelride im Yosemite Nationalpark bringt einen Veganer fast ins Gefängnis
Fünf bis zehn Sekunden habe es gedauert, bis er gemerkt habe, dass er sich auf einem Weg mit Fahrverbot befand, erklärt Tyler Pearce, der als Vegan Cyclist seine Fahrradabenteuer mit seinen 150’000+ Followerinnen teilt. Er wohne in der Nähe des Yosemite Nationalpark und wisse, wie stark dieser unter Schutz stehe.
Diese Sekunden wären wohl ohne Folgen geblieben, hätte er sie nicht zum Inhalt eines Social Media Post gemacht. Dieser trug ihm eine Anzeige ein. Das Fahrverbot im Nationalpark zu missachten sei ein schwerwiegendes Vergehen, habe ihm der Staatsanwalt am Telefon mitgeteilt, er empfehle ihm, sich einen Anwalt zu suchen.
5000 Dollar Geldstrafe und bis zu 6 Monaten Gefängnis könnten die Konsequenz sein, habe man ihm weiter mitgeteilt, erklärt er in einem Post auf Instagram zu dieser lebensverändernden Episode. Noch nie habe er seine Freiheit so infrage gestellt gesehen, wie in jenem Moment.
Der Deal: frei, aber vorbestraft
Schliesslich kann er das Schlimmste abwenden, indem er sich schuldig bekennt und reuig zeigt – er sei ja sofort abgestiegen und habe sein Bike geschoben, als er das Versehen bemerkt habe. Die volle Strafe hätte ihn und seine Familie ruiniert, gibt er sich überzeugt.
Übrig bleiben 12 Monate Bewährung, drei Monate Yosemite-Park-Verbot und 350 Dollar Busse. Und Tyler Pearce ist jetzt vorbestraft. All das sei Teil des Deals, den er mit der Staatsanwaltschaft eingegangen sei. Zudem musste er sämtliches Material zum Vorfall löschen, weshalb der Post des Anstosses nicht mehr angesehen werden kann. Er stehe jetzt auf einer Beobachtungsliste, jede seiner künftigen Publikationen werde überprüft.
Die Behörden nehmen den Schutz des Yosemite Nationalparks offensichtlich sehr ernst, was zu begrüssen ist. Im Fall des Veganers geht es ihnen vor allem darum, Nachahmer abzuschrecken. Das dürfte bei jenen, die von Social-Media-Beiträgen leben, funktionieren.
Der Fall erinnert an jenen von Ride-Touren-Autor Martin Depauli, der den Grossvenediger (3657 m) in Tirol mit dem Mountainbike bestiegen hatte und auf seinem Youtube-Kanal darüber berichtete. Dort ist es der Richter selbst, der die Anklage des Bundeslandes zurecht stutzt und die geforderte Busse von 3000 Euro – und zwar pro Person für Martin Depauli und seine Freundin Vici – reduziert er auf 500 Euro. Zudem sei «nicht anzunehmen, dass die Erhaltung der Naturlandschaft in ihrer Vielfalt, Eigenart, Schönheit und Ursprünglichkeit durch die Tat der Beschwerdeführerin erheblich stärker als durch Wanderer, Bergsteiger oder Skitourengeher, die dieselbe Strecke wie die Beschwerdeführerin nutzen, gefährdet wurde.»
Dasselbe hätte man wohl auch vom Gravelbiken auf einem Fussweg im Yosemite sagen können. Zumindest, wenn auch die Nachahmer so schnell abgestiegen wären wie der Vegan Cyclist.