«Fuck you» oder «Yes sir»? Die Krux im Umgang mit Bike-Verboten | Ride MTB

«Fuck you» oder «Yes sir»? Die Krux im Umgang mit Bike-Verboten

Symbolbild: Bike-Verbote sind auf Teneriffa unübersehbar

Der Umgang mit Bike-Verboten ist eine Krux: Soll man sie unterwürfig akzeptieren oder rebellisch ignorieren? Es ist kompliziert, meint Thomas Giger in seinem Blog-Beitrag. Die unreflektierte Gesetzesfürchtigkeit sei aber ein gefährlicher Bumerang.

Wie geht man als Mountainbiker um mit Bike-Verboten? Es ist eine Frage, mit der ich die ganze Bike-Saison über immer wieder konfrontiert werde, ganz besonders aber kürzlich auf einem Trip durch Teneriffa. Die gesamte Insel ist durchsetzt mit Verbotstafeln; Singletrails sind allesamt Tabuzonen. Ich musste mich als Mountainbiker entscheiden zwischen der ehrfürchtigen Obrigkeitsgläubigkeit und dem anarchischen Rebellentum.

Man braucht für diesen Zwist aber nicht gleich auf die Kanarischen Inseln zu fliegen, ein Ausflug nach Baden-Württemberg, ins Appenzellische oder landesweit nach Österreich reicht für diese Zwickmühle. Akzeptiere ich die Verbote oder ignoriere ich sie?

Regeln sind wichtig

Für die Obrigkeitsgläubigkeit spricht, dass man Gesetze aus Prinzip befolgen sollte. Dank ihnen strukturieren wir unsere Gesellschaft und ermöglichen einen geordneten Umgang. Im Mountainbikesport besteht allerdings die Problematik, dass viele Verbote ideologisch begründet sind. Man will einfach keine Mountainbiker auf Trails. Ohne Grund, punkt. So wie auf Teneriffa. Hier ist man Tage lang mausbeinalleine auf den Trails unterwegs, Wildtiere gibt es auf der Insel auch keine. Es gibt hier keinen offensichtlichen Grund, Mountainbiker flächendeckend von den Trails auszuschliessen. Da stellt sich unsereins die Frage: Reise ich wieder nach Hause oder futiere ich mich um die Flut an Verbotstafeln?

Keine Frage: Regeln sind dazu da, um sie zu befolgen. Bloss verändert sich für die Mountainbiker zwischen Teneriffa und Tirol nichts, wenn sie gesetzesfürchtig auf Forststrassen oder Fahrradwege ausweichen. Vielmehr bestärkt solches Verhalten die Gegner darin, weitere Verbote durchzusetzen. Denn auch sie suchen den Weg des kleinsten Widerstands.

Der konträre Weg zur Obrigkeitsgläubigkeit ist die Nichtbeachtung der Fahrverbote. Dabei riskieren die Mountainbiker abgesehen von Strafzetteln hitzige Diskussionen und verschärfte Fronten. An diesem Punkt sehen sich aktuell viele österreichische Mountainbiker: Man will das Image als Trail-Anarchisten verhindern, um weiterhin als Gesprächspartner ernst genommen zu werden. Um dann doch über den Tisch gezogen zu werden, behaupten spitze Zungen.

Es braucht Druck im Kessel

Die Realität ist indes eindeutig: Den Mountainbikern sind die vielen Trail-Verbote längst schnuppe. Ein Blick auf die Heatmap von Strava zeigt dies deutlich. Hier ist augenfällig, dass Verbote nur dann befolgt werden, wenn sie einen Sinn machen oder wenn eine würdige Alternativroute vorhanden ist. Das ist auch auf Teneriffa nicht anders. Die Mountainbiker sind dabei keineswegs unverbesserliche Rebellen, ihnen fehlt oft bloss die Alternative für die legale Ausübung der Sportartart.

Gleichzeitig führt die Nichtbeachtung der Fahrverbote zu einem sichtbaren Nutzungsdruck. Dies ist wichtig, denn bleibt der Druck im Kessel hoch, führt das zu Veränderungen. Dem Mountainbikesport ist nicht gedient, wenn wir uns mit eingezogenem Schwanz auf die Forststrassen zurückziehen. Nicken wir Mountainbiker die ideologischen und unverständlichen Verbote ab, führt das allenfalls zu einer einvernehmlicheren Stimmung, gleichzeitig aber auch zu noch mehr Einschränkungen. Weil der Druck im Kessel nicht hoch genug ist.

Die Strava Heatmap von Teneriffa zeigt: Die Trails werden auch mit den Verboten befahren.

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