Kölner Biker schaufeln sich die Himmelsleiter  | Ride MTB

Kölner Biker schaufeln sich die Himmelsleiter 

Himmelsleiter Trails Köln DIMB

Mountainbiken ist nicht nur da populär, wo es Berge gibt. So zum Beispiel in Köln. Die höchste Erhebung ist eine Aufschüttung aus dem Braunkohle-Tagebau, die Glessener Höhe, die sich rund 180 Meter über den Rhein erhebt. In dem Gebiet werde seit Jahrzehnten Mountainbike gefahren, sagt Dennis Müller von der lokalen DIMB IG Erft. Auf den bestehenden Wegen gilt Koexistenz und die funktioniere auch. Doch wie an so vielen Orten, sind rund um die Glessener Höhe ein paar informelle Trails entstanden, einige davon im Naturschutzgebiet. Es musste also eine kanalisierende Lösung her.  
 
Hier zeigt sich, wie die Deutsche Initiative Mountainbike DIMB Gruppen hilft, in kurzer Zeit zum Ziel zu kommen. Das beginnt bei der Vereinsgründung: «Durch den Anschluss an die DIMB können wir auf etablierte Vereinsstrukturen zurückgreifen und müssen uns nicht selbst mit grundlegenden Themen wie Vereinsrecht, Mitgliederverwaltung und so weiter aufhalten», erklärt Dennis, warum er und seine Sportsfreunde nicht einen eigenen Verein gegründet haben, sondern eine lokale DIMB-Gruppe konstituierten. Zudem helfe die DIMB mit Trailbau-Fachwissen, Werkzeugen und unterstütze die IG auch finanziell. Ein attraktives Paket also.  
 
Im Herbst 2024 hat die DIMB IG Erft von der zuständigen Behörde Wald & Holz NRW die Erlaubnis erhalten, ausserhalb des Naturschutzgebiets zwei Trails mit je ca. 400 Meter Länge und etwa 30 Tiefenmetern sowie eine Skill Area zu bauen. Himmelsleiter Trails heisst die Anlage, benannt nach der direkt daneben gelegenen Holztreppe.

Seit November schaufeln nun die Biker. Und während die steile Flanke sehr gut für spassige Trails geeignet scheint, kämpft die Trailcrew mit einer weiteren geografischen Herausforderung: Der aufgeschüttete Boden ist sehr sandig und lässt sich schlecht zu Trails verdichten, die nicht schon nach kurzer Zeit zu tiefen Gräben werden. «Daher müssen Teile unserer Strecken mit extra angelieferter, lehmhaltiger Erde in Handarbeit befestigt werden. Bisher haben wir rund 50 Tonnen davon in Handarbeit bewegt, wovon etwa die Hälfte bereits auf unseren Trails verarbeitet wurde.»  

 

 

Viel Fronarbeit und Verantwortung 

In einem Bericht des WDR ist zu sehen, wie die Freiwilligen Erde schubkarrenweise an der gewünschten Stelle auskippen und andere diese mit Schaufeln festklopfen. Über 500 Stunden Fronarbeit hätten sie allein in den Trailbau investiert. Für die Ausarbeitung des Projekts, Bewilligungsanträge, Behördenkontakte und Betreuung der IG kommen locker nochmals 5 Stunden pro Woche dazu, schätzt Dennis.

Inzwischen sei die blaue Strecke fast fertig und die rote im Bau. Auf der Anhöhe über dem Einstieg der beiden Trails wollen die IG-Mitglieder und ihre Helfer eine Skill Area einrichten. «Öffnen können wir die Strecken erst, wenn alles fertiggestellt und auch beschildert ist. Nach aktuellem Stand hoffen wir, dass dort bis zum Sommer gefahren werden kann», gibt Dennis den Zeitrahmen bekannt. 
 
Den Bau und in der Zukunft den Unterhalt der Strecken finanzieren Spenden, Fördergelder und die Unterstützung durch die DIMB, wobei diese Beträge allein für Material verwendet werden. Bezahlte Arbeit gibt es bei der DIMB IG Erft nicht. Dafür ist auch weiterhin viel zu tun. Drei Trailadmins seien bestimmt und würden noch in ihre Aufgabe eingeführt, so Dennis. Diese werden in Zukunft dafür sorgen, dass die Strecken in gutem Zustand bleiben und sie werden dafür rechtzeitig Freiwillige zum Nachshapen organisieren. Einer von ihnen ist er selber.

 

Sind die zwei Himmelsleiter Trails genug?

Bleibt die Frage, wie viel Mountainbike-Verkehr zwei gebaute Strecken aufnehmen müssen. Im Rhein-Erft-Kreis lebt rund eine halbe Million Menschen – zu viele für zwei von der Community unterhaltene Trails von wenigen hundert Metern Länge. «Einige hätten gerne möglichst viele solcher dedizierten, ausgewiesenen Angebote zum Biken. Andere befürchten, dass dadurch eine Verdrängung Einzug hält und das Mountainbiken auf eben solche Spots begrenzt werden könnte.»  
 
Es wäre ein herber Verlust, wenn die in Nordrhein-Westfalen laut Dennis Müller funktionierende Koexistenz durch gebaute Strecken geschwächt würde. «Das Eine darf das Andere nicht infrage stellen», betont er, «Die DIMB setzt sich seit ihrer Gründung für das Betretungsrecht und die Koexistenz im Wald ein. Aber auch Zusatzangebote wie die Himmelsleiter Trails sind wichtig.»

DIMB IG Erft


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