Lörracher Biker arbeiten an Trail-Netz nahe der Schweizer Grenze | Ride MTB

Lörracher Biker arbeiten an Trail-Netz nahe der Schweizer Grenze

Lörrach Mountainbike Trail

Die deutsche Kleinstadt Lörrach (Baden-Württemberg) eröffnet demnächst ihren zweiten Biketrail. An der Grenze zur Schweiz liegend ist er auch für Basler Mountainbiker interessant. Und es soll noch weitere davon geben.

Die Stadt Lörrach liegt in Baden-Württemberg, der Heimat der Zwei-Meter-Regel, die jegliches Trailbiken ausserhalb definierter Wege kriminalisiert. Lörrach liegt aber auch direkt an der Grenze zur Schweiz, genauer zum Kanton Basel-Stadt. «Wir fahren oft auf die Chrischona, den Gempen, nach Sissach oder Arlesheim, um auf guten Trails legal Mountainbike zu fahren», erklärt Gerold Schmidt vom Verein Mountainbike Lörrach, «doch wir wollen auch Feierabendrunden fahren können, ohne uns vorher ins Auto oder den ÖV setzen zu müssen», fährt er fort.

Wie an so vielen Orten gedieh der Mountainbike-Sport auf Singletrails auch um Lörrach herum in der Illegalität. Befriedigend war und ist die Situation nicht. Es habe immer wieder Initiativen von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen gegeben, um einen Trail zu legalisieren, beschreibt Schmidt. Die Gründung von Mountainbike Lörrach hat nun rollbare Resultate hervorgebracht. 2021 konstituierte eine Handvoll Mountainbiker den Verein, ein halbes Jahr später hatte er 200 Mitglieder, inzwischen sind es rund 450. Das Bedürfnis ist da. «Auch diverse Biker aus der Basler Gemeinde Riehen machen aktiv bei uns mit», verrät er.

Eineinhalb Jahre nach seiner Gründung hat der Verein den ersten Trail eröffnet. «Hands of Steel» heisst er, ist 1,2 Kilometer lang und hat eine Höhendifferenz von 65 Metern. «Wir haben von Anfang an alle an den Tisch geholt, die in irgendeiner Form von einem offiziellen Mountainbike-Trail betroffen sein können», beschreibt Schmidt. Neben Naturschutz und Forstbehörde auch Jagd, Tourismus, Bergwacht sowie alle relevanten Sport- und Naturschutzvereine.

Tümpel als Gegenleistung für Trail

Dass eine Strecke von 1,2 Kilometern für eine Stadt mit fast 50'000 Einwohnerinnen nicht ausreicht, ist klar. Den eigenmächtigen Trailbau reduziert sie während einer gewissen Zeit, aber nicht dauerhaft. «Wir haben von Anfang an deutlich gemacht, dass wir ein Trail-Netz um die Stadt herum anstreben. Das wurde zur Kenntnis genommen, geht aber auch immer mal wieder vergessen», beschreibt Gerold Schmidt, der im Vorstand von Mountainbike Lörrach für Genehmigungsverfahren zuständig ist.

Zurzeit macht Trail Nummer zwei Schlagzeilen. Dies, weil er praktisch fertig gebaut ist, aber noch nicht eröffnet werden darf. Diese erstaunliche Situation rühre daher, dass für den Bau der Strecke ökologische Ausgleichsmassnahmen vorgenommen werden müssen. Diese seien aber bis kurz vor Abschluss der Bauarbeiten von den zuständigen Behörden gar nicht definiert gewesen. Inzwischen ist klar: Die Lörracher Biker müssen als Gegenleistung an die Natur mehrere Tümpel ausheben. «Die grosse Jumpline haben wir professionell bauen lassen, da hatten wir schon Bagger im Wald, die wir dafür einsetzen konnten» erklärt Schmidt. Den Rest der Strecke haben er und seine Mitstreiterinnen in Handarbeit angelegt – wie schon den «Hands of Steel» Trail. «Das Know-how ist ausreichend vorhanden unter unseren Mitgliedern» verrät er mit einem Augenzwinkern.

Inzwischen seien auch die meisten Tümpel gegraben. Der fast fertige Trail brauche noch einen bis zwei Tage Finish durch die Freiwilligen von Mountainbike Lörrach, dann sei er bereit. «Vielleicht können wir im Oktober eröffnen, vielleicht wird es etwas später, auf jeden Fall noch dieses Jahr», verspricht Gerold Schmidt.

Beeindruckend ist, mit welcher Vehemenz, um nicht zu sagen krimineller Energie, sich Einzelne Zugang zum noch nicht eröffneten Trail verschafft haben. Schmidt erzählt: «Zuerst haben wir ihn mit Flatterband abgesperrt. Das war nach kurzer Zeit weg. Dann haben wir dicke Stahlseile gespannt und mit Flatterband markiert. Diese haben sie mit der Flex durchgeschnitten. Das zeigt, wie gross das Bedürfnis nach Trails ist. Es ist aber auch absolut respektlos gegenüber unserer Trail-Crew, die sich dafür engagiert, dass es überhaupt welche gibt», urteilt Gerold Schmidt.

Lörracher Trails sollen zum Netz wachsen

Was den Lörracher Mountainbikerinnen in ihrem Vorhaben hilft, ist die Tatsache, dass ein grosser Teil der Hügel und Wälder um die Stadt herum entweder der Gemeinde oder dem Bundesland gehören. Deshalb haben die Vereinsleute private Waldstücke von Anfang an ausgeschlossen und ersparen sich damit zähe Verhandlungen, die sich an vielen anderen Orten über Jahre hinziehen.

Dennoch, das Projekt Trail-Netz Lörrach ist noch immer nur ein Konzept, mit dem sich weder die Verwaltung noch die Regierung der Stadt materiell auseinandergesetzt haben. Für Gerold Schmidt und Mountainbike Lörrach sind die beiden ersten Trails sowie drei weitere, für die es konkrete Pläne gibt, Teil des Trail-Netzes, das sie anstreben. Sechs bis acht Strecken soll dieses dereinst umfassen. 

Nach eineinhalb bewilligten Trails gleich ein ganzes Netz zu fordern, ist das nicht etwas forsch? Schmidt verneint: «Wir haben von Anfang an offen kommuniziert, dass das unser Ziel ist.» Der Lörracher Bürgermeister habe bei der Eröffnung des ersten Trails bereits gesagt, dass weitere folgen würden, sagt er, «Wir werden ihn demnächst daran erinnern». Es folgt die Forderung, die Mountainbike-Vereine landauf, landab stellen: «So wie jeder Stadtteil und jede Gemeinde einen Bolzplatz hat, so soll jeder Stadtteil und jede Gemeinde auch einen Mountainbiketrail bekommen. Oder mehrere.»

Gut möglich, dass dann die Basler Biker über die Grenze kommen, um ein paar Runden zu drehen.

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