Kurz vor Saisonende: Frei mit erstem Weltcup-Sieg
Der Short Track der Frauen-Elite begann auf einem trockenen Kurs, und es war die Olympiasiegerin von Rio 2016, Jenny Rissveds (Team 31 Ibis Cycles Continental), die das Tempo vorgab. Die Führende der Short-Track-Serie, Alessandra Keller (Thömus Maxon), kämpfte sich an die Spitze, konnte sich aber keine Verschnaufpause von der immer noch zweistelligen Verfolgergruppe verschaffen. Chiara Teocchi (Orbea Factory Team) und Nicole Koller (Ghost Factory Racing) versuchten beide, alleine zu fahren, wurden aber wieder eingeholt, bevor sich in der fünften Runde schliesslich eine Ausreissergruppe bildete, in der Rissveds, Laura Stigger (Specialized Factory Racing), Loana Lecomte (Canyon CLLCTV XCO) und Koller Boden gutmachten. Und als Stigger im Steingarten strauchelte, konnten Koller, Rissveds und Lecomte davonziehen.
Die neue UCI Short-Track-Weltmeisterin Evie Richards (Trek Factory Racing - Pirelli) war jedoch nicht weit weg von der Spitze und schloss in ihrem ersten Rennen im Regenbogentrikot die Lücke. Die Britin hatte ihre beiden vorherigen Short-Track-Rennen in den USA ebenfalls gewonnen und schien sich auf einen Angriff vorzubereiten, um ihr drittes zu gewinnen. Doch es sollte nicht sein. Auch Frei hatte ihre Taktik gut abgestimmt und setzte sich in der letzten Runde zusammen mit Rissveds ab. Die beiden waren im Steingarten unzertrennlich, doch am Schlussanstieg setzte die Schweizerin ihre schwedische Konkurrentin mit einem Hammerschlag ab.
Rissveds hatte keine Antwort, und Frei fuhr solo ins Ziel. Dahinter setzte sich Richards gegen Lecomte durch und wurde Dritte, während Schweizermeisterin Nicole Koller mit Platz fünf eine persönliche Bestleistung schaffte. Nach dem Rennen sagte Sina Frei: «Es ist wunderschön. Es ist mein erster Weltcup-Sieg auf der Kurzstrecke und das ist etwas ganz Besonderes. Und dieser Sieg ist auch für Muriel, die an den Strassenweltmeisterschaften verstorben ist!»
Short-Track-Gesamtsiegerin Alessandra Keller sagte: «Es ist unglaublich. Der Gesamtsieg war ein grosses Ziel von mir. Beständigkeit ist eines der Ziele in meinem Leben. Den Gesamtsieg zu sichern bedeutet mir sehr viel. Auch heute hatte ich ein ziemlich gutes Rennen, ich habe zwar einen Fehler gemacht, der mich das Podium gekostet hat, aber ich bin trotzdem sehr glücklich, dass ich wieder dabei bin und vor allem, dass ich mein Ziel eine Runde vor Schluss erreicht habe.»
Weltmeisterlicher Auf- und Antritt von Koretzky
Es war Alan Hatherly (Cannondale Factory Racing), der zu Beginn des Rennens das Tempo vorgab. Der neue Cross-Country-Weltmeister zeigte, dass er auch im kürzeren Format mithalten kann, wie er zuletzt in Les Gets, Haute Savoie (Frankreich), bewiesen hat. Ein weiterer Cannondale Factory Racing-Fahrer, Simon Andreassen, setzte sich in der zweiten Runde ab, und es war klar, dass die beiden eine gewisse Team-Taktik verfolgten. Dann geschah das Unglück für Gaze. An einem Engpass kurz vor dem Tunnel ging der Führende der Gesamtwertung zu Boden und fand sich bald an letzter Stelle wieder. Koretzky witterte seine Chance. Mitte der fünften Runde legte der Franzose ein hohes Tempo vor, tastete die Konnkurrenz aber nur für den weiteren Verlauf des Rennens ab.
Charlie Aldridge (Cannondale Factory Racing), Filippo Colombo (Scott-SRAM MTB Racing Team) und Nino Schurter (Scott-SRAM MTB Racing Team) wechselten sich an der Spitze ab, aber Koretzky war nie weit dahinter. Eine Aufholjagd von Chris Blevins (Specialized Factory Racing) zu Beginn der vorletzten Runde endete vorzeitig mit einem schweren Sturz des Amerikaners nach der Hälfte der Strecke. Zu Beginn der letzten Runde bildete sich eine fünfköpfige Spitzengruppe mit Koretzky, Andreassen, Hatherly, Schurter und Martins Blums (KMC Ridley MTB Racing Team).
In der Anfahrt zum Steingarten gab Koretzky Vollgas, und niemand sonst konnte ihm folgen. Wie aus dem Nichts baute der Franzose nach dem technischen Feature einen riesigen Vorsprung auf, der sich bis zur Ziellinie hinzog. Hinter ihm kam Andreassen als Zweiter ins Ziel, während Hatherly Schurter überholte und Dritter wurde. Gaze kämpfte sich noch auf den 32. Platz vor und sicherte sich damit 42 Punkte, was bedeutet, dass der Serientitel bis zum letzten Rennen offen bleibt. Nach dem Rennen sagte Koretzky: «Es war unglaublich. Es war mein erstes Rennen als Weltmeister und es hat mir sehr viel Freude bereitet. Es ist etwas Besonderes, wenn man dieses Trikot trägt. Es ist nur für ein Jahr, also muss man es geniessen. Und das war ein schöner Tag für Specialized heute!»
Lillo und Böhm, Punchard und Holmgren
Im Short Track der U23-Fahrer setzten sich Dario Lillo (Giant Factory Off-Road Team) und Kira Böhm (Cube Factory Racing) gegen ihre Konkurrenten durch. Beide Rennen blieben auf einer unerbittlichen Short-Track-Strecke bis zur letzten Sekunde spannend.
Kira Böhm und Isabella Holmgren wechselten sich an der Spitze ab, doch in der letzten Runde setzte sich die Deutsche ab und liess die Kanadierin hinter sich. Im Ziel feierte sie ihren vierten Saisonsieg und damit die Führung in der Gesamtwertung vor dem Saisonfinale in Mont-Sainte-Anne, Kanada, am kommenden Wochenende.
Der Schweizer Lillo überliess es derweil einer Attacke in der letzten Runde mit der niemand mithalten konnte, um seinen ersten Short-Track-Sieg in dieser Serie zu erringen. Die U23-Serie der Männer wird bis zum Schluss spannend bleiben, denn Riley Amos (Trek Factory Racing - Pirelli) und Bjorn Riley (Trek Future Racing) liegen vor der letzten Runde Kopf an Kopf.
Lillo und Böhm glänzten auch im Cross Country, wenn auch dort zwei andere schneller waren. Isabella Holmgren war in der ersten Runde war die 19-Jährige Teil einer grossen Spitzengruppe. In der zweiten Runde setzte sich die Kanadierin am Hauptanstieg ab und das sollte sich als entscheidend erweisen. Bis zum Ende der zweiten Runde konnte sie 37 Sekunden auf die Zweitplatzierten Böhm gutmachen, ein Vorsprung, der mit jeder Runde weiter anwuchs.
Dahinter bildeten Böhm, die Schweizerin Ginia Calouri (Willier-Vittoria Factory Team XCO) und Madigan Munro (USA/ Trek Factory Racing - Pirelli) die nächste Vefolgrergruppe auf der Strecke, aber das Trio schien mehr daran interessiert zu sein, um die verbleibenden Podiumsplätze zu kämpfen, als die Kanadierin einzuholen.
Holmgrens Vorsprung erlaubte es ihr, sich in der letzten Runde zu entspannen und die Bewunderung der vielen Kanadier zu geniessen, die den Weg über die Grenze gemacht hatten, um beim Mountainbike-Weltcup in den USA dabei zu sein. Als sie die Ziellinie überquerte, behielt sie ihre unglaubliche 100-prozentige Siegesquote bei allen vier Cross-Country-Rennen, an denen sie im Rahmen der Weltcups 2024 teilgenommen hat, bei und wird versuchen, bei ihrem Heimrennen in Mont-Sainte-Anne, Quebec, am nächsten Wochenende eine fantastische Bilanz von fünf Siegen zu erzielen. Böhm setzte sich in der letzten Runde von Calouri und Munro ab und wurde Zweite, während die Schweizerin Calouri die Lokalmatadorin auf der Ziellinie überholte und Dritte wurde.
Punchard gewinnt erstmals
Genau wie beim U23-Short-Track-Weltcup waren alle Augen auf Abräumer Riley Amos gerichtet. Doch es sollte nicht zugunsten des Gesamtführenden laufen. Cole Punchard ergriff von Anfang an die Initiative. Genau wie bei den Frauen-U23 blieb eine grosse Gruppe unter der Führung von Luke Wiedmann (Thömus Maxon) zusammen, als das Feld zum ersten Mal die Linie überquerte. Doch als Punchard attackierte, konnte im Gegensatz zu Holmgrens Bemühungen im vorherigen Rennen ein Fahrer – der U23-XCC-Sieger vom Vortag, Dario Lillo (Giant Factory Off-Road Team) – dessen Hinterrad halten.
Die beiden hatten zur Halbzeit des Rennens einen knappen Vorsprung vor Amos und dem frischgebackenen Cross-Country-Weltmeister Luca Martin (Orbea Factory Team), doch als ein Reifenschaden Lillos Bemühungen zunichte machte, witterte Punchard seine Chance, erneut anzugreifen. Der Kanadier nutzte das Missgeschick des Schweizers und baute seinen Vorsprung auf über eine Minute aus. Als er die Ziellinie zum letzten Mal überquerte, hatte er genug Vorsprung, um seinen ersten U23-Weltcup-Sieg zu geniessen. Hinter ihm hatte sich Lillo in einer Gruppe mit Alex Junior Malacarne (Trinity Racing MTB) und Amos wiedergefunden, und der aufstrebende Schweizer Star nutzte seine Short-Track-Fähigkeiten, um auf den zweiten Platz zu sprinten, während Malacarne den favorisierten Amos auf den dritten Platz verwies.