Näf: «Man riet mir davon ab, das Team weiterzuführen.» | Ride MTB

Näf: «Man riet mir davon ab, das Team weiterzuführen.»

Ralph Näf, Team-Besitzer Thömus-maxon.

Das Thömus-maxon-Team veröffentlichte jüngst die erste Episode der sechsteiligen Video-Serie «Race Back Home». In «Roots. Devotion. Heart» startet die Serie mit dem Fokus auf die Wurzeln des Teams. Im Interview gibt Team-Inhaber Ralph Näf einen Blick bis in die Wurzelspitzen.

Ride: Das Team Stöckli unter deiner Führung startete im Jahr 2016. Doch wann war der Team-Manager Ralph Näf wirklich geboren? 

Ralph Näf: Mit 30, also im Jahr 2010 wusste ich, dass ich nach meiner Rennkarriere Team-Manager werden möchte. Mein Traum reifte, als ich noch Profi bei Merida war.

Aber weshalb Team-Manager? Um dem Sport etwas zurückzugeben? 

Ich hatte schon immer viele Ideen und hab sie auch stets gerne umgesetzt. Damals waren es in der Off-Season Partys, Bike-Weekends, aber auch Anlässe für Sponsoren. Und dabei verspürte ich immer das Bedürfnis, ein Team aufzubauen und nach eigenen Ideen zu führen. Um gemeinsam etwas zu erreichen und auch etwas dem Sport zurückzugeben, der mich bis heute prägt.

Zu deinem Karriereende hättest du dich in ein gemachtes Nest eines grossen Teams setzen können. Wieso hast du damals mit Stöckli den «steinigeren Weg» gewählt? 

Die Chance mit Stöckli war für mich cooler und spannender, mit Schweizer Fahrern etwas aufbauen zu können, sodass für mich gar nichts anderes infrage kam. Finanziell wäre ich woanders vielleicht besser dagestanden. Das eigene Team mit Stöckli erachtete ich aber als nachhaltiger und hatte für mich einen höheren emotionalen Wert. Damals gab es auch zu viele starke Schweizer Fahrer, aber zu wenig Teams, das bestärkte mich zusätzlich, diese Geschichte zu starten. Sie nahm übrigens im Jahr 2015 beim Weltcup in Lenzerheide ihren Anfang, auch dank Jolanda Neff, die mich bei Stöckli für diese Aufgabe vorschlug.

Apropos finanziell; die Situation war sponsorentechnisch damals auch nicht einfach, und trotzdem hast du nach dem Aus mit Stöckli weitergemacht.

Noch als Profi versuchte ich mich an einigen Enduro-Rennen, wo ich mich mit dem vormaligen 4x-Weltmeister Joost Wichmann anfreundete. Er brachte mich dann bei Radon rein und ermöglichte meinem Team den Rennbetrieb für ein weiteres Jahr. 

Für nur ein Jahr? 

Wohlverstanden wollte ich nur ein Jahr auf Probe mit Option auf weitere. Die Partnerschaft harmonierte nicht ideal, und so blieb es bei diesem einen Jahr. Ich wusste, Bikes bekomme ich immer, die finanziellen Mittel waren eher ein Brocken. Und den stemmte ich aus der eigenen Kasse, quasi als Investment für die Zukunft des Teams.

Und das hat sich offensichtlich ausbezahlt.

Damals rieten mir einige Leute, darunter enge Freunde und Szenekenner ab, das Team unter diesen Umständen weiterzuführen. Ich glaubte aber fest daran, und dann sprang dank meinem langjährigen Freund und Förderer René Walker die Firma Thömus ein, damals als Nothilfe, für ein, zwei Jahre. Ich hatte auch das Glück, dass ich gute Kontakte hatte, die mir mein Netzwerk noch weiter vergrösserten. Dank ganz vielen Leuten im Hintergrund konnte ich meine Idee umsetzen und meine Ziele mit dem Team weiterverfolgen. Die Fahrer wollten das Team ebenso und verzichteten auf ihren Lohn, um gemeinsam an der Vision zu arbeiten.

Der finanzielle Zustand stabilisierte sich dann aber?

Ja, aber wir wuchsen über die Jahre hinweg langsam und wirtschafteten sehr sparsam. Während einigen Jahren lieh ich dem Team in meinem Zuhause Platz für das Materiallager sowie meinen privaten Campervan. Wir konnten und dürfen auch heute noch auf einige freiwillige Helfer zählen. Ohne diese wäre der Rennbetrieb kaum möglich.

Im Video werden von Alessandra und Mathias die hohe Professionalität, aber auch der familiäre Vibe gelobt. Hast du ersteres von deiner Zeit bei Merida?

Nein eigentlich nicht. Alles, was ich tat, machte ich zu 100 Prozent, aber nur solange es mir Spass bereitete. Bereits aber bei Merida lebten wir das. José Hermida und ich waren und sind heute noch Freunde, hatten viel Spass zusammen, arbeiteten aber hochprofessionell, wenn es an der Zeit war. Dasselbe leben wir bei Thömus-maxon.

Und die familiäre Stimmung?

Ich war oft derjenige, der es gerne lustig hatte und mir jeweils auch das Umfeld suchte, welches das schätzte und teilte. Das habe ich mit ins Team genommen, wo das ebenso geschätzt und gelebt wird. Gleichzeitig haben auch alle zueinander das Vertrauen, dass die Arbeit äusserst professionell abläuft und man zueinander hält.

Zueinander halten, das zählt auch für dich, wenn es bei deinen Athleten mal harzt?

Ein Fahrer wie ich es wär, hätte ich nie im Team haben wollen: Unbeständig, manchmal top, manchmal nach wenigen Runden raus. Und jetzt habe ich das Glück, dass ich sehr beständige Fahrer habe. Kein Fahrer ist aber je zu 100 Prozent konstant, und so durchfahren auch sie manchmal ein Tief. Dafür ist Verständnis da und wiederum kann ich genau da meine Erfahrungen mitgeben, wie man nach einem Tief wieder performt. Alessandra mit Kreuzband und Vital, dem es eine Saison kaum lief. Wir arbeiten mit allen Fahrern längerfristig, da gehören Hochs und Tiefs dazu. Und alle haben bisher gezeigt, dass sie nach einem Tief auch wieder Erfolge feiern können.

Und um Erfolge zu feiern, habt ihr neue Trainings- und Wettkampfreize geschaffen und ein Strassen-Team ins Leben gerufen. Und das leitet ein alter Bekannter – dein erster Team-Chef Bruno Diethelm.

Richtig, Bruno Diethelm ist seit meinen Anfängen einer meiner Wegbegleiter. Es ist grossartig, dass wir ihn nach seiner Zeit als Nationaltrainer nun als Manager unseres Strassen-Teams gewinnen konnten. Er ist zudem auch Sportlicher Leiter des Thömus Nachwuchsprogramm «Thömus-Akros». Bruno lebt den Sport, und man darf immer auf ihn zählen, wenn es ihn braucht.

Für die Heim-Weltmeisterschaften seid ihr demnach bestens gewappnet?

Auf jeden Fall, aber nicht nur dafür. Bis ins Jahr 2028 steht der Plan, dass wir weitermachen. Schliesslich habe ich noch ein klares Ziel. Ich möchte mit Thömus-maxon im Weltcup Team Nummer eins zu werden. Das ist ambitioniert, aber machbar. Und es wäre für alle, auch die Betreuer und Helfer im Hintergrund eine verdiente Auszeichnung.


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