St. Gallen streicht dem Waldegg-Trail das Geld
Im Sommer 2024 hat die St. Galler Kantonsregierung die Mountainbike-Strategie vorgestellt. Die Infrastruktur sei ungenügend und müsse ausgebaut werden, ist eine der zentralen Aussagen. Im September desselben Jahres haben eine Vertreterin der Ortsbürgergemeinde St. Gallen und ein Mitglied der Exekutive der Stadt den Waldeggtrail eröffnet. Zwölf Jahre nach Beginn des Baus und nachdem während über zehn Jahren nur die oberen 80 Prozent befahren werden konnten.
Nun bedeutet eine Strategie auf Papier und eine Strecke auf Stadtboden nicht, dass alles gut ist. Aber die Dinge schienen sich im Kanton St. Gallen im Sinne der Mountainbiker zu entwickeln.
Im Dezember 2024 dann fällt das Parlament der Stadt St. Gallen einen Entscheid, der den positiven Signalen ein politisches Rotlicht gegenüber stellt: Die geplanten 25’000 Franken für den Unterhalt des neuen Trails werden ebenso aus dem Haushalt für das Jahr 2025 gestrichen wie eine befristete Teilzeitstelle zur Koordination des MTB-Masterplans der Stadt. Weitere 70’000 Franken spart die Stadt so laut dem St. Galler Tagblatt.
200’000 Franken für den Bau, 0 Franken für den Unterhalt
«Wir wurden überrumpelt», räumt Philipp Mayer, Präsident von Biketrails Ostschweiz ein. «Den Parlamentsmitgliedern war wohl nicht bewusst, was sie damit kaputt machen», urteilt er. Was er damit meint: Die Stadt und die Ortsbürgergemeinde hatten je 100’000 Franken gesprochen, damit der Waldegg Trail 12 Jahre nach Baustart endlich fertiggestellt werden konnte. Marc Vetterli vom Verein FunPark SG, führt aus: «Die Stadt und die Ortsbürgergemeinde haben die Fertigstellung der Strecke unter der Voraussetzung finanziert, dass diese danach auch unterhalten werde.»
Bleibt es dabei, werden die Vereinsmitglieder ohne professionelle Unterstützung den Trail so unterhalten, wie sie es bisher taten: in ihrer Freizeit und mit minimalen Mitteln. «Wenn ein Problem gemeldet wird, gehen wir hin und flicken die Stelle. Aber um eine ganze Sektion neu zu bauen, die kaputt gegangen ist, reichen unsere Kapazitäten nicht», beschreibt Vetterli. Gut 10’000 Franken nehme der Verein im Jahr durch Sponsoring ein. Diese flössen sowieso in den Unterhalt. Ohne den Beitrag der Stadt steht nun halt weniger als ein Drittel, der geplanten Summe zur Verfügung – um einen Trail von 3 Kilometern Länge zu unterhalten.
Vetterli betont, der Verein und die Stadt hätten schon vor dem Parlamentsentscheid am Unterhaltskonzept gearbeitet und würden das weiter tun. «Der Stadtrat weiss, was er mit dem Waldegg Trail geschaffen hat und das will er auch erhalten.» Das letzte Wort scheint da noch nicht gesprochen zu sein.
Ähnlich die Ausgangslage im Zusammenhang mit der gestrichenen Stelle, zu deren Aufgaben die Umsetzung des MTB-Masterplans gehört hätte. «Auch hier sind die Arbeiten bereits im Gang, die Stadt koordiniert sich mit den Nachbargemeinden», erklärt Mayer. Es sei unbestritten, dass es eine Person brauche, die die Aktivitäten koordiniere, die sich letztlich aus der Umsetzung des Veloweggesetzes ergeben.
Petition fordert Umkehr
Biketrails Ostschwweiz, der Verein Funpark SG und der Veloclub SG haben deshalb einen Bevölkerungsvorstoss an das Stadtparlament gerichtet – eine Art Postulat aus der Bevölkerung, mit dem sie die Legislative auffordern, die Kürzungen rückgängig zu machen. Zudem haben die drei Organisationen eine Online-Petition lanciert, in der sie das das gleiche fordern.
Fragt sich, wie es zu diesem Entscheid gekommen ist, ob vielleicht Organisationen lobbyiert haben, denen die neue Bike-Freundlichkeit des Kantons und der Stadt nicht geheuer ist. «Dafür gibt es keine Anhaltspunkte» entgegnet Philipp Mayer. Hauptgrund sei die missliche finanzielle Lage der Stadt, deren Regierung dem Parlament für das Jahr 2025 ein Budget mit einem Defizit von 27 Millionen Franken vorgelegt hat. Dies, nachdem die Exekutive Kürzungen vorgeschlagen hatte, die für Aufruhr sorgten, etwa indem in einem der städtischen Freibäder die Stelle des Bademeisters aufgehoben und bei der Hygiene gespart werden sollte.
Angesichts solcher Vorschläge scheint es noch harmlos, den Unterhalt eines nigelnagelneuen Trails zu vernachlässigen und die Umsetzung des Veloweggesetzes stiefmütterlich zu behandeln.
Die organisierten Mountainbikerinnen setzen sich trotzdem und richtigerweise dafür ein, dass in den nächsten ihr Sport so gefördert wird, wie es dessen Popularität und die nationale Gesetzeslage erfordern.