32 Zoll: So fahren sich die neuen «Riesenräder»! | Ride MTB

32 Zoll: So fahren sich die neuen «Riesenräder»!

Stoll Project 32

Die Bike-Welt tüftelt an einem neuen Laufradmass. Doch in die Öffentlichkeit wagte sich mit den 32-Zoll-Laufräder kaum jemand. Nun betreten Stoll Bikes das Parkett mit einem eigenen 32-Zoll-Prototyp. Doch wie fahren sich solch grosse Laufräder, träge und langweilig oder vielleicht sogar schnell und spassig? Ride erhielt die Gelegenheit zu einer exklusiven Testfahrt mit Thomas Stoll.

«Wir haben an der Eurobike erste Infos erhalten und dann nach und nach erfahren, dass im Rennsport bereits eifrig getüftelt wird», verrät Stoll, wie es mit dem Projekt begann. «Daraufhin entschieden wir, ebenfalls ein Projekt zu starten. Vom ersten Gedanken bis zum fahrbaren Prototypen vergingen gerade einmal zehn Wochen.» Nachdem die Federweg, System und Kinematik sowie die Geometrie ermittelt war, änderte Thomas Stoll einen bestehenden Carbon-Hinterbau ab und liess sich von einem befreundeten Metallbauer den Hauptrahmen aus Aluminium schweissen.

Das Bike im Überblick

Der Prototyp «Project 32» bringt rund 100 Millimeter Federweg an Front und Heck mit, vorne arbeite in eine Federgabel, die ebenfalls ein Unikat darstellt. Hinterbausytem, Kinematik und Geometrie gelten bereits als final. Das Serienmodell wird dann vollständig aus Carbon gefertigt und ist bereits jetzt auf der Website bestellbar. Die Endfertigung wird aber deutlich länger dauern als die zehn Wochen der Entwicklungsphase, sagt Stoll und verrät: «Unsere Kunden reagieren sehr interessiert. Wir haben bisher ausschliesslich positives Feedback und bereits erste Bestellungen erhalten.»

Weiter sagt Stoll, dass sich die Zielgruppe nicht nur auf den Rennsport beschränke, auch wenn dieser Teil der Stoll-DNA sei. Die Vorteile seien ebenso für die breite Kundschaft spürbar: leichteres Vorankommen, mehr Traktion und Sicherheit, sowie ein insgesamt breiteres Einsatzspektrum.

Die Fahreindrücke

Sattel einstellen, losfahren – eigentlich unspektakulär. Doch im direkten Vergleich zeigt sich das verbesserte Rollverhalten deutlich, auf Asphalt ebenso wie auf Schotter. Am stärksten spürbar wird es beim Trail Hochfahren über Wurzeln und Steine: Der 32-Zöller rollt wirklich ruhiger, traktionsstärker und effizienter. Besonders eindrucksvoll ist der Wechsel zurück auf ein 29-Zoll-Bike. Obwohl dieses spürbar leichter ist als der 13 Kilogramm schwere Prototyp, fühlt es sich weniger souverän an. Das Mehrgewicht fällt kaum ins Gewicht, da der geringere Rollwiderstand den Unterschied kompensiert. Trotzdem soll das finale Produkt deutlich leichter ausfallen als der Stoll-Prototyp.

Bergab kommt das Bike spürbar schneller in Fahrt. Kleine Hindernisse wie Wurzeln oder Steine verschwinden förmlich unter den grossen Rädern. In einem kurzen Vergleichstest mit Stoppuhr, wenn auch nur vier Abfahrten pro Bike und alles andere als professionell, bestätigt sich der Eindruck auch auf der Uhr: Der 32-Zöller ist schneller.

Doch selbst wenn die grossen Laufräder viel wegbügeln, mehr Grip bieten und zusätzliche Sicherheit vermitteln – fahren muss man noch immer. Wer es übertreibt, riskiert den Abflug, und dem waren wir während des Tests zweimal sehr nahe. Auf einem Trail mit ständigem Auf und Ab, engen Kurven und dichten Wurzelteppichen zeigte sich zudem: Der Twentyniner wirkt verspielter, beschleunigt agiler aus den Ecken. Dennoch erfordert der 32-Zöller insgesamt weniger Anstrengung, um durch schwieriges Gelände zu kommen. Und auch der etwas höhere Beschleunigungsaufwand fällt nicht ins Gewicht, da die grossen Laufräder schlicht schneller sind, sobald sie etwas Schwung aufgenommen haben.

Das Wichtigste: Auch ausserhalb des Rennsports macht das Bike Spass. Wer passiv fährt, wird sicher und ruhig durchs Gelände geführt. Wer aktiv spielt, erlebt ein überraschend agiles Bike – keineswegs träge oder langweilig.

Lange Abfahrten haben es in die kurze Testfahrt nicht geschafft. Welche Auswirkungen die grösseren Laufräder auf die Bremsen und ihr Verhalten hat, das bleibt vorerst ungeklärt. Die kurzen Bremsmanöver brachten keine Überraschungen ans Licht.

Fazit

Stoll beweist mit seinem Project32, dass selbst grösser als die etablierten 29-Zoll-Formate noch sinnvoll sein kann. Die Fahrt wird leichter, ob im Wettkampf oder in der Freizeit. Klar, ein Twentyniner bleibt verspielter – doch Langeweile kommt auch mit 32-Zoll-Rädern nicht auf. Stattdessen verschieben sich die Grenzen: Wo man bisher am Limit war, eröffnet sich mit den grossen Laufrädern ein neues Kapitel.

stoll-bikes.com/p32

Impressionen des «Riesenrads»