Am Sonntag stimmt Zug über das Trailbiken ab – es droht eine Niederlage | Ride MTB

Am Sonntag stimmt Zug über das Trailbiken ab – es droht eine Niederlage

IG MTB Zug Flyer Referendum Waldgesetz

Zuger Mountainbiker haben das Referendum gegen das neue Waldgesetz ergriffen. Dieses erlaubt das Radfahren nur noch auf einem strikt definierten Wegnetz. Ein Sieg der Biker an der Urne wäre eine grosse Überraschung. Trotzdem sieht IG-MTB-Zug-Präsident Manuel Siegrist das Trailbiken nicht am Abgrund.

«Nein, ich nehme die Diskussion über das Referendum nicht als Abstimmung für oder gegen das Mountainbiken wahr», widerspricht Manuel Siegrist dem Titel dieses Beitrags. Der Präsident der IG Mountainbike Zug relativiert: «Es geht nur darum, wie restriktiv es geregelt wird.»

Bisher ist das Mountainbiken auf bestehenden Wegen erlaubt, sofern kein explizites Fahrverbot besteht. Das neue Waldgesetz gestattet es nur noch auf jenen Singletrails, die im kantonalen Richtplan als Mountainbike-Wege verzeichnet sind. Noch ist dieser in Arbeit. Es zeichnet sich aber deutlich ab, dass die Mountainbikerinnen künftig auf viele Wege verzichten müssen, die seit Jahren Teil ihrer Touren sind.

Singletrail-Netz wird dünner und dünner

Einen ersten Vorschlag für ein Singletrail-Netz hat die Bike-Community für den Kanton ausgearbeitet. Doch jene, die lieber weniger Mountainbiker auf schmalen Wegen wollen, haben dieses Wegnetz daraufhin zusammengestrichen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar – wenn auch noch nicht beschlossen – dass das Waldgesetz das Mountainbiken nur noch auf jenen Singletrails erlauben würde, die im Richtplan als Bikewege ausgewiesen werden.

In den Monaten nach der Veröffentlichung des Richtplanentwurfs seien die Befürchtungen gewachsen, dass das Netz im Rahmen der Genehmigung noch weiter ausgedünnt wird, beschreibt Siegrist. Auch waren die an der Singletrailnetz-Entwicklung beteiligten Mountainbiker nicht einverstanden mit dem Vorgehen des Kantons. «Deshalb haben wir als IG Mountainbike uns entschieden, das Referendum zu ergreifen.»

Die anderen Beteiligten waren danach auch nicht mehr gut auf die Biker zu sprechen, wie ein Online-Beitrag bei Ride im März zeigte.

Ein Gesetz auf unklarer Grundlage

Dass der Richtplan noch gar nicht fertig ausgearbeitet ist, ist eines der Argumente der Biker. Das Waldgesetz lege etwas fest – die Einschränkung des Radfahrens – dessen Konsequenzen noch gar nicht klar seien. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn dass viele geliebte Singletrails für Mountainbikerinnen gesperrt sein werden, zeichnet sich seit mehr als einem Jahr deutlich ab und war mit ein Grund, weshalb die Biker das Referendum ergriffen haben.

Die nötigen 1500 Unterschriften hatten sie schnell beisammen. Das ist der erfreuliche Teil dieser Geschichte. Ganz anderes sind die Erfolgsaussichten des Referendums. Neben der IG unterstützen ein knappes Dutzend Zuger Bike-Vereine und Swiss Cycling Zug die Vorlage. Keine Partei empfiehlt ein Ja – das bedeuten würde, das neue Waldgesetz zurückzuweisen.

Dem ist hinzuzufügen, dass die Revision des Waldgesetzes viele weitere Themen berührt und die Regelung des Mountainbikes nur eines davon ist. Dass die Parteien das Waldgesetz in der verabschiedeten Form beibehalten wollen, liegt nicht zuletzt daran, dass es viele neue Regelungen enthält, die unbestritten sind. Viele sind nicht gegen das Mountainbiken auf Singletrails, sondern für diverse Dinge wie Waldpflege, Umgang mit gebietsfremden Organismen, Schutz vor Waldbrand und weiteres. Hier das Gesetz im Wortlaut.

Biker gegen den Rest? Nicht ganz

Manuel Siegrist empfindet es als gutes Zeichen, dass die Parteien keinen aktiven Abstimmungskampf gegen das Referendum führten. «Sie halten sich bedeckt, exponieren sich nicht mit ihrer Position», beschreibt er.

Das dürfte allerdings auch daran liegen, dass sie es gar nicht als nötig erachten, sich aktiv gegen den Vorstoss der Mountainbiker zu engagieren. Denn auch wenn 10 Prozent der Bevölkerung – der Anteil der Mountainbikerinnen an der Schweizer Gesellschaft – eine beachtliche Gruppe darstellen, um mehr als 50 Prozent der Stimmen zu holen, müssten die Biker weit mehr Leute für sich gewinnen, als sie selber sind.

Siegrist macht sich denn auch keine Illusionen: «Die Chance dass wir gewinnen, ist nicht sonderlich gross.» Als Erfolg bezeichnet er es, wenn die Biker eine «anständige» Zahl an Nein-Stimmen erhalten würden. «Das würde zeigen, dass wir nicht als vernachlässigbare, kleine Gruppe wahrgenommen werden, die nur ihr Partikularinteresse verfolgt.»

So gesehen ist die Abstimmung dann eben doch auch ein Votum pro oder kontra Mountainbiker auf Singletrails.

Niederlage wäre nicht das Ende

Siegrist ist aber überzeugt, dass es ihm und seinen Mitstreitern gelungen sei, zu zeigen, dass Mountainbiker keine rücksichtslosen Zerstörer der Natur seien, sondern vernünftige Menschen, die in allen Schichten der Gesellschaft zuhause sind. Er verneint, dass die Biker mit dem Referendum ihr eigenes Image beschädigt hätten. Er habe das Anliegen bei jeder im Zuger Kantonsrat vertretenen Partei vorgestellt und habe da viel Verständnis und positives Feedback erhalten. «Das Referendum hat uns auch ein paar Türen geöffnet, die davor zu waren», sagt er.

Deshalb hofft er nun, dass der Kantonsrat die Mountainbike-Routen im Richtplan nochmals überarbeitet. «Wir werden uns in die Finalisierung des Bike-Netzes hineinknien und so gut es geht für unsere Anliegen lobbyieren», verspricht Manuel Siegrist. Es sei nicht unmöglich eine gute Lösung für das Mountainbiken zu finden, auch wenn es Einschränkungen geben werde. «Auch in den Kantonen, die als gute Beispiele gelten, ist nicht alles Gold, was glänzt.»


Weitere News zu diesem Artikel