Andreas Kolb wechselt nach YT-Pleite zu Santa Cruz | Ride MTB

Andreas Kolb wechselt nach YT-Pleite zu Santa Cruz

Andreas Kolb startet künftig für das Santa Cruz Syndicate

Nachdem YT Industries Insolvenz beantragen musste, standen Österreichs Downhill-Aushängeschilder Andreas Kolb und Valentina Höll plötzlich ohne Team da. Der Schladminger gab nun bekannt, dass er bei Santa Cruz, unter Manager Steve Peat, eine neue Team-Heimat gefunden hat.

Für die Mitglieder des YT Mob, dem Weltcup-Team des deutschen Herstellers YT Industries, war es eine Saison mit besonderen Schwierigkeiten. Nachdem Mitte Juli die Insolvenz des Unternehmens bekannt gegeben wurde, standen die Weltcup-Fahrerinnen und -Fahrer plötzlich ohne Team-Support da. Seit August wurden sie nicht mehr bezahlt und die letzten beiden Stopps der Saison in Nordamerika, mussten sie aus der eigenen Tasche berappen. Sogar seinen Mechaniker musste Fahrer Andreas Kolb selbst bezahlen, weil auch der kein Gehalt mehr aus Forchheim bekommen hat. Umso bemerkenswerter sind die Leistungen der beiden österreichischen Athleten, die zum YT Mob gehörten: Höll gewann das Rennen in Lake Placid und sicherte sich damit zum bereits vierten Mal den Gesamtweltcup. Kolb wurde in Lake Placid Fünfter und in Mont-Sainte-Anne Dritter - am Ende belegte er den 7. Rang im Gesamtweltcup. Der zuletzt nicht mehr existente YT Mob belegte in der Team-Wertung 2025 sogar noch den dritten Platz.

Mit Wechsel zum Syndicate Traum verwirklicht

Andreas Kolb hat angesichts der schwierigen Umstände schnell gehandelt und das Beste aus dem Schlamassel gemacht. Er wird fortan für das Santa Cruz Syndicate starten: «Die YT-Pleite, die für mich zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt kam, hat sich nun zu etwas Gutem gewandt: Syndicate ist auf mich zugekommen und ich habe für mindestens die nächsten zwei Jahre unterschrieben. So wurde die schlechteste Situation zur nun glücklichsten meines Lebens.» Der Wechsel zu den Kaliforniern ist für Kolb «ein Upgrade». Mit Jackson Goldstone, dem amtierenden Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger, habe er nun einen Teamkollegen, zu dem er aufblicke und der ihn pushen werde. Umgekehrt, so Kolb, bringe er viel Erfahrung als Racer mit, was dem erst 21 Jahre alten Goldstone nützen könnte. 

Dazu kommt Team-Manager Steve Peat, den Kolb als «Legende» und «coolen Hund» tituliert. Peat sei vom Typ her ein ähnlicher Fahrer wie er selbst: groß gewachsen, athletisch und zudem ein Spätzünder. Die beiden verstehen sich dem Vernehmen nach prächtig und man könne mit «Peaty» auch abseits der Strecke eine Menge Spaß haben. Zugleich sei der Brite ein Manager, der nichts dem Zufall überlasse, der bei jedem Wetter an der Strecke stehe und seinen Fahrern Tipps zur besten Linienwahl gebe. Dass er nun das Teamdress des Syndicates überstreifen kann, sei für Kolb zugleich die Erfüllung eines Traums: «Von dem ich nie geglaubt hätte, dass er wahr werden würde.» Dass dieses Teamdress ein Fox Speedsuit sein wird, stresst Kolb insofern, als er den Winter über alles daran setzen werde, um in dem hautengen Teil eine gute Figur zu machen, wie er scherzt.

Probleme bei Athertons, Pleite bei YT

Der Schladminger hat einen Zweijahres-Vertrag bei Santa Cruz unterzeichnet - mit der Option auf Verlängerung. Kolb hofft, nun endlich ein stabiles Team gefunden zu haben, bei dem er sich voll und ganz auf seine sportliche Entwicklung konzentrieren kann. Der 29-jährige Österreicher war erst für die Saison 2025 vom britischen Atherton-Continental-Rennstall zum YT-Mob gewechselt. Es waren «finanzielle Probleme» bei den Athertons, die ihn zu diesem Schritt bewogen hatten, wie er verrät. Für den Vierjahres-Vertrag bei YT hatte Kolb einige andere, lukrativere Offerte ausgeschlagen. «Ich wollte eine langfristige Perspektive, um mich weiterentwickeln zu können», erklärt er die Team-Wahl. Dass es damals bereits finanziell schlecht um YT bestellt war, hat er erst kurz nach der Unterschrift bemerkt. Das Budget für Unterkünfte wurde plötzlich gekürzt, wie auch die Limits auf den Team-Kreditkarten. «Es war irgendwie komisch, irgendwas passte nicht», erzählt Kolb von den ersten Anzeichen. Wie schlecht es wirklich um das Unternehmen und somit das Team stand, erfuhren Kolb und Konsorten selbst erst Mitte Juli aus den Medien.

Bei Santa Cruz erhofft sich Kolb nun den Rückhalt, um im Weltcup den Schritt vom Top Ten-Fahrer zum Stammgast am Podium zu schaffen. Auch der zweite Weltcup-Sieg ist aus Sicht des Österreichers längst überfällig. Seit seinem Heimsieg in Leogang 2023 landete er mehrmals am Podium und holte 2024 den Europameister-Titel. Doch Kolb will wieder ganz oben stehen. In Lake Placid war es einziges Hundertstel, das ihn von Luca Shaw (USA) und somit Platz zwei trennte. Es war auch nicht unbedingt hilfreich, erzählt Kolb, dass er zuletzt selbst beim Warten im Starthaus auf sein Pleite gegangenes Ex-Team YT angesprochen wurde und wieso er überhaupt noch deren Jersey trage. Ohne diese Zusatzbelastungen im Kopf, so die Hoffnung des Österreichers, werde er 2026 noch befreiter und schneller unterwegs sein.

Santa Cruz V10 hat Kolb überzeugt

Von nun an wird Kolb auf seinem neuen Arbeitsgerät, dem legendären Santa Cruz V10, unteregs sein. Das V10 gilt seit Jahren als eines der besten und erfolgreichsten Downhill-Bikes. Dem pflichtet der Steirer bei, nachdem er es bereits zwei Mal testen konnte: «Das Radl ist der Wahnsinn. Nicht umsonst fahren alle Privateers, die im Weltcup auf eigenen Bikes unterwegs sind, ein V10.» Er habe sofort das Gefühl gehabt, dass es passt. Und das Material sei für ihn entscheidend: «Wenn das Radl nicht passt, könnte man mir noch so viel Geld bieten, oder noch so ein großartiges Team anbieten, ich würde nicht unterschreiben.»

Schon im Winter wird Kolb mit seinem neuen Team die Saison-Vorbereitung starten. Natürlich geht es dazu in die Heimat von Santa Cruz, nach Kalifornien. Obwohl die Kult-Marke mittlerweile Teil der niederländischen PON Holdings B. V. ist, zu der unter anderem auch die Fahrradmarken Cervélo, Focus, Kalkoff Gazelle und BBB gehören. Insgesamt produziert das Unternehmen, das ursprünglich ein Automobil-Zulieferer war, rund 800.000 Fahrräder pro Jahr. Somit sollte Kolb nun bei einem Team gelandet sein, das finanziell etwas stabiler ist als seine beiden letzten Arbeitgeber.

Vali Höll mit kleinem Team zum vollen Erfolg

Auch Kolbs bisherige Team-Kollegin Valentina Höll befindet sich aktuell auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Höll gewann 2025 zum nun jeweils vierten Mal die WM und den Gesamtweltcup. Trotz dieser Erfolge, zieht sie eine durchwachsene Bilanz: «Die Saison war echt ein Auf und Ab – ich hab lange gebraucht, um meinen Flow zu finden. Mein Ziel war es, konstant zu sein, und das habe ich geschafft. In Lake Placid hat’s dann endlich mit dem Sieg geklappt und ich konnte den Overall gleich mit nach Hause nehmen. Wegen einer Wette musste ich dann beim Finale in Mont-Sainte-Anne in Shorts fahren. Auch da hatte ich die schnellsten Splits im oberen Teil, bis ich leider einen Platten hatte. Aber es ist mega cool, dass ich zum Schluss nochmal zeigen konnte, was ich draufhabe. Ich hatte ein kleines Team um mich, das mich wieder daran erinnert hat, wie viel Spaß das Ganze eigentlich macht. Jetzt bin ich froh, dass die Saison vorbei ist und wir neu anfangen können, es gibt bald Neuigkeiten.»


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