Dieses Bike war einmal ein Fischernetz | Ride MTB

Dieses Bike war einmal ein Fischernetz

Plastik Bike Igus RCYL

Dieses Fahrrad besteht fast vollständig aus rezykliertem Plastik. Regen und Dreck können ihm überhaupt nichts anhaben und fahren soll es sich dank dem Flex des Materials ziemlich angenehm. Ein Mountainbike ist noch nicht in der Planung, kann laut dem Hersteller aber noch werden.

«Macht Fischernetze zu Fahrrädern!», hat sich der deutsche Spritzguss-Spezialist Igus gesagt und eine kleine Palette an Bikes entwickelt, die fast vollständig aus Plastik bestehen, der aus aus dem Meer geangelten Plastiknetzen gewonnen wurde. Auf den Trails werden wir diese Bikes kaum je zu sehen bekommen. Dafür sind sie nicht gebaut, auch wenn sie einiges aushalten, wie Sven Erhardt gegenüber Ride erklärt. Er leitet den Verkauf des RCYL BIkes, wie das Plastikvelo heisst.

Viel wichtiger als Trailtauglichkeit ist dem Hersteller, dass dieses Bike ohne Öl und Schmierfett auskommt. Gleitlager aus Plastik sind eines der Hauptprodukte von Igus. Sie kommen am Bike ausgiebig zum Einsatz. Dass die Velos nicht geschmiert werden müssen, aus Recycling-Plastik bestehen und auch wieder rezykliert werden können sowie die Tatsache, dass sie nahezu wartungsfrei funktionieren, sind laut dem Hersteller für dessen gute Ökobilanz verantwortlich.

Die Optik ist gewöhnungsbedürftig, die voluminöse Bauweise ist durch die geringe Steifigkeit des Rahmenmaterials bestimmt. «Wir verwenden aktuell recyceltes HDPE, das von Natur aus nicht zu den steifsten Werkstoffen gehört», führt Terhardt aus. Auf Kopfsteinpflaster wirke es fast, als ob das Fahrrad gefedert sei. Zugleich verkrafte es Stösse besser – auch ungewollte, etwa wenn das abgestellte Rad umkippt. Im Einsatz und auch im Teststand habe sich das Bike als äusserst widerstandsfähig erwiesen, so der Verkaufsleiter.

 

 

Fast alles aus Plastik, aber nicht ganz

Aber wie viel ist denn nun wirklich Plastik daran? Terhardt zählt auf Anfrage von Ride auf: «Die Bremsen, der Steuersatz und einige Verbindungsteile sind aus Metall gefertigt – überall dort, wo es aus sicherheits- oder funktionstechnischen Gründen notwendig ist.» Die Naben seien aus Kunststoff, in den Kunststofflagern drehten sich Glaskugeln. Einen kleinen Kompromiss haben die Ingenieure auch beim Tretlager machen müssen: In einem metallenen Lagerkörper kommen die firmeneigenen Kunststoff-Gleitlager zum Einsatz. Letzte Baustelle, der Steuersatz: «Beim Steuersatz arbeiten wir intensiv an einer Lösung komplett aus Kunststoff, aktuell sind wir dort aber noch nicht am Ziel. Derzeit verwenden wir noch herkömmliche Steuersätze.»

Bleibt die Frage, ob es demnächst ein Mountainbike aus Plastik zu kaufen gibt. «Wir denken in alle Richtungen», meint Terhardt, «Aktuell liegt unser Fokus aber klar im Bereich City- und Trekkingräder. Gewisse Rahmenmodelle – aber nicht jeder des RCYL-Bikes – durchliefen bereits Belastungstests nach Mountainbike-Standards, betont er. Die Ergebnisse seien sehr gut. 
 

 


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