Ein Warnschild hängt im Walde: In Luzern knirscht es wieder | Ride MTB

Ein Warnschild hängt im Walde: In Luzern knirscht es wieder

Pilatus Warnschild Mountainbike Luzern

Ein laminiertes Stück Papier, aufgehängt im Wald bei Luzern, schafft es bis in die überregionalen Medien. Das ist allerdings ein zweifelhafter Erfolg für die Autoren des Aushangs. Es zeigt vor allem eines: Von einer nachhaltigen Lösung für das Mountainbiken ist der Kanton Luzern nach wie vor ziemlich weit entfernt.

«In den letzten Wochen mussten wir leider feststellen, dass weitere illegale Biketrails im Stösswald entstanden sind», beschweren sich die Autoren eines Aushangs. Der Stösswald befindet sich am Nordhang des Pilatus, der Seite des Bergs, der Kriens und Luzern zugewandt ist.

Der Tadel auf laminiertem Papier geht weiter: «In der aktuell laufenden Diskussion um die Schaffung legaler Bikertrails und einem verträglichen Nebeneinander von Erholungsnutzung und Naturschutz am Pilatus-Nordhang erachten wir dies als kontraproduktiv.» Botschaft: Die Mountainbiker, die die Singletrails fahren, schaden also ihrer eigenen Sache, von der sie eigentlich Gutes zu erwarten hätten.
 
Es folgt eine verkappte Drohung mit Polizeikontrollen und Verzeigungen. Mit offiziellen Logos unterzeichnen der Kanton Luzern, die Korporation Luzern (der der Wald in dem Gebiet gehört), der Verein Kriensnatur (Unterorganisation von Birdlife Schweiz) sowie die Revierjagd Luzern und die lokale Jagdorganisation JG Höchberg.

Mountainbike Luzern protestiert

Das ist ein Schlag ins Gesicht von Mountainbike Luzern, der Organisation, die mit einem Leistungsauftrag des Kantons Luzern die Interessen der Mountainbiker vertritt und an der kantonalen Mountainbike-Strategie mitarbeitet. Präsident Andy Stalder betont, dass auch viele weitere Mountinabikerinnen und Biker sich über den Aushang geärgert haben.

In einem offenen Brief kritisiert der Vereinsvorstand: «(…) obwohl wir Teil der offiziellen Strategie Mountainbike-Lenkung Kanton Luzern sind, wurden wir bei der Entwicklung am Pilatus-Nordhang seit zwei Jahren nicht mehr einbezogen.»

Vor zwei Jahren habe Mountainbike Luzern einem Workshop mitorganisiert und zahlreiche Luzerner Bikerinnen und Biker zur Teilnahme motiviert. Wobei dort keine Lösungsansätze diskutiert worden seien, sondern lediglich Konfliktstellen auf einer Karte markiert. Seither hätten sie in dieser Sache nichts mehr gehört. «Gleichzeitig häufen sich Wegsperrungen, Warnschilder und öffentliche Botschaften, die nicht mit uns abgesprochen sind.» Dies schade nicht nur dem Dialog, sondern untergrabe auch das Engagement von Mountainbike Luzern.

 

 

Im Gespräch mit Ride lässt Stalder durchblicken, dass dies der springende Punkt sei. «Einzelne Mountainbiker sind uns gegenüber sowieso schon misstrauisch und meinen, wir seien schuld, dass ihre Secret Trails gesperrt würden. Dieser Aushang erweckt nun den Eindruck, wir seien in die laufenden Diskussionen um eine Lösung am Pilatus involviert, obwohl dem gar nicht so ist.
 
Nun fragt sich, ob die auf dem Hinweisschild angesprochene «Diskussion um die Schaffung legaler Bikertrails» überhaupt noch läuft und falls ja, zwischen wem.

Bikenetz im Kanton Luzern: Die Schalmeien erklangen zu früh 

Ansätze einer Antwort finden sich in einem Beitrag der Luzerner Zeitung (hinter Paywall) zum Knatsch am Pilatus. Dort sagt eine Sprecherin des Kantons, aktuell werde eine kantonale Strategie für Mountainbike-Lenkung mit einer Netzplanung für Biketrails erarbeitet. Das bedeute aber nicht, dass alle bestehenden oder neu entstehenden illegalen Mountainbikewege toleriert werden könnten. Dies als Antwort auf die Frage, weshalb Mountainbike Luzern nicht involviert werde, wenn sich Probleme mit illegalen Trails ergeben.

Und die Stadt Kriens, auf deren Gebiet der Pilatus-Nordhang liegt, erklärt im gleichen Beitrag, dass die Raumanalysen abgeschlossen seien. Es laufe ein Antrag, das Vorhaben zu einem Projekt der Neuen Regionalpolitik (NRP) des Bundes zu machen. Deshalb könne man nichts veröffentlichen. Mountainbike Luzern gehört für den Sprecher der Stadt Kriens somit zur Öffentlichkeit – und nicht zu jenen, die an der Lösung mitarbeiten.

Ziemlich genau vor einem Jahr hat der Kanton Luzern die Schalmeien erklingen lassen, als er die Koexistenz zum Grundsatz der Mountainbike-Netzplanung erklärte. Das ändert natürlich noch nichts am Waldgesetz, das das Befahren unbefestigter Wege verbietet, was so gut wie alle Singletrails einschliesst. Damals schien es, als ob Bewegung in die Diskussion käme.

Durchaus möglich, dass der Kanton seither weitergekommen ist. Die Öffentlichkeit erfährt davon aber nur in Form einer laminierten Warnung, dass dieser ohne die Mountainbiker geführte Prozess in Gefahr sei. Hauptvergehen der Mountainbikerinnen: Sie stellen das Mountainbike nicht den Keller und suchen sich ein anderes Hobby, bis der Kanton ein offizielles Angebot geschaffen hat. 
 


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