Flims, Laax und Falera übernehmen das Ski- und Bike-Gebiet Weisse Arena
Der Weg für den Millionen-Deal in Graubünden ist frei: Nach Laax und Falera hat auch Flims dem Kauf der Bergbahnen und weiteren Anlagen der Weisse Arena Gruppe (WAG) zugestimmt. Mit einem deutlichen Ja von 85,5 Prozent der Stimmenden sagten die Flimserinnen und Flimser am Sonntag an der Urne Ja zur Übernahme der touristischen Infrastruktur des Skigebiets. Bei einer Stimmbeteiligung von 67,7 Prozent.
Reto Gurtner, der das Skigebiet Flims Laax zu dem gemacht hat, was es heute ist, und der auch für die Bike-Infrastruktur viel getan hat, hat sich selber für den Verkauf seines Lebenswerks an die drei Gemeinden starkgemacht. In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger im September erklärt er, ein Verkauf «einer solchen Perle» an einen internationalen Investor wäre kein Problem und zählt auch gleich vier Unternehmen auf, die wachsen und deshalb interessiert sein müssten. Im nächsten Atemzug sagte er dann, konkrete Verkaufsverhandlungen seien unbestätigte Gerüchte.
Dies bringt nach Erscheinen der ersten Fassung dieses Berichts nun auch die Weisse Arena Gruppe in einer Mail an den Autor vor. Nie sei die Rede davon gewesen, ein Verkauf ins Ausland sei die Alternative zur Übernahme durch die drei Gemeinden. Im Vorfeld hat aber die Weisse Arena Gruppe selber dazu beigetragen, dass die Angst vor fremden Herren akut blieb: «Um die Anlagen am Berg der Weissen Arena Bergbahnen AG, einer Tochterfirma der Weissen Arena Gruppe in Laax, vor einem möglichen Verkauf an auswärtige Investoren zu schützen, sollen sie an die einheimische Finanz Infra AG verkauft werden», steht in der Medienmittelung des Unternehmens vom 24. September 2025.
Zahlreiche Medienschaffende haben in den letzten Jahren Hinweise dafür gesammelt, dass etwa Vail Resorts, der weltweit 42 Skigebiete und in der Schweiz bereits Andermatt-Sedrun-Disentis und Crans Montana gehören, auch hinter der Weissen Arena her sind.
Touristische Infrastruktur gehört jetzt den Geminden
Für insgesamt 94,5 Millionen Franken geht die gesamte Infrastruktur der Tochterfirma Weisse Arena Bergbahnen AG an die Finanz Infra AG, der seit 2005 die Beschneiungsanlagen gehören. Flims und Laax steuern je 20 Millionen Franken bei, das kleinere Falera 10 Millionen. Für die restlichen rund 45 Millionen Franken bürgen die Gemeinden. Flims überweist aber nur 2 Millionen Franken, weil ihr 18 Millionen Franken angerechnet werden, die sie für den Bau der Bahn FlemXpress bezahlt hat.
Den drei Gemeinden gehören jetzt unter anderem 29 Bergbahnen, diverse Bergrestaurants, Betriebsgebäude, 224 Kilometer Skipisten mit allem, was es zu ihrem Betrieb braucht sowie 330 Kilometer Biketrails. In einer früheren Version dieses Beitrags stand, auch die Hotels im Besitz der WAG sowie die Ski- und Bikeschule würden von der Finanz Infra AG und damit von den drei Gemeinden übernommen. Dies ist nicht korrekt. Diese Sachwerte, die sich mehrheitlich in den Dörfern unten im Tal befinden, bleiben im Besitz der Weisse Arena Gruppe.
Die operative Führung bleibt weiterhin bei der WAG, die im Gegenzug einen jährlichen Pachtzins entrichten wird.
Chance mit Risiko für Flims, Laax und Falera
Für die Laaxerinnen, Falerer und Flimserinnen stand im Vordergund, dass das Skigebiet in einheimischem Besitz bleibt. 400 Arbeitsplätze hängen daran. Es soll möglichst viel so bleiben, wie es sich in den letzten 40 Jahren unter Reto Gurtner entwickelt hat. Dazu gehört, wie der Tages-Anzeiger schreibt, auch die Einheimischen-Saisonkarte für Erwachsene zum Preis von 250 Franken und von 0 Franken für Kinder und Jugendliche.
Dass sich die öffentliche Hand an Bergsport-Infrastruktur beteiligt, ist in der Schweiz gang und gäbe. In der Regel geschieht dies jedoch erst dann, wenn die finanzielle Not gross ist und nur so der Betrieb weitergehen kann. Die Weisse Arena steht da an einem anderen Ort. Dennoch stellt die 95-Millionen-Investition für die drei Gemeinden ein beträchtliches Risiko dar. Zum Vergleich: Kumuliert haben Flims, Laax und Falera 2025 einen Betriebsaufwand von knapp 65 Millionen Franken budgetiert. Geschäftet die WAG so erfolgreich weiter, könnte sich die Investition der drei Bündner Gemeinden aber auch über den Erhalt der Arbeitsplätze und der touristischen Wertschöpfung hinaus lohnen.
Quellen: Blick, Der Bund, SRF, Weisse Arena Gruppe AG