SBB: Keine Entspannung beim Fahrradtransport in Sicht
Marc Guggenheim, Produktverantwortlicher für den Fahrradselbstverlad bei der SBB, steht vor einer komplexen Herausforderung: Er muss die stetig wachsende Nachfrage nach Fahrradmitnahme im Zug mit einer technisch starren Infrastruktur und begrenzten Kapazitäten in Einklang bringen – insbesondere an beliebten Wochenenden in Richtung Wallis, Tessin oder Graubünden. In einem kürzlich veröffentlichten Interview mit Schweiz Mobil gibt Guggenheim einen Einblick in geplante Massnahmen und deren Grenzen.
Tropfen auf den heissen Stein
Eine der wichtigsten Neuerungen: 100 Fernverkehrswagen werden mit je fünf zusätzlichen Fahrradstellplätzen ausgerüstet. Diese kommen ab Juni 2025 auf allen Zügen der Linie IC8/81 (Romanshorn–Bern–Zürich–Interlaken/Brig) zum Einsatz und ab Spätsommer auch auf den IC6/61 (Basel–Bern–Brig/Interlaken). Diese Massnahme wird die Situation zwar etwas entspannen ist aber ein Tropfen auf den heissen Stein. Denn das Hauptproblem ist nicht die Gesamtanzahl der Fahrradplätze, sondern deren Verfügbarkeit in kurzen, stark frequentierten Zeitfenstern.
Um punktuell mehr Fahrräder zu befördern, plant die SBB künftig, Logistikabteile an der Zugspitze zu öffnen, was einige zusätzliche Mitnahmemöglichkeiten schafft aber auch zusätzliches Personal erfordert. Doch auch hier ist der Nutzen begrenzt. «An manchen Wochenenden stossen wir auf einzelnen Zügen aber auch ganz generell an die Kapazitätsgrenzen. Wir können maximal 400 Meter lange Doppelstockzüge einsetzen. Mehr geht nicht», so Guggenheim im Interview.
Regionale Lösungen mit mehr Potenzial
Mehr Bewegung gibt es im Regionalverkehr: Die neue Regionalverkehrsflotte soll in über 300 Zügen Multifunktionsbereiche bieten. Auf Klappsitze wird bewusst verzichtet, um Konflikte mit anderen Fahrgästen – etwa mit Gepäck, Kinderwagen oder Velos – zu vermeiden. «Die neuen Züge werden allgemein über viel Stauraum verfügen. Wir hoffen dadurch auf eine spürbare Reduktion der Nutzungskonflikte im Alltag», erklärt Guggenheim.
Fazit: Der Sommer 2025 wird zum Poker-Spiel
Vor diesem Hintergrund ist nun klar: Wer als Mountainbiker im Sommer 2025 an schönen Wochenenden im dem Zug ins Wallis, ins Tessin oder nach Graubünden fahren will, wird wahrscheinlich ein Déjà-Vu erleben. Der Kampf um die freien Plätze gehört auch diesen Sommer zum Wochenende der Mountainbiker. Neu ist, dass man als Fahrradfahrer nun pokern muss: Setzt man auf einen freien Platz im Logistikabteil an der Zugspitze oder spekuliert man auf einen freien Platz im Multifunktionsabteil am anderen Ende des Zuges?
Das ganze Interview mit Marc Guggenheim gibt es hier:
schweizmobil.ch/de/das-velo-ist-gekommen-um-zu-bleiben