Schweizer U23 Frauen feiern Dreifachtriumph in Leogang
Puck Pieterse verpasste das Auftakt-Doppel in Araxá, Minas Gerais (Brasilien), macht aber seither deutlich, dass sie aufholen will. Loana Lecomte kann dem frühen Antritt folgen. Doch selbst die französische Meisterin muss kurz darauf abreissen lassen und sieht, wie sich das Regenbogentrikot langsam entfernt. Pieterses Attacke zieht das Feld weit auseinander. Maxwell startet ihrerseits auf der zweiten Runde eine kraftvolle Aufholjagd am Berg und distanziert ihre Rivalinnen im Gesamtklassement, auch wenn der Rückstand zur Spitze wächst.
Der strömende Regen macht dem Feld zu schaffen. Jenny Rissveds rutscht im Cyclocross-Abschnitt aus, Evie Richards ergeht es auf der Schlussrunde ähnlich. Candice Lill entscheidet sich dafür, das steile Wurzelstück auf dem Hosenboden zu bewältigen. An der Spitze beobachtet Lecomte, wie mit der Schweizerin Ramona Forchini bereits die dritte Fahrerin an ihr vorbeizieht. Forchini kann Maxwell jedoch nicht entscheidend näherkommen, auch nicht, als die Gesamtführende auf einem technischen Downhill stürzt und in ein Netz rutscht.
Maxwell gewinnt auf den Abfahrten Zeit auf Pieterse, nur an den Anstiegen hat sie gegen die Niederländerin keine Chance. Auch wenn Pieterse auf der sechsten Runde erste Ermüdungserscheinungen zeigt, bleibt sie uneinholbar.
In der letzten Runde sieht es streckenweise so aus, als würde sich das gesamte Feld nur noch in Zeitlupe bewegen. Lecomte rutscht erneut und verliert Plätze an Tamara Wiedmann und Schlamm Spezialistin Jolanda Neff. Das spannendste Finish liefern Neff und Wiedmann, wobei Neff im Zielsprint Platz vier erkämpft. Pieterse gewinnt mit 50 Sekunden Vorsprung vor Samara Maxwell. Ramona Forchini fährt auf Rang drei. Die weiteren Schweizerinnen sind Nicole Koller auf Rang acht und Alessandra Keller auf dem zwölften Rang.
«Es war ein Ziel von mir, einmal das perfekte Wochenende zu erwischen. Heute hat es endlich geklappt. Ich war vielleicht etwas zu ungeduldig, direkt nach vorne zu fahren, aber ich kann einfach nicht warten, also habe ich es versucht», sagt Pieterse.
Trotz der Niederlage hat auch Samara Maxwell Grund zur Freude. Nach einem Sturz und einer verlorenen Kette kämpft sie sich auf Rang zwei und baut ihre Gesamtführung auf 290 Punkte aus.
Cink schreibt Geschichte
Bei den Elite Männern bleibt das entscheidende Manöver zunächst aus, doch in den letzten Runden entwickelt sich ein packendes Finale. Ondřej Cink wirkt zwischenzeitlich eingeholt, findet aber neuen Schub und feiert einen historischen Sieg.
Martin Vidaurre Kossmann übernimmt zu Beginn das Kommando für Specialized Factory Racing, doch der Tag wird für das bisher ungeschlagene Männerteam des Jahres 2025 zum Albtraum. Vidaurre fällt zurück und beendet das Rennen auf Rang 24. Victor Koretzky steigt am Ende der zweiten Runde krankheitsbedingt und nach einem Trainingssturz vom Rad. Auch Christopher Blevins hat keinen guten Tag erwischt. Ohne erkennbare, äussere Einflüsse fährt er nur auf Rang 17.
Vidaurre gehört zunächst zu einer Führungsgruppe mit Julian Schelb, Mathias Flückiger und Ondřej Cink. Doch nur Flückiger und Cink können sich vorne behaupten, während das Feld durch Stürze und Positionswechsel stark durcheinandergewirbelt wird.
Der Schweizer Vital Albin zeigt Kämpferqualitäten. Gemeinsam mit Hatherly und Fabio Püntener schliesst er zur Spitzengruppe auf, passiert Vidaurre und wird mit Flückiger zum härtesten Verfolgerduo hinter Cink.
Cink hat nie mehr als 24 Sekunden Vorsprung, zeitweise schmilzt der Vorsprung auf elf Sekunden. Doch der Tscheche beisst sich durch, mobilisiert auf den letzten Kilometern alle Kräfte und rettet 18 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Mathias Flückiger kann sich auf dem letzten Anstieg noch von Püntener lösen, wird Zweiter und freut sich über seine ansteigende Form. Der Schweizer Fabio Püntener komplettiert das Podest als Dritter. Püntener stand vor der Saison noch ohne Team da, fand dann beim Team Solothurn Unterschlupf und rechtfertigt dieses Vertrauen bislang eindrucksvoll. Nach dem achten Platz in Araxá und Rang fünf in Nové Město gelingt ihm in Leogang erstmals in seiner Karriere der Sprung aufs Weltcup Podest. Für ein perfektes Schweizer Teamergebnis sorgen die weiteren Schweizer mit Lars Forster auf dem fünften, Filippo Colombo auf dem sechsten, Vital Alpin auf dem neunten, Nino Schurter auf dem elften und Dario Lillo auf dem fünfzehnten Rang.
Cink ist mit 34 Jahren der zweitälteste männliche XCO-Fahrer, der seinen ersten Cross Country Weltcupsieg feiert, nur Ned Overend war 1994 älter. Zudem ist er der erste Tscheche seit zehn Jahren, der einen Elite Weltcup gewinnt.
«Ich bin überglücklich. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet. Ich war so oft Zweiter. Ich liebe diesen Ort, ich war 2012 U23-Weltmeister hier in Saalfelden. Ich dachte zwischendurch wirklich, meine Karriere sei vorbei, weil ich einer der ältesten Fahrer im Feld bin. Ich finde einfach keine Worte», sagt Cink.
Die Schweizer dominieren bei den U23
Finn Treudler setzt sich in der zweiten Runde ab und verschwindet ähnlich wie Pieterse aus dem Blickfeld. Am Ende gewinnt er das U23 Rennen der Männer mit 47 Sekunden Vorsprung. Damit bestätigt er eindrucksvoll seine Rolle als Dominator in dieser Kategorie.
Nachdem Treudler in Nové Město Na Moravě (Tschechien) noch vom Deutschen Paul Schehl geschlagen worden ist, schlägt er nun zurück und verweist Schehl auf Rang zwei. Auf den Dritten Rang fährt der Schweizer Nicolas Halter.
«Es ist unglaublich, endlich das Double mit Short Track und XCO zu holen. Ich bin super happy, vor allem bei diesen schwierigen Bedingungen», sagt Treudler. «Die Strecke verändert sich mit jeder Runde, weil sie langsam trocknet. Es war wirklich ein hartes Rennen, aber ich bin sehr glücklich über den Sieg».
Bei den U23 Frauen kann einzig Elina Benoit zu Beginn mit dem brutalen Tempo von Fiona Schibler mithalten. Doch es dauert nicht lange, bis sich die Führende auch von ihrer Landsfrau absetzt. An einem Tag voller Solosiege ist Schiblers Triumph der deutlichste. Nur die Schweizerin Monique Halter kommt überhaupt innerhalb von zwei Minuten an die überragende Schweizerin heran, die damit ihren ersten Sieg in der WHOOP UCI Mountain Bike World Series feiert. Elina Benoit fährt als Dritte über die Ziellinie und sorgt für einen Dreifachtriumpf aus Schweizer Sicht.
Gesamtführende Ella MacPhee erlebt mit Rang sieben ihr bislang schwächstes XCO-Rennen der Saison. Doch da Isabella Holmgren fehlt, bleibt sie mit fast 100 Punkten Vorsprung an der Spitze. Schibler rückt mit ihrem Sieg auf Rang sechs der Gesamtwertung vor und sagt nach dem Rennen: «Es war unglaublich. Ich hatte einen guten Start, war mit Elina vorne dabei, dann bin ich in der dritten Runde losgezogen und war allein an der Spitze. Wir haben vor dem Rennen die Laufräder gewechselt, und ich bin einfach sichere Linien gefahren», sagt Schibler.