So schädlich ist Mountainbiken für die Natur – was Studien dazu sagen
Die folgende Auflistung basiert auf dieser Literatur-Arbeit von Ulrike Pröbstl-Haider, Claudia Hödl und Hubert Hasenauer: Ökologische Aspekte des Mountainbikens im Wald. Der Autor hat sie ergänzt und die Erkenntnisse gewisser Arbeiten anders zusammengefasst.
John P. Wilson, Joseph P. Seney. Erosional Impact of Hikers, Horses, Motorcycles, and Off-Road Bicycles on Mountain Trails in Montana. 1994
Pferdehufe und Wanderschuhe lösen mehr Sediment vom Boden als Mountainbikereifen und Räder anderer Off-Road-Fahrzeuge.
Hans Gander, Paul Ingold. Reactions of male alpine chamois Rupicapra r. rupicapra to hikers, joggers and mountainbikers. 1997
Experimente mit Gämsen, Wanderern, Joggern und Mountainbikern am Augstmatthorn zeigen: Gämsen flüchten vor allen drei Gruppen. In den späten Morgenstunden weichen sie aber vor Joggern und Mountainbikern weiter zurück. Insgesamt reagieren die Gämsen auf alle drei Aktivitäten ähnlich.
U. Goeft, J. Alder. Sustainable Mountain Biking: A Case Study from the Southwest of Western Australia. 2001
Erosion, Bodenverdichtung, Verbreiterung der Wege und Schäden an der Vegetation können auftreten, lassen sich aber durch eine geeignete Lage, Gestaltung und Bewirtschaftung der Trails vermeiden oder minimieren. Schäden an Vegetation beschränken sich auf 2 Meter um den Weg.
C. M. Papouchis, F. J. Singer, W. B. Sloan. Responses of Desert Bighorn Sheep to Increased Human Recreation. 2001
Wüsten-Dickhornschafe flüchten häufiger vor Wanderern als vor Off-Road-Motorfahrzeugen, gefolgt von Mountainbikern. Fluchtdistanz gegenüber Mountainbikern und anderen Fahrzeugen ca. doppelt so gross wie gegenüber Wanderern. Die Reaktion auf Wanderer dauert aber länger, als jene auf Fahrzeuge und Mountainbiker.
E. Thurston, R. J. Reader. Impacts of experimentally applied mountain biking and hiking on vegetation and soil of a deciduous forest. 2001
Experimente zeigen, dass Mountainbiken und Wandern einen ähnlichen Einfluss auf den Boden und die Vegetation haben.
Taylor, A.R. and Knight, R.L. Wildlife Responses to Recreation and Associated Visitor Perceptions. Ecological Applications, 13, 951-963. 2003
Luke Chiu, Lorne Kriwoken Managing Recreational Mountain Biking in Wellington Park, Tasmania, Australia. 2003
Eine Studie zu den physischen Auswirkungen auf die Streckenoberfläche, ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen dem Ausmass der von Mountainbikern und Wanderern verursachten Auswirkungen unter den getesteten Bedingungen. Stärkster Profilverlust zu Beginn der Nutzung, mit zunehmenden Wiederholungen reduziert sich die Veränderungsrate.
Audrey R. Taylor, Richard L. Knight. Wildlife Responses to Recreation and Associated Visitor Perceptions. 2003
Störung amerikanischer Bisons, Maultierhirsche und Gabelböcken: keine signifikanten Unterschiede von Reaktions- und Fluchtdistanz sowie Fluchtstrecke zwischen Mountainbikern und Wanderern auf Wegen. Reaktionen sind abhängig von der Tageszeit und Gruppengrösse.
Shalene L. George, Kevin R. Crooks. Recreation and large mammal activity in an urban nature reserve. 2006
Freizeitaktivitäten haben eine unmittelbare und langfristige Auswirkungen auf wild lebende Tiere, und diese Belastung kann in städtischen Systemen besonders hoch sein. Keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Aktivitäten.
J. L. Marion and N. Olive. Assessing and Understanding Trail Degradation: Results from Big South Fork National River and Recreational Area. 2006
Die Art der Nutzung hat einen wesentlich grösseren Einfluss auf die Verschlechterung der Wege als der Umfang der Nutzung. Reit- und Offroad-Wege sind deutlich stärker geschädigt als Wander- und Bikewege.
Dave D. White et al. A Comparative Study of Impacts to Mountain Bike Trails in Five Common Ecological Regions of the Southwestern U.S. 2006
Mountainbiken hat einen deutlichen Einfluss auf die Wegbreite und Tiefe (Einschnitt). Vergleich zwischen verschiedenen Regionen in den USA und wie breit und tief dort die Trails sind.
Leslie Naylor, Michael Wisdom. Behavioral Responses of North American Elk to Recreational Activity. 2009
Wapiti (North Aerican Elk) reagieren auf die untersuchten Aktivitäten motorisiertes Offroad Fahren, Mountainbiken, Wandern und Reiten ähnlich. Am stärksten auf Offroad-Fahren, gefolgt von Mountainbiken, Wandern und am wenigsten beim Reiten.
Craig Davis et al. Mountain Biking Trail Use Affects Reproductive Success of Nesting Golden-Cheeked Warblers. 2010
Die kumulative Wirkung von Störungen durch die Nutzung von Mountainbikestrecken auf die Nahrungssuche und das Nistverhalten der Goldwangen-Waldsänger scheint minimal zu sein, aber die Fragmentierung und Veränderung des Lebensraums durch Biketrails kann die Qualität des Nisthabitats für die in den USA geschützte Vogelart verringern.
Yu-Fai Leung. Assessing Technical Trail Features for Mountain Biking: Examples from Four Countries. In M. Reinmann et al., eds. Proceedings of the 7th International Conference on Monitoring and Management of Visitors in Recreational and Protected Areas. pp. 169–170.
Die Konstruktion von Hindernissen auf offiziellen Bikestrecken – vor allem Sprünge – schädigt und entfernt die natürliche Vegetation. Wurzelfreilegung (stärker bei Luft- und Bodenhindernissen als bei Traversen).
Catherine M. Pickering et al. Assessing the impacts of mountain biking and hiking on subalpine grassland in Australia using an experimental protocol. 2011
Bodenverdichtung und Zunahme der Streuauflage bei beiden Aktivitäten. Nach 75-fachem Befahren signifikante Veränderungen der Bodendichte
Direkt nach dem Befahren stärkere Verdichtung als im Vergleich zum Wandern, nach zwei Wochen ähnliche Werte. Reduktion der Vegetationsdecke und des Anteils an Kräutern bei Mountainbiking grösser als beim Wandern. Reduktion des Artenreichtums nach 500-fachem Befahren.
Emily M McLeod et al. Buses, cars, bicycles and walkers: the influence of the type of human transport on the flight responses of waterbirds. 2013
Zwei von sechs Wasservogelarten waren die Fluchtdistanzen gegenüber flüchten vor Fussgängern in grössere Distanz als vor Fahrradfahrern. Für eine Art war das Verhältnis umgekehrt und bei drei Arten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Mark Ballantyne et al. How formal and informal mountain biking trails result in the reduction, degradation and fragmentation of endangered urban forest remnants. 2016
Das informelle Wegnetz wächst schneller und verbraucht und fragmentiert so mehr Waldfläche. So verkleinern sie den unberührten Raum, auf den störungsempfindliche Arten angewiesen sind.
Evju et al. Effects of mountain biking versus hiking on trails under different environmental conditions. 2021
Wanderer und Mountainbiker sorgen insgesamt für wenig Verbreiterung und Vertiefung der Wege. Verstärkte Nutzung von Wegen in feuchten Gebieten führt wahrscheinlich zu einer stärkeren Verschlechterung der Wege, umso mehr, wenn ein grosser Teil der Nutzer Mountainbiker sind.
Weitere Arbeiten mit umfangreicher Literatur-Recherche:
Mountain Biking: A Review of the Ecological Effects. Im Auftrag von Parks Canada – National Office. 2010
Freizeitaktivitäten in der Natur. Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt Bafu. 2018
Wie Boden, Flora und Fauna auf Mountainbiker reagieren – ein Überblick zum Stand der Forschung. Mountainbike Tourismusforum Deutschland. 2018
Die Liste wird ergänzt. Inputs sind willkommen: info@ride.ch