Test: Flyer Uproc7 4.10 – das Flaggschiff der E-Bike-Pioniere | Ride MTB

Test: Flyer Uproc7 4.10 – das Flaggschiff der E-Bike-Pioniere

Kurt Schär hat 1995 unter der Marke Flyer das erste Pedelec für den urbanen Einsatz auf den Markt gebracht. Flyer war auch einer der ersten Anbieter von E-MTBs. Über die Jahre wurde die Modelllinie Uproc immer wieder überarbeitet. Ride hat das Top-Modell mit dem neusten Panasonic-Motor artgerecht ausgeführt.

Die Zusammenarbeit von Flyer und Panasonic hat Tradition. Es ist nicht verwunderlich, dass sie als erster Anbieter den neuen GX0-Motor verbauen. Dieser gehört mit nur 2.9 Kilo zu den leichtesten auf dem Markt und hat mit 90 Newtonmeter Drehmoment ordentlich Kraft. Der Akku mit 630 Wattstunden gehört zu den leistungsstärksten. Diese Zahlen sprechen schon mal für sich.

Thomas Knecht – Head of Marketing Flyer AG – nennt folgende drei Vorzüge des Bikes:

«Mit nur gerade 2.9 Kilogramm gehört der Motor zu den leichtesten seiner Klasse und liefert mit 90 Nm Drehmoment gleichzeitig Rekordwerte bei der Unterstützung. Charakteristisch für die neuen Uproc-Rahmen ist die smarte Teilintegration des Akkus. Diese ermöglicht einen einfachen Akkutausch und garantiert einen festen Sitz des Akkus auch in ruppigem Gelände. Das Uproc7 fährt sich wie ein echtes Mountainbike – einfach schneller. Der flache Lenkwinkel (65 Grad) und die optimierte Gewichtsverteilung sorgen für eine besonders hohe Fahrstabilität und die zentrale Sitzposition für beste Steigfähigkeit.»

Ausstattung

Das getestete Uproc7 4.10 kommt in der preiswertesten Ausstattung von vier erhältlichen Modellen daher. Der Alurahmen ist für 27.5-Plus-Bereifung ausgelegt. Die vier Modelle sind mit griffigen Magic-Mary-Reifen von Schwalbe in 2.6 Zoll Breite bestückt. Das Fahrwerk stammt aus dem Hause Rock Shox und die 11-fach-Schaltung ist ein Kombination von Shimanos XT- und SLX-Gruppe. Maguras MT-Trail-Sport-Bremse packt ordentlich zu, nicht unwichtig bei einem E-Bike mit 160 Millimeter Federweg.

Der «Sun Ringlé Düroc»-Radsatz hat trotz genügendem Reifendruck bei der ersten Abfahrt auf einem ausgesetzten Trail eine Delle eingefangen. Nicht wirklich gross, aber dennoch ausreichend, damit kein Tubeless-Setup mehr möglich war, da ab circa 1 Bar Druck die Luft wieder entwich. Der Rundlauf war aber immer noch tadellos.

Eigenwillig sind die Flyer-eigenen Griffe mit soften «Flügeli». Was sie bringen sollen, ist unklar, eine bes-sere Ergonomie jedenfalls nicht. Das Griffgefühl ist schwammig und irritierend. Dafür gefällt die verbaute Supernova-Lampe. Der hochwertige Scheinwerfer verfügt über ein Fern- und ein Abblendlicht, das über die Steuerung des Antriebs bedient werden kann. Die maximal 450 Lumen Lichtleistung sind ideal für Schotterwege oder als Zweitlicht zu einer leistungsstarken Helmlampe.

Flyer bestückt das Bike mit einem hauseigenen Display. Das grosse Format ist nicht jedermanns Sache.
Dafür zeigt es hilfreiche Informationen an wie die aktuelle Höhe, die selbstgeleistete Watt-Zahl sowie die Temperatur und vieles mehr.

Motor / Akku

Panasonic GX0 / Flyer SIB-630
Leistung: 250 Watt
Drehmoment: 90 Newtonmeter
Akkuleistung: 630 Wattstunden

Verarbeitung & Details

Der Rahmen baut eher hoch und somit auch der Schwerpunkt. Das äussert sich auch im Fahrverhalten. Die Verarbeitung ist von guter Qualität und wirkt robust. Der semiintegrierte Akku lässt sich einfach zur Seite hin entfernen. Ob sich beim Spalt der unteren Aufnahme bei Schlechtwetter Dreck ansammelt, konnten wir nicht überprüfen, während der ganzen Testzeit herrschte trockenes Wetter.

In der Ebene

Die Sitzposition ist entspannt und aufrecht, Komfort kommt vor Performance. Letzteres bietet aber der neue Panasonic-Motor. Dank der guten Beschleunigungswerte kommt man schnell zur 25-Stundenkilometer-Grenze. Bei dieser läuft der Motor nicht ganz so harmonisch wie jene von Bosch oder Shimano. Das Lenkverhalten ist im ebenen Terrain etwas träge.

Berg hoch

Das Uproc klettert grundsätzlich ganz gut. In moderatem Gelände schiesst man mit dem starken Motor regelrecht den Berg hoch. Das Heck gewährt viel Traktion. Der Automatikmodus wählt die Unterstützung jeweils passend, nur in sehr steilem Gelände kann er nicht mit der Konkurrenz mithalten. Da bricht die Unterstützung teilweise ein. Wo es im Auto- und Standardmodus zu wenig Power gibt, hat es im «High» einen Zacken zu viel. Zum Glück bringt der Magic-Mary-Reifen die Kraft einigermassen auf den Boden. Das Problem liegt sicherlich nicht am Motor, sondern an der Software. 

Berg runter

Das Flyer glänzt bergab mit einem präzisen Lenkverhalten. Die hohe Front ist etwas träge, dafür sorgen die kurzen Kettenstreben für ein insgesamt agiles Fahrverhalten. Das Bike klebt gut am Boden und das Fahrwerk punktet mit einer späten, aber angenehmen Endprogression. Es sackt nach Sprüngen nicht weg, nimmt die schnellen groben Schläge etwas besser als die langsameren mittleren. Auf flowigen wie auch auf ruppigen Trails winkt viel Fahrspass. Das hohe Gewicht von 24,7 Kilo merkt man dem Bike nur unmerklich an, etwa wenn man es in den Zug hieven muss.

Fazit

Der neuste Wurf aus dem Hause Flyer ist ein souveränes Trailbike mit viel Schmackes unter dem Hintern. Das Uproc7 4.10 ist vielseitig und zuverlässig wie ein Schweizer Sackmesser. Die solide Ausstattung zielt auf Langlebigkeit, ist gut gewählt und das zu einem sehr fairen Preis. Einzig die Felge konnte nicht überzeugen.

Empfehlung

Wer ein moderates, vielseitiges E-Bike zu einem fairen Preis sucht, wird mit dem Uproc7 4.10 fündig. Spe-ziell Freunde von Daten werden am Flyer-Display ihre Freude haben. In den Untermenüs können von der Temperatur bis zum Kalorienverbrauch allerlei Informationen während der Fahrt abgelesen werden – Nerd-tauglich.

Spezifikationen

Rahmenmaterial: Aluminium
Preis: CHF 4799.00
Gewicht: 24.7 kg (Rahmengrösse M, mit Pedalen)
Federweg:  160 mm vorne / 160 mm hinten
Motor: Panasonic GX0, 250 Watt, 90 Newtonmeter
Akku: Flyer SIB-630, 630 Wh
Federgabel: Rock Shox Yari RC
Federbein: Rock Shox Deluxe RL
Schaltung:  Shimano XT/SLX
Bremsen:  Magura MT Trail Sport, V: 203 mm, H: 180 mm 
Kurbelgarnitur:  Panasonic
Laufräder: Sun Ringlé Düroc SD42
Reifen:  Schwalbe Magic Mary Snake Skin Apex Addix Soft, 27.5 x 2.60
Sattel: Flyer MTB
Sattelstütze: Flyer Dropper Post MT171
Vorbau: Flyer Alloy, 50 mm 
Lenker: Answer Pro Taper Alloy, 780 mm, 25 mm Rise

Hersteller/Vertrieb

www.flyer-bikes.com

Testbericht erschienen in Ausgabe 04/2019 von Ride Magazin.


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