Test: Fünf «Freunde» für ein einfaches Tubeless-Setup | Ride MTB

Test: Fünf «Freunde» für ein einfaches Tubeless-Setup

Tubeless, puh! Da verwerfen einige die Hände. Die Vorteile sind meist unbestritten, aber die Erstmontage schreckt viele ab. Mit den richtigen Produkten und etwas Übung gelingt das meistens sehr einfach und der Unterhalt ist dann gering.

Die getesteten Produkte in der Übersicht:

Peaty’s Rim Job Felgenband
Milkit Ventilsystem
Schwalbe Tire Booster
Specialized Airtool Comp Standpumpe
Milkit Tubeless Sealant

Peaty’s Rim Job Felgenband

Erster Eindruck
Auf den ersten Blick scheinen viele Felgenbänder sehr ähnlich. Auch das von Peaty’s macht einen «normalen» Eindruck, es scheint etwas unflexibel zu sein. Interessanterweise ist das Band fast transparent. Es ist in vier Breiten von 21 bis 25 Millimetern erhältlich.

Im Einsatz
Die Montage erfolgt wie gewohnt. Obschon das Band wenig elastisch ist, lässt es sich gut in die Felge drücken und haftet fest an. Dank dem durchscheinenden Trägermaterial erkennt man gut, wie viel Überlappung man hat. Zudem wird das Ventilloch schneller gefunden. Das ist der grosse Unterschied zu anderen Produkten.

Fazit
Das Peaty’s-Felgenband unterscheidet sich primär bezüglich der Transparenz von anderen Bändern. Selbst nach einem Jahr im Einsatz und einigen Reifenpannen ist es immer noch dicht und klebt gut an der Felge.

Preis: CHF 21.90

Hersteller
www.peatys.co.uk

Milkit Ventilsystem

Erster Eindruck
Die Ventile von Milkit unterscheiden sich markant von anderen Produkten. Ihr USP ist die Gummiklappe am Ende der Ventile. Die Klappe dichtet ab, selbst wenn das Ventilherz entfernt ist. Das vereinfacht das Setup sehr. Es sind vier verschiedene Längen erhältlich.

Im Einsatz
Die Ventile werden wie gewohnt an der Felge montiert. Danach entfernt man das Ventilherz und pumpt den Reifen ein erstes Mal ohne Tubeless-Milch auf. Idealerweise geschieht das mit einem Kompressor oder einem Booster. So drückt es den Pneu effizient an die Felgenwand und dank den selbstschliessenden Gummiklappen des Ventils bleibt die Luft auch ohne Ventilherz im Reifen. Wir das Rad über Nacht so belassen, steigt die Chance auf einen guten Sitz von Pneu und Felge. Als Nächstes wird der Luftdruck auf unter ein Bar abgesenkt, die Dichtmilch zugefügt und die Grundinstallation weitergeführt. 

Nach einigen Monaten im Einsatz kann es passieren, dass die Gummiklappen sich verkleben, speziell in Kombination mit Reifeneinlagen oder wenn Tubeless-Milch von anderen Herstellern als Milkit verwendet wird. Dann ist das Pumpen nur schwer möglich. Nun gibt’s nur noch eines: Das ganz rausgedrehte Köpfchen des Ventilherzens mehrfach rein- und rausbewegen, bis sich die verklebten Klappen lösen.

Fazit
Der grösste Vorteil der Milkit-Ventile ist das einfache Prüfen der Menge und Qualität der Dichtmilch. Hierzu den Reifendruck auf unter ein Bar reduzieren und mithilfe der Milkit-Spritze die Füllmenge prüfen. Der Prozess ist auf der Website des Herstellers gut erklärt. Ein weiteres Plus ist, dass dank den Gummiklappen beim Pumpen ohne Ventilherz die Luft im Reifen bleibt. Bei anderen Ventilen kann es vorkommen, dass beim Entfernen des Pumpenkopfs die Luft so schnell entweicht, dass es den Pneu wieder vom Felgenrand löst und die Grundmontage sich hinzieht.

Preis: ab CHF 35.00

Hersteller
www.milkit.bike

Schwalbe Tire Booster

Erster Eindruck
Schwalbes Tire Booster ist ein Druckbehälter, der sich mit einer herkömmlichen Standpumpe auf 11 Bar Druck füllen lässt. Ein Umlegschalter lässt die Luft «explosionsartig» ab, damit der Reifen an die Felgenflanken gedrückt wird und abdichtet. Die Flasche ist rund 37 Zentimeter hoch und 435 Gramm schwer, sie ist für den Einsatz in der Werkstatt oder zu Hause vorgesehen und nicht für unterwegs auf Tour gedacht.

Im Einsatz
Die wenigsten haben zu Hause einen Kompressor und mit einer Standpumpe ist die Tubeless-Montage oft nicht von Erfolg gekrönt. Der Tire Booster bietet da Abhilfe. Je nach Power der Standpumpe ist der Behälter in weniger als zwei Minuten mit acht Bar gefüllt, das reicht in der Regel. Danach gilt es, den Adapter auf das Ventil – mit entferntem Innenleben – zu drehen und mit dem Umschalthebel die Luft entweichen zu lassen. Schafft es der Booster nicht, den Reifen komplett an die Felge zu pressen, hilft meist der Einsatz von Seifenwasser, Tubeless-Sealant oder einer Reifenmontageflüssigkeit. Dies beidseitig auf den Reifenwulst auftragen und umgehend mit dem Booster montieren. In den letzten zwei Jahren ist der Booster nur bei einer Reifen-Felgen-Kombination gescheitert. Aber da war auch der Einsatz eines Kompressors nicht einfach.

Fazit
Der «Tire Booster» von Schwalbe kann nicht ganz mit der Power eines Kompressors mithalten. In 90 Prozent der Fälle presst er die Reifen im ersten Anlauf dicht an die Felge. Dank seinem kompakten Mass lässt er sich gut im Reisegepäck mitführen. 

Preis: CHF 84.00

Hersteller
www.schwalbe.com

Specialized Airtool Comp Standpumpe

Erster Eindruck
Die Pumpe hat eine Dualskala mit einem übergrossen Manometer. Sie hat einen Messbereich von 0 bis 2.2 Bar für Mountainbike-Reifen und von 2 bis 8.2 Bar für Rennradreifen. Der Pumpenkopf passt sowohl für Schrader- als auch Presta-Ventile. Und ganz wichtig, dank dem Klemmkopf wird das Ventilherz nicht aus Versehen herausgedreht. Durch die grelle rote Farbe wird die Pumpe auch in einer unordentlichen Werkstatt schnell gefunden.

Im Einsatz
Die «Airtool Comp» pumpt so effizient wie kaum eine andere Pumpe in ähnlicher Grösse. Das ist besonders beim Befüllen des «Tire Booster» ein grosser Vorteil. Der Griff lässt sich angenehm fassen und liegt bei längerem Einsatz gut in den Händen. Des Weiteren eignet sie sich aufgrund der Dualanzeige für alle Fahrradarten.

Fazit
Für das Pumpen von MTB-Reifen lässt sich der Druck auf ein zehntel Bar genau ablesen und der maximale Druck von 8.2 Bar passt ideal für das Befüllen des Boosters.
Preis: CHF 70.00

Hersteller
www.specialized.com

Milkit Tubeless Sealant

Erster Eindruck
Die Dichtmilch des Schweizer Unternehmens Milkit ist eine Kombination von synthetischem Latex und Mikrofasern. Da sie kein Ammoniak enthält, ist der Geruch nicht so beissend wie bei anderen Herstellern, und sie ist mit Wasser verdünnbar. Das ist jedoch nicht zu empfehlen, weil es die Dichtfähigkeit senkt. Doch es bedeutet, dass sich verschütteter Sealant mit viel Wasser entfernen lässt. Zudem ist die in Europa hergestellte Flüssigkeit schonend für die Hände und reizt die Haut nicht. Es sind verschieden grosse Gebinde erhältlich, von der 60-ml-Variante zum unterwegs Nachfüllen bis zum 5-Liter-Werkstatt-Kanister. Die Dichtmilch kann ohne vorheriges Schütteln angewendet werden.

Im Einsatz
Der Hersteller empfiehlt rund einen Deziliter Sealant pro 29-Zoll-Reifen. Das reicht in der Praxis für rund sechs Monate, solange das System dicht ist und man keinen Platten einfährt. Drei Monate nach dem ersten Tubeless-Setup sollte man prüfen, wie viel Milch noch in den Reifen ist. Danach reichen Intervalle von sechs Monaten. Kleine Löcher im Reifen vermag das Produkt gut abzudichten, bei grösseren ist wie bei den meisten Sealants ein Tubeless-Flicken nötig. Ob ein Maxalami, ein Dynaplug oder ein Stan’s Dart Plug zum Einsatz kommt, spielt keine Rolle. Alle dichten gleich gut ab.

Fazit
Der grosse Vorteil des Tubeless Sealant von Milkit ist die lange Haltbarkeit. Es dauert mehrere Monate, bis die Flüssigkeit eintrocknet. Verklebte Ventile sind somit eine Seltenheit. Die «milden» Zutaten schonen die Hände. Die Pannensicherheit unterwegs ist auf durchschnittlichem, gutem Niveau. Wie die meisten anderen Dichtmilchprodukte scheitert dieser Sealant bei Schnitten von mehr als vier Millimetern, da ist immer ein Flicken nötig.

Preis: ab CHF 8.95

Hersteller
www.milkit.bike/eu

Fotograf

Sacha Steiner