Test: Orbea Rallon M-Team – Der potente Enduro-Bolide mit ausgeprägter Kletterstärke | Ride MTB

Test: Orbea Rallon M-Team – Der potente Enduro-Bolide mit ausgeprägter Kletterstärke

Orbeas neues Rallon vereint das Beste aus mehreren «Welten» und schaut dazu noch umwerfend aus. Doch reicht es, Systeme die bei anderen Herstellern erfolgreich eingesetzt werden, einfach zu übernehmen, um ein Mountainbike der Spitzenklasse hinzuzaubern?

Optisch ist das neue Rallon ein echter Hingucker. Diverse Details des Rahmens sind jedoch schon von anderen Marken bekannt, was aber durchaus verzeihlich ist. Der Monocoque-Rahmen verfügt über 150 Millimeter Federweg und ist am Ausfallende über einen Split-Pivot abgestützt, der die Bremseinflüsse auf die Federung entkoppelt. Abgefangen werden die Schläge von einem X2-Luftdämpfer aus dem Hause Fox. Nur schon dieser Details wegen liegen die Erwartungen an den iberischen Endruo-Twentyniner gross. Aber auch die Ausstattung ist nicht von schlechten Eltern: Sram X01-Eagle-Schaltung, Race-Face-Komponenten und Premium-Laufräder aus dem Hause DT Swiss sind nur einen Teil des Luxus.
 
Etwas geblendet von der Optik, holt einem das Abstimmen des X2-Federbeins wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Neben des Luftdrucks sind High- und Lowspeed-Compression, wie auch High- und Lowspeed Rebound wohl für die meisten Leute etwas zu viel der Einstellungsmöglichkeiten. Aber auch für Fahrwerks-erfahrene Biker sind solche Dämpfer immer wieder eine nette Herausforderung. Die Möglichkeit, das Bike mit dem Stahlfederdämpfer auszurüsten, ist eine prüfenswerte Option.
 

Zuerst hoch...

Zwar ist das Rallon prädestiniert, um es mit der Bergbahn zur nächsten Abfahrt zu befördern, doch sollte es auch klettern können. Die erste Sitzprobe fällt positiv aus, und auch nach den ersten Höhenmetern bleibt das so. Der Sitzwinkel fällt mit 75.5 sehr steil aus, was nicht zwingend ein Vorteil sein muss. Orbea hat die Rahmengeometrie aber gut abgestimmt, so dass die Pedalarbeit erstaunlich wenig Mühe macht. So wuchtig das Rallon auch scheint, es fährt sich leicht, vortriebsstark und mit kaum Pedaleinflüssen auf dem Federungssystem.
 
Leichte Asphalt-Steigungen sind aber längst nicht die einzige Referenz für einen Klettertest. Das Speziell im steilen Gelände klettert es verblüffend gut und bietet viel Traktion. Wer die Kraft und Technik hat, wird auch bei schwierigeren Kletterpartien seine Freude an diesem Bike haben. Neben seiner bereits genannten Vorzüge bietet auch das Fahrwerk ein ideales Mass an Stossdämpfung und Unterstützung beim überwinden von Hindernissen.
 

...danach aber richtig runter!

Wie bereits erwähnt, das Rallon ist prädestiniert, um bergab ordentlich Höhenmeter zu vernichten. Der 1217 Millimeter lange Radstand und der 65.5, respektive 65 Grad flache Lenkwinkel versprechen auch ordentlich viel Laufruhe. Erstaunlicherweise gibt sich das Rallon sehr manövrierfreudig und verspielt. Enge Kurven, egal ob eng oder flowig, gehen mit dem Twentyniner leicht von der Hand – manchmal fast zu leicht. Das abflachen des Lenkwinkels auf 65 Grad bringt etwas Beruhigung in das Bike, aber sein wendiger Charakter bleibt.
 
Das Rallon M-Team mag auch schnelle Rüttelpisten. Zum einen bieten die 29-Zoll-Laufräder schon ein gutes Überrollverhalten, und zum andern steckt auch das Fahrwerk einiges Weg, sofern es richtig abgestimmt wird. Dann spricht der X2-Dämpfer fein auf die schnellen Schläge an und bietet eine satte Endprogression. Der Federweg wird dann trotzdem vollständig genutzt. Beim moderaten Gebrauch lohnt es sich die Highspeed-Compression etwas zu öffnen und den Negativfederweg geringfügig zu erhöhen, damit die optimale Ausnutzung des Hubs gewährleistet ist.
Auch im verblockten Terrain schlägt sich das Bike dank seinem Fahrwerk stark, ausser in sehr steilen Abfahrten. Dort vermittelt es nicht die Sicherheit, die wir erwartet hätten.
 
Fazit: Orbeas Enduro-Bike «Rallon» ist ein grosser Wurf – optisch wie auch technisch und ist berghoch wohl eines der besten seiner Zunft. Wohl etwas zum Nachteil seiner Abfahrtseigenschaften. Dort schlägt es sich sehr gut, aber nicht super. Touren-Biker die ein äusserst potentes Bike mit ausgeprägter Kletterstärke suchen, finden im Rallon das perfekte Gefährt.
 

Spezifikationen

Rahmenmaterial: Carbon Monocoque
Preis: CHF 7'499.00, (ab CHF 4'199.00)
Gewicht: 14 kg (Grösse L, mit Pedale)
Federweg: 160 mm vo./ 150 mm hi.
Gabel: Fox 36 Float Factory 160 FIT RC2
Federbein: Fox Float X2 Factory 2-Position Adjust, custom tune
Schaltung: Sram X01 Eagle
Bremsen: Sram Guide RSC 180/200 mm
Kurbelgarnitur: Truvativ Descendant Carbon 32T
Felgen: DT Swiss 1501 Spline 30mm, 29 Zoll, Boost
Reifen: Maxxis Aggressor 2.30" Exo TLR hi., Maxxis Minion DHF 2.5 EXO TLR vo
Sattel: Selle Italia XR Trail
Sattelstütze: Race Face Turbine Dropper Post, 150mm
Griffe: Race Face Love Handle lock on grip
Vorbau: Race Face Turbine R, 35mm
Lenker: Race Face Next 35, 800mm, 10mm Rise

 

Hersteller:  www.orbea.com, www.amsler.ch

Testbericht erschienen in Ausgabe 01/2018 von Ride Magazin.
 


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