Thömus-CEO über Kauf von Bike World: «In schwierigen Zeiten muss man investieren»   | Ride MTB

Thömus-CEO über Kauf von Bike World: «In schwierigen Zeiten muss man investieren»  

Thömu Binggeli Thömus Mountainbike Bike World

Thömus kauft Migros die Bike World ab. Während in der Velo-Branche die Umsätze schrumpfen, baut der Berner Hersteller massiv aus. Warum das der richtige Schritt zur richtigen Zeit sei, erklärt CEO Thömu Binggeli im Gespräch mit Ride.

Ride: Verrätst du uns, was Thömus für Bike World bezahlt?

Thömu Binggeli: Nein, darüber haben wir Stillschweigen vereinbart. 

Was verspricht sich die Thömus AG vom Kauf von 12 Filialen der Bike World?

Es ist eine perfekte Ergänzung unseres Familien-KMU. Wir sind bis jetzt vor allem in der Entwicklung, der Produktion, dem Velobau tätig. Die Übernahme gibt uns mehr Reichweite und Verkaufsmöglichkeiten.

Aber es gibt doch schon Thömus Shops in verschiedenen Regionen.

In Zürich etwa haben wir nur einen kleinen Service Hub. In anderen Regionen – zum Beispiel in der Ostschweiz oder im Raum Basel - sind wir bisher nicht präsent. Dank der Übernahme können wir in grossen Teilen der Schweiz unsere Velos und unseren Service anbieten.

Ist es euch auch darum gegangen, die Liquidierung der Bike World zu verhindern?

Es ist mir ein grosses Anliegen, dass die vielen velo-affinen Mitarbeitenden weiterbeschäftigt werden. Und es ist für unser Veloland positiv, dass es dafür eine Schweizer Lösung gibt. Aber schlussendlich haben wir uns nach einer vertieften Analyse für die Übernahme entschieden, weil Thömus und Bike World sich ideal ergänzen.

Hattet ihr Konkurrenz von anderen Unternehmen, die Bike World übernehmen wollten?

Wir waren nicht die Einzigen. Mehr kann ich darüber nicht sagen.

Die Branche zittert vor einem massiven Ausverkauf in den 16 und bald noch 14 Bike-World-Filialen. Unternehmt ihr etwas dagegen?

Die Führung der Bike World bleibt bis am 1. Februar bei der Migros. Aber wir haben vereinbart, wie der Abverkauf organisiert wird. Die Migros und Thömus haben ein gemeinsames Interesse, dass die Marke «Bike World» ihre gute Positionierung erhalten kann.

Was passiert in den Bike-World-Filialen bis zur Neu-Eröffnung?

Die Läden bleiben bis am 1. Februar 2025 in der bisherigen Form geöffnet. Dann bauen wir um und eröffnen am 1. März neu.

Mit der Übernahme der über 130 Angestellten der Bike World verdoppelt die Thömus AG ihre Mitarbeiterzahl ungefähr. Warum diese massive Expansion, während der Bike-Markt schrumpft?

Wir verdoppeln nicht ganz, Thömus hat leicht mehr Mitarbeitende als Bike World. Aber es ist ohne Frage ein grosser Schritt, den wir uns gut überlegt haben und den wir mit viel Respekt angehen. Auch für uns ist es nach einigen guten Jahren hart. Aber genau in solchen Zeiten muss man in das Kerngeschäft investieren. Wir sind überzeugt, dass diese Ausdehnung der Reichweite für uns als innovative Velo-Produzenten genau im richtigen Moment kommt.

Wie wird sich die Thömus Bike World von der Migros Bike World unterscheiden?

Das Konzept entwickeln wir in den nächsten Monaten. Wir werden mit Herstellern und Zulieferern sprechen. Wie an unseren heutigen Standorten wollen wir den Kunden ein Einkaufserlebnis bieten mit Community-Angeboten für Velo-Begeisterte, einer professionellen Werkstatt, vielfältige Test-Möglichkeiten oder Zusatzdienstleistungen wie Bike-Fittings und Leistungstests.

Wird es auch Veränderungen in den Thömus Shops geben?

Das ist Teil des Konzepts. Wir werden uns nun an die Planung dieses Re-Designs machen. Sicher ist: Wir  wollen weiterhin ein Treffpunkt für Velobegeisterte sein, wo sie einen persönlichen Service erhalten.