Trailcheck: So fährt sich der neue Trail am Weissenstein
Beim Bau des Flowtrails am Solothurner Hausberg Weissenstein waren die Trail-Bauer von Flying Metal bereits gut gefordert, da Ämter und Umweltverbände die Linienführung massgeblich beeinflussten. Weitere bauliche Herausforderungen bot das steile und steinige Gelände. Einen Flowtrail zu bauen, bei dem fahrtechnisch weniger versierte sowie auch gute Fahrer auf ihre Kosten kommen, gleicht einer Meisterleistung.
Ob der Trail sich deswegen auch meisterlich fährt? Die Seilbahnen Weissenstein haben auf alle Fälle gut investiert, um die Besucherströme an diesem beliebten Ausflugs- und Wanderberg zu lenken. Der eigene Eingang und die separate Kasse bei der Talstation sind für Mountainbiker angenehmer als die Benützung des Haupteingangs. Auch beim Ausstieg an der Bergstation werden Mountainbiker auf den immer noch grosszügigen Startbereich zum Trail gelenkt.
Flow ja, aber…
Die Strecke beginnt mit flowigen Kurven, die Fahrt wird aber jäh von der Weissensteinstrasse kurz unterbrochen. Einige Meter nach der Waldeinfahrt beginnt der Trail-Spass von Neuem – flüssig, spassig und nicht allzu schwierig. Die anspruchsvolleren Lines, welche die Trail-Bauer punktuell neben der Hauptlinie realisierten, sind hingegen nicht immer offensichtlich. Diese müssen noch etwas eingefahren werden, dürften dann aber coole Alternativen zur Mainline sein. Wer diese bei voller Fahrt nicht verpassen will, braucht eine Kennenlernfahrt.
Diese ist ohnehin ratsam, um die Sprünge und Kurven kennenzulernen. Die meisten Sprünge sind zwar roll- und für flugversierte Mountainbiker auf Anhieb machbar. Es gibt aber vereinzelt Jumps, die man sich erst ansehen sollte, wie den einen Gap-Sprung auf der Nebenlinie im unteren Teil. Wer die Räder lieber am Boden behalten will, der kann das auf dem blau eingestuften Trail problemlos tun, ohne Überraschungen fürchten zu müssen. Und es geht nicht nur bergab: Nach der Kiesgrube ist man gezwungen, etwas in die Pedale zu treten. Eine kurze Trail-Traverse unterbricht den Flow, sorgt aber auch für etwas mehr Abwechslung, ehe man ins letzte Abfahrtsteilstück einbiegt. Dieses spuckt einen dann direkt vor dem Eingang der Weissensteinbahn aus – einladend für eine weitere Runde.
Angesichts dessen, dass für die Routenführung zahlreiche Kompromisse gemacht werden mussten, ist das Layout des neuen Weissenstein-Trails lässig. Auch dafür, dass der steinige Untergrund alles andere als ideal ist, um in diesem steilen Gelände zu bauen, ist die neue Strecke sehr gut gebaut. Die blaue Einstufung ist hingegen etwas optimistisch; von der Schwierigkeit her ist er doch eher ein einfacher roter Trail. Gesamthaft ist der neue Weissenstein-Trail aber gelungen und wird einer vielen Mountainbikern über ein breites Könnerspektrum Freude bereiten.
Positive Stimmen
Viele Nutzer bewerten das neue Angebot am Weissenstein als gut und freuen sich vor allem darüber, dass nach derart langer Bewilligungsphase nun endlich Ruhe einkehrt. Auch die Strecke gefällt, und für die wenigen Abschnitte, welche aufgrund der Linienführung etwas langweiliger ausfallen, ist breites Verständnis da.
Auch Konrad Stuber, Geschäftsführer der Seilbahn Weissenstein, freut sich über den guten Start: «Ich kann vermelden, dass der Trail gut angenommen wird. Wir haben viele positive Feedbacks erhalten. Der Flow, die Linienführung, das Gelände und die doch ansprechende Länge des Trails werden sehr positiv wahrgenommen. Auch der separate Bike-Eingang mit Kasse, die Entflechtung mit dem «Normal-Gast», wird sehr geschätzt und von beiden Besuchergruppen als innovativ betrachtet.»
Unzufriedene Gäste gäbe es ebenso, die Angebot und Preis kritisieren, sagt Stuber weiter. Die Herausforderungen sieht er aber nicht bei den Kritikern, sondern noch beim Wetter: «Das anhaltende nasse Herbstwetter stellte uns natürlich auch vor Herausforderungen. Die Waschanlage ist mehrmals kollabiert. Da besteht sicher noch Handlungsbedarf. Und das Verständnis bei witterungsbedingter Schliessung der Strecke ist natürlich auch nicht immer vorhanden. Die untere Sektion ab Mittelstation Nesselboden ist schon extrem nass. Wir hatten auch einen grösseren Hangrutsch, dem wir mit Verbauungen begegnen mussten. Die Entwässerung ist nicht zu unterschätzen. Während der regnerischen Zeit war auch das Besucheraufkommen so lala, aber das spürten wir bei allen Arten von Gästen. Die Woche nach der Trail-Eröffnung sehen wir hingegen als repräsentativ für die Zukunft. Da passte das Wetter, und wir durften rund 650 Biker begrüssen, die 2200 Fahrten absolvierten», schliesst Stuber.