From Russia with Style - Die Geschichte hinter dem viralen Video | Ride MTB

From Russia with Style - Die Geschichte hinter dem viralen Video

Ivan Makushev sorgt mit seinem Können für Aufsehen.

In der vergangenen Woche sorgte das Video des Russen Ivan Makushev, in dem er als erster Rider einen Stanley Flip Bar-Twist am Mountainbike landet, für Aufsehen in den Sozialen Medien. Das Ride Magazin hat ihn in Jekaterinburg erreicht und mit ihm über die Mountainbike-Szene in Russland gesprochen.

«Another World» heisst der knapp zweiminütige Videoclip, mit dem der 29-jährige russische Rider Ivan Makushev in der vergangenen Woche für Begeisterung in der Mountainbike-Welt gesorgt hat. Denn als erster Fahrer zeigt er darin einen Stanley Flip Bar-Twist auf 26-Zoll-Reifen. Diesen Trick hat am Fahrrad bisher nur der australische BMX-Superstar Ryan Williams, der aber auf 20-Zoll-Reifen, geschafft. Willy war auch einer der ersten und prominentesten Gratulanten, die ihre Anerkennung unter Makushevs Video auf Instagram posteten. Für den Russen eine besondere Freude, zählt Willy doch zu einem seiner großen Idole, wie er im online-Gespräch mit Ride erzählt. Ursprünglich hatte der Scooter-Fahrer Jayden Stanley den Trick entwickelt. Makushev hat ihn im Juni 2023 erstmals versucht, vor acht Monaten landete er ihn erstmals. 

Eine andere Welt ist auch das Russland, in dem Makushev lebt und seinen Sport als Profi ausübt. Die politische Isolation wirkt sich auf viele Lebensbereiche aus, auch auf die Bike-Szene. Der 29-jährige aus Jekaterinburg, der im Uralgebirge gelegenen viertgrößten Stadt Russlands, ist kein gänzlich Unbekannter in der Bike-Welt. Makushev war ursprünglich am BMX zu Hause. Als Flatlander fuhr er für die Berliner Marke Autumn Bikes und war 2014 auch schon bei Contests in Deutschland zu Gast. Schon damals habe er mit großer Bewunderung Crankworx Joyride verfolgt und davon geträumt, irgendwann selbst seine Tricks auf einem Mountainbike zu versuchen, wie er sagt.

Einziger Slopestyler in Jekaterinburg

Im Jahr 2020 war es soweit. Makushev und seine Freunde bauten in Jekaterinburg einen kleinen Skatepark und wechselte auf ein Slopestyle-Bike. Die MTB-Szene in Russland sei aber in den vergangenen zehn Jahren eher geschrumpft, als gewachsen, sagt Makushev: «Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass es zwar eine große Zahl an Skateparks gibt, aber nur sehr wenige Dirtparks und damit auch kaum Wettbewerbe für Slopestyle. Ich bin in meiner Stadt der einzige, der regelmäßig fährt.» Und auch international ist Makushev kaum mit anderen Mountainbikern vernetzt. Seine Kontakte beschränken sich - nicht zuletzt aufgrund seiner sportlichen Vergangenheit - vor allem auf die BMX-Szene.

Sein Traum wäre allerdings, einmal bei Crankworx oder einem FMBA-Event mitzufahren, um dort seine großen Helden Pavel Alekhin, Brandon Semenuk, die Godziek-Brüder oder Brett Rheeder zu treffen. «Ich habe dementsprechende Pläne und ich hoffe, ich schaffe es irgendwann», sagt Makushev. Aktuell lebt er als Profi-Sportler von einem Sponsor-Deal mit dem russischen Energydrink-Hersteller Invoke. Ähnlich wie Red Bull oder Monster im Westen, bietet Invoke Profis wie Makushev in Russland ein Umfeld, um ihren Sport professionell ausüben zu können.

Schwierige Situation

Durch die aktuelle politische Situation ist es für Profis wie Makushev schwieriger geworden, sich mit der nötigen Hardware zu versorgen. Er fährt heute auf einem Rahmen des russischen Herstellers Tony Step Bikes: «Wir haben den den Rahmen namens Sokol vor zwei Jahren zusammen entwickelt und er wird mittlerweile in limitierter Stückzahl verkauft.» Die Kurbeln stammen vom russischen Hersteller Neutrino Components, die Karbonfelgen von Dautov Bros. Und das Cockpit ist vom kanadischen Hersteller Chromag. «Mittlerweile ist es schwierig geworden, Ersatzteile aus dem Ausland zu bekommen. Wir müssen das über Umwege über andere Länder machen», gibt er einen Einblick in den Alltag als russischer Pro-Rider. Beim Stanley Flip Bar-Twist in Makushevs Video hört man übrigens, dass bei der Landung zwei Speichen gerissen sind.

Auch Reisen ins Ausland sind für Makushev nicht mehr so einfach wie früher, erzählt er: «Damals konnte ich direkt nach Berlin fliegen. Heute müsste ich einen Umweg über die Türkei oder Dubai nehmen, um dorthin zu kommen. Das bedeutet ungleich höhere Kosten.» Dass er geschafft hat, ein virales Video über die Social Media-Plattform Instagram zu verbreiten, die in Russland offiziell von den Behörden blockiert wird, ist bemerkenswert. «Ich nutze dazu eine VPN-Software», erklärt er. Auf diese Weise kann die offizielle Sperre umgangen werden. Schwierige Zeiten erfordern kreative Lösungen.

Ivan Makushev hofft, langfristig in der Freeride-MTB-Szene Fuss fassen zu können: «Ich würde so gerne echtes Freeriden ausprobieren. Die dafür nötigen, natürlichen Voraussetzungen hätten wir hier. Aber mir fehlt das Bike, um es zu versuchen...»

Link: Ivan Makushevs Instagram-Profil