Specialized macht alle platt: Wird Cross Country jetzt zum Teamsport? | Ride MTB

Specialized macht alle platt: Wird Cross Country jetzt zum Teamsport?

Specialized

Das Team Specialized hat die vier Weltcup-Rennen der Männer in Brasilien so gnadenlos dominiert, dass sich einige fragen, was in den nächsten Rennen für die anderen Fahrer noch übrigbleibt. Auch Ralph Näf, Besitzer des Thömus Maxon Teams, ist beeindruckt. Aber nicht entmutigt.

Zwei Wochenenden und vier Rennen ist die Weltcup-Saison 2025 alt. Und das Verdikt bei den Männern könnte deutlicher nicht sein: Von zwölf zu gewinnenden Podestplätzen – ja, das waren einmal zwanzig, aber das ist eine andere Geschichte – hat Specialized Factory Racing deren zehn gewonnen. Im Shorttrack siegte zwei Mal Chris Blevins (USA) vor Victor Koretzky (FRA). Über die lange Distanz gab es zwei Dreifachsiege, wobei Koretzky, der absolute Top Shot der Werksmannschaft, beim zweiten Rennen über die olympische Distanz auch noch einen für seine Verhältnisse schwachen Tag einziehen konnte. Die Jungen Martin Vidaurre (CHI) und Adrien Boichis (FRA) übernahmen für den Routinier.

Dabei haben sich die Specialized-Rider nicht erst kurz vor dem Ziel an die Spitze gesetzt. Im Gegenteil. Im Rennen am vergangenen Samstag fuhr der Spezi-Express grob gesagt von Anfang bis Schluss an der Spitze ein horrendes Tempo. Zwischendurch waren die Herren Koretzky, Vidaurre, Blevins und Boichis wie ein Strassenteam unterwegs, wechselten sich an der Spitze ab oder zogen reihum das Tempo an, bis die anderen, die da vorne auch noch mitmischen wollten, nicht mehr konnten.

Teamtaktik wie auf der Strasse?

Wird Cross Country zum Teamsport, wie es Radfahren auf der Strasse längst ist? Werden wir bald Teams mit Leadern und Helfern zuschauen? Die Frage geht an zwei Kenner der Materie: Teambesitzer Ralph Näf und den Veranstalter und Kommunikationsexperten Christian Rocha.

Beide erinnern an die Rennen in Brasilien vor einem Jahr. Ralph Nef erklärt: «Da meinte man auch schon, die Welt sei auf den Kopf gestellt worden und jetzt könne nur noch ein Team gewinnen, das so stark ist wie Specialized.» Rocha präzisiert: «Die schnelle Strecke ist auf die Fahrer von Specialized zugeschnitten, wobei es schon extrem eindrücklich war, wie sie das umgesetzt haben.» 2024 fuhren Koretzky und Blevins in Araxà übrigens nur im Shorttrack einen Doppelsieg heraus. Im Cross Country war der Franzose als Zweiter einziger Specialized-Athlet auf dem Podest. 

Die nächste Station ist wie 2024 Nove Mesto. «Da hat man letztes Jahr gemerkt, dass sich die Welt nochmals gedreht hat», erinnert Ralph Näf, soll heissen, plötzlich waren wieder andere Fahrer vorn. «Der Charakter der Strecke in Araxà, gepaart mit der Hitze und Luftfeuchtigkeit passt ihnen offenbar besser. Aber sie haben das mit einem mega Teamspirit umgesetzt.»

 

Teamkollegen müssen sich im Cross-Country-Getümmel erst einmal finden

Näf und Rocha glauben nicht, dass Teamtaktik wie auf der Strasse im Cross Country eine realistische Option ist. Das liegt schon am Startprozedere, wo die Fahrer eines Teams oft über mehrere Startreihen verteilt sind und im Feld erst einmal zusammenfinden müssen, um einen Zug à la Specialized bilden zu können. Bei Strassenrennen haben die Teams nach dem Start genug Zeit, sich im Feld zu formieren, wenn sie nicht sowieso zusammen losfahren. Generell haben Strassenteams auf dem Asphalt viel mehr Platz als die Athleten auf den Cross Country Tracks.  

Dass die Specialized Teamfahrer im Startfeld weit vorne platziert sind, spricht für die Qualität der Equipe, worauf auch Näf und Rocha verweisen. Das Management der Mannschaft hat einige der stärksten Fahrer überhaupt zusammengefügt. In Araxà sind sie im Shorttrack einmal zu dritt und einmal zu viert aus der ersten Reihe ins Rennen gegangen, im Cross Country Olympic einmal zu zweit und einmal zu dritt. Die weiteren Fahrer waren jeweils nicht viel weiter hinten und hatten offensichtlich den Auftrag schnellstmöglich zu den Kollegen vorne aufzuschliessen. 

«Specialized war schon vor dem ersten Rennen dieser Saison die Nummer Eins der Team-Weltrangliste» betont Ralph Näf und fügt an: «Wir sind übrigens die Nummer Zwei.» Und Rocha ergänzt: «Dass Vidaurre und Boichis auch gleich noch die Lücke zu den zwei Top-Fahrern schliessen konnten, ist schon krass.»

«Immerhin lags nicht am Material»

Näf meint, er sei froh, dass zwischendurch Fabio Püntener an der Spitze gefahren sei, «dadurch war für mich klar, dass die Überlegenheit nicht am Material liegt.» Der Schweizer Püntener und der Neuseeländer Luke Moir waren die Antithese zum rasenden Specialized-Bollwerk: Als Einzelathleten ohne Team gehörten sie zu den wenigen Fahrern, die mit den Spezis wenigstens einigermassen mithalten konnten. Mit den Rängen 5 (Moir) und 8 (Püntener) lieferten sie unter diesen Umständen absolute Meisterleistungen ab.

Für Näf steht fest: «Wenn Victor Koretzky fit ist, ist er in jedem Rennen einer der Fahrer, die du schlagen musst, wenn du gewinnen willst. In der letzten Saison war eine Zeit lang auch Alan Hatherly in dieser Position und Pidcock ist es sowieso immer, wenn er mitfährt.» Nove Mesto mit seinem Streckenprofil, tieferen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit werde aber ein ganz anderes Rennen. «Kein Grund zur Sorge», meint er in Bezug auf die Möglichkeit einer weiteren erdrückenden Performance von Specialized Factory Racing.

Die Konkurrenz hat nun fast sechs Wochen Zeit, sich darauf vorzubereiten und eine Antwort auf die Spezi-Walze zu finden.


Alles Wissenswerte zu Specialized gibts im Ride-Brandguide für Specialized

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