Syntace und Liteville wollen Mutterkonzern verlassen | Ride MTB

Syntace und Liteville wollen Mutterkonzern verlassen

Liteville 301 Trio

Die Syntace GmbH, zu der die Fahrradmarke Liteville gehört, will das in wilde Turbulenzen geratene Mutterschiff der Pierer Industrie AG verlassen. Der österreichische Konzern hatte erst 2022 die Mehrheit von 70 Prozent des bayrischen Fahrrad- und Komponentenherstellers übernommen. 

«Wir sehen in der Partnerschaft mit Pierer einem Ende entgegen», erklärt einer der Geschäftsführer der Syntace GmbH, Mike Hiendlmayer gegenüber Ride. Im Jahr 2022 hatte der österreichische Konzern Pierer Industrie AG von Stefan Pierer, der in erster Linie für die Motorrad-Marke KTM bekannt ist, 70 Prozent von Syntace übernommen. Die restlichen 30 Prozent verblieben beim Syntace-Gründer, Jo Klieber. Doch im vergangenen Jahr geriet das komplexe Pierer-Konzernkonstrukt gehörig ins Trudeln. Im November 2024 beantragte die Pierer Industrie AG ein europäisches Restrukturierungsverfahren. Am heutigen Donnerstag haben die Gläubiger am Landesgericht Wels in Oberösterreich diesem Restrukturierungsplan zugestimmt. Es ist das erste solche Vor-Insolvenzverfahren in Österreich, das nun bis 2027 laufen wird.

Rückbesinnung aufs Motorrad-Geschäft bei KTM

Beobachter werten diesen Schritt als ersten Erfolg am Weg zur Rettung der Motoradmarke KTM. Was allerdings mit den Fahrradmarken passiert, die der Konzern in der vergangenen Jahren aufgekauft hat, ist offen. Neben Syntace gehören auch Husqvarna, GasGas und Felt zum Pierer-Konglomerat. Wichtig ist dabei anzumerken, dass die Fahrradmarke KTM, die im selben Ort ansässig ist wie die Motorradmarke KTM, ein eigenständiges Unternehmen ist, das nichts mit dem Pierer-Konzern zu tun hat. 

Zurück zum bayrischen Kompontenten- und Fahrradhersteller Syntace: Dort glaubt Geschäftsführer Hiendlmayer ebenfalls, dass der Fokus der Pierer Gruppe künftig darauf liegen wird, die Motorradsparte zu retten. Daher sieht man sich in der Liteville-Schmiede bereits nach neuen Partnern um, die im Idealfall die 70 Prozent der Pierer Industrie AG übernehmen wollen. Auch ein Rückkauf von Anteilen durch Syntace-Gründer Klieber stehe im Raum, sei aber letztlich eine Frage des Geldes.

Syntace baut wieder eigene Vertriebsstruktur auf

Zunächst liegt der Fokus bei Syntace aber auf einem neuen Vertriebsnetz. Denn die Pierer New Mobility, ein weiteres Unternehmen im Konzerngeflecht, hatte den Vertrieb, die Händlernetzbetreuung und den Costumer Service für Liteville übernommen. Doch im Zuge der wirtschaftlichen Turbulenzen wurde der Fahrradvertrieb in Deutschland 2024 komplett aufgelöst und seitdem zentral aus Österreich gesteuert. Für die in Bayern beheimatete Marke Liteville ein schwerer Schlag. «Die Händler sind nervös», sagt Hiendlmayer. Denn es fehle im Moment an neuen Rädern. Daher arbeite man bei Syntace mit Nachdruck daran, dieses Problem zu beseitigen, so der Geschäftsführer: «Wir versuchen, ein neues Vertriebsnetz aufzubauen.»

Bis das geschafft ist, rät Hiendlmayer Syntace- und Liteville-Kunden, sich mit Fragen oder Anliegen direkt an das Unternehmen in Tacherting zu wenden. Denn die Räder werden weiterhin - mittlerweile in Bulgarien - produziert und auch die neuen Modelle sollen in Kürze wieder unumschränkt verfügbar sein. Wie viel der 70 Prozent-Anteil kosten soll, der nun wieder zu haben wäre, wird allerdings nicht verraten. Syntace-Gründer Klieber sieht der Zukunft aber in jedem Fall positiv entgegen. Man werde entweder «in neuer, kleiner Konstellation oder mit einem starken Partner an der Seite» weitermachen.

Links zum Thema

 


Weitere News zu diesem Artikel