US-Zölle: Abwarten – bislang nicht gravierend für die Bike-Branche | Ride MTB

US-Zölle: Abwarten – bislang nicht gravierend für die Bike-Branche

Markus Winkler - Unsplash

Wer Export-orientiert wirtschaftet, und dabei mit den USA als wichtigen Partner agiert, hat momentan wohl die Schweissperlen auf der Stirn. Da der US-Präsident mit dem Zollhammer um sich schwingt. In der Bike-Branche, die Krisen gewohnt ist, macht man sich bislang keine grossen Sorgen ob der merkantilistischen Politik der US-Adminstration.

Merkantilismus (von französisch mercantile ‚kaufmännisch', lateinisch mercator ‚Kaufmann') ist gemäss Wikipedia eine Wirtschaftspolitik, die möglichst viele Waren aus dem Land ausführen möchte und möglichst wenig Waren ins Land lässt. Und genau dieses Ziel verfolgt aktuell der US-Präsident Trump.

Seitens Shimano gibt es von Jonathan Davis diese Erklärung: «Aus der Sicht von Shimano ist eine abwartende Haltung angesagt. Während es noch Diskussionen über die Marktlage gibt, ist für uns klar, dass diese Zölle Auswirkungen auf eine Branche haben werden, die darum kämpft, die Position in dieser Welt nach der Pandemie wiederzuerlangen. Wie gesagt, wie es weitergeht, bleibt abzuwarten.»

Für Trek schildert Veit Hammer die Situation: «Mit dem Diamant-Werk in Hartmannsdorf gehört uns ein Werk, in welchem wir alle Bikes und E-Bikes für Europa, einschließlich der Schweiz, aufbauen. Räder in den unteren Preissegmenten erhalten wir aus Asien. Zudem betreiben wir in Halle und Harderwijk zwei Lager in Europa. Als global aufgestelltes Unternehmen haben wir haben ein starkes Commitment zum Standort Europa, welches wir seit Jahren auch ausbauen.»

Für den Brachenverband Velosuisse gibt Martin Platter bekannt: «Im Moment ist das nicht dramatisch. Die Schweiz ist nach wie vor neutral und auch nicht in der EU. Wir verhandeln direkt mit den USA – wie übrigens auch mit China. Deshalb mache ich mir diesbezüglich im Moment keine grossen Sorgen um die Bike-Branche. Zumal unsere Lager sehr gut gefüllt sind.»

Adrian Zahnd, CCO bei Scott Sports, schätzt die Lage differenziert ein: «Ich bin der Meinung, dass man abwarten und nicht in Aktionismus verfallen sollte. Die Beispiele von Kanada und insbesondere Mexiko haben gezeigt, dass zuerst mal viel Lärm veranstaltet wird, um die Gegenpartei an einen Tisch zu bekommen. Dann werden Zugeständnisse der Länder PR-wirksam beworben und als Gewinn für die USA verkündet. Des Weiteren ist die Umsetzung von Zöllen äusserst anspruchsvoll, wie man zum Beispiel im Falle des Brexit gesehen hat. Sollten die Zölle wirklich so bleiben, hat die Fahrradindustrie nicht wirklich Optionen, denn überall wo Fahrräder und Komponenten hergestellt oder assembliert werden, fallen hohe Zölle an. Allen voran Kambodscha, Vietnam und Taiwan aber auch Europa, wo die meisten Fahrräder oder Teile für die USA ihren Ursprung haben. Scott hat in diesem Fall das Glück, auf eine geografisch breit diversifizierte Distribution zählen zu dürfen die in über 80 Ländern rund um den Globus erfolgreich wirtschaftet.»