38 Grad: Zwei Veteranen gehen steil
«Ich habe diese Platte schon vor langer Zeit entdeckt. Seit zehn Jahren versuche ich, sie hochzufahren», plaudert der Innsbrucker Christian Piccolruaz, als ginge es um eine Wanderroute. Tatsächlich seien es erst die modernste Motorengeneration und die Geometrien der Bikes, die es möglich mache, eine Felsplatte wie diese oberhalb von Riva am Gardasee hochzufahren.
«Das war 10 von 10 auf der Schwierigkeits-, Angst-, Anstrengungs- und Kontrollskala», resümiert Hans Rey und droht nach überstandener Erstbefahrung mit seinem Rücktritt. «Picco hat mich definitiv gepusht», verrät er noch.
Picco ist Geologe und Bergführer, kennt sich also aus mit Fels. Und natürlich mit Mountainbike fahren im übersteilen Bereich. Er gilt als Gründer der Innsbrucker Schule, auch bekannt als Vertriding. In den Neunzigern haben er und seine Buddies die steilsten Wege im Tirol Meter für Meter und teilweise mit 24-Zoll-Hinterrädern gemeistert.
Hans hat sich seinen Künstlernamen No Way ebenfalls im vorvorletzten Jahrzehnt mit Abfahrten verdient, die sonst keiner machte. Wenn es um Balance und Bike-Kontrolle geht, braucht er sich nach wie vor nicht zu verstecken.
Und jetzt also hinauf. Mit per Spannriemen heruntergezurrter Gabel, kaum Luft im Hinterreifen, Motor auf Turbo und der neuen Traction Control. Was die Position auf dem Bike angeht, gibt es offenbar zwei Möglichkeiten. Entweder mit der letzten Pofaser auf der Sattelnase (Picco) oder dem Bauchnabel über der Vorderradnabe (No Way Rey). Dabei ist klar, wer den Grip verliert, etwa weil er den Fuss abstellen muss, läuft Gefähr verdammt schnell und unkontrolliert zum Fuss dern Wand zurückzukehren.
Ist alles gut gegangen und die beiden Mit-Fünfziger haben es der Jugend wieder mal gezeigt.