Test: Yeti SB140 – eine Saison mit «The» Mountain Bike
Das Testbike basiert auf dem Modell C1 mit Factory-Upgrade (Fox-Factory-Fahrwerk statt Performance-Serie). Weil das Bike als Plattform für diverse Produkttests hinhalten musste, wurde es zu Beginn auf die persönlichen Vorlieben umgebaut und über das Jahr immer wieder mit neuen Testprodukten ausgestattet. Der Rahmen aus der preiswerteren C-Serie ist mit dem bisherigen Switch-Infinity-System ausgerüstet, das ohne die überarbeiteten Lager, Gleitbuchsen und Dichtungen auskommen muss. Auch eine Kashima-Beschichtung gibt’s nicht in dieser Serie. Die aktuelle Switch-Infinity-Version ist den hochwertigeren Turq-Serien vorbehalten. Neu sind 2023 das geschraubte Tretlager, ein UDH-Schaltauge und der neue Wishbone-Link der Dämpferaufnahme. Nicht neu, aber optimiert: Die durch den Rahmen geführten Leitungen sind nun mit verschraubbaren Abdeckungen ausgestattet. Wie der Modellname ankündet, hat das Heck 14o Millimeter Federweg, die Front gar einen Zentimeter mehr. Das Yeti rollt auf 29 Zoll grossen Rädern.
Das Bike im Einsatz
Yetis Switch-Infinity-System hat schon in der Vergangenheit überzeugt und mit der überarbeiteten Geometrie und der neuen Dämpferaufnahme haben sich speziell die Abfahrtseigenschaften verbessert. Bergauf haben die Amis schon immer mit bestem Kletterverhalten getrumpft, das ist nach wie vor so. Das Heck gleitet regelrecht über Stufen und Felsen. Geht es bergab, verleitet einen das Allmountain-Bike, mit dem Gelände zu spielen. Nicht ausgesprochen wendig, doch sehr agil, wird es ohne grossen Körpereinsatz in engste Kurven gedrückt. Wenn es ruppig wird mit schnellen und heftigen Schlägen, staunt man, dass 140 Millimeter sich nach so viel mehr anfühlen. Das SB140 lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Das Fox-Fahrwerk gibt gut Gegendruck und rauscht nicht durch. Dennoch wird stets der ganze Hub genutzt. Harte Durchschläge waren selbst im Bikepark nicht zu verzeichnen. Ist das Fahrwerk gut abgestimmt, klebt das Heck regelrecht am Boden und arbeitet auch bei harten Bremsmanövern effizient weiter. Muss man in Grenzsituationen reagieren, gehorcht das Bike und macht so manch wildes Manöver mit, um wieder auf Kurs zu kommen. Wer Jumplines mag, profitiert von gutem Gegendruck beim Abspringen und auch beim Landen. Zudem lässt sich das SB140 in der Luft bestens kontrollieren, da es gut ausbalanciert und weder heck- noch frontlastig ist.
Schwächen hat das Bike keine gezeigt, doch hat das Switch-Infinity-System auch seine Nachteile. Es braucht etwas mehr Wartung als herkömmliche Fahrwerke. Nach einem Dutzend Waschgängen ist man gut beraten, etwas Fett durch die Schmiernippel zu jagen, damit wieder alles flutscht. Dazu muss leider die Achse des Hauptlagers entfernt werden, denn einer der beiden Schmiernippel ist vom hinteren Rahmendreieck verdeckt.
Fazit
Von der Tagestour mit 1700 Höhenmetern über stundenlange Shuttle-Touren bis zur entspannten Fahrt in moderatem Gelände: Das SB140 hat immer gepasst. Selbst auf einfachen Flowtrails hat man nicht das Gefühl, zu viel Federweg zu haben. Dieses Yeti macht wirklich alles mit und wer nur ein Bike besitzen will, liegt mit diesem garantiert richtig. Es als «das» Mountain Bike zu bezeichnen, ist dennoch amerikanisch übertrieben. Denn am Ende ist das Fahrverhalten von Bikes auch immer eine Sache der Vorliebe.
Sacha Steiner