Zürich blockiert am Uetliberg einen Weg – Biker wehren sich
Nach dem Uetliberg-Urteil und den Diskussionen um den offiziell geschlossenen Harakiri-Trail ist am Uetliberg eine Art Leben und Leben lassen eingekehrt, zwischen Stadt und Mountainbike Community. Der neue Höcker-Trail, der viel Bike-Verkehr auf sich zieht, hat sicherlich dazu beigetragen.
Doch Mitte Januar machten plötzlich Bilder die Runde, die den beliebten Leiterliweg unter einer Serie gefällter Bäume zeigen. Über hunderte Meter ist er unpassierbar. Der schmale Pfad führt über den Leiterliberg steil nach Leimbach hinunter. Teilweise verläuft er in einer bobbahnähnliche Rinne.
Mountainbiker fahren «das Leiterli» mindestens seit den Neunzigern, fitte Wanderer begehen ihn schon viel länger. Die online abrufbaren Karten der Landestopografie verzeichnen den Leiterliweg ab 1940. Es ist davon auszugehen, dass er schon eine Weile bestand, bis ihn die Bundeskartografen mitten im Zweiten Weltkrieg aufnahmen. Zum Wanderwegnetz gehört er hingegen nicht.
Unmittelbar nach dem Holzschlag herrscht Unklarheit. Liegt das Holz nur temporär da, im steilen Gelände? Wann kommt es weg? Mehrere suchen das Gespräch mit dem zuständigen Förster. Dieser bestätigt, das Holz bleibt, wo es liegt, der Leiterliweg soll vom Waldboden verschwinden. Offiziell kommuniziert Grün Stadt Zürich nicht dazu. Eine Anfrage von Ride bleibt unbeantwortet.
«Free Leiterli» – die Biker haben den Kampf aufgenommen
Währenddessen melden sich laufend besorgte Bürgerinnen und Bürger bei der Stadt, was denn aus dem schönen Leiterliweg geworden sei. Einzelne wetzen die Sägeblätter. Andere denken über Solidaritätsaktionen nach. Alec Wohlgroth, der Vater des Uetliberg-Urteils und von Zäme Happy, verbreitet Optimismus: Bis im Frühling sei der Weg sicher geräumt, die Stadt wolle doch keinen Aufruhr.
Noch gibt es aber keine Signale in diese Richtung. Und tatsächlich ist die stillschweigende Schliessung eines uralten Wegs, der seit je her legal befahren wurde, ein deutliches Zeichen der Stadt, dass sie dem Treiben der Mountainbiker nicht einfach zusieht. Und dass sie letztlich am längeren Hebel sitzt.
Was die Mountainbiker anerkennen müssen: Die gestiegene Stollenreifen-Frequenz hat ihre Spuren hinterlassen. In den letzten Jahren sind einige Rinnen und Absätze tiefer geworden. Bis zum Schluss waren auch abenteuerlustige Fussgänger auf dem Weg unterwegs, eher aufwärts als abwärts. Die Mountainbikerinnen haben aber ganz klar dominiert.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Bewegt sich die Stadt nicht, wird es wohl kommen, wie an vielen Orten, an denen blockiert wurde: Es werden sich Ausweichlinien bilden. Was ganz sicher nicht funktioniert: Den Weg still und leise unter Bäumen zu beerdigen. Die Zürcher Mountainbiker werden das Leiterli nicht einfach so sterben lassen.