First Ride: Bosch E-Bike ABS Pro
Das Wichtigste in Kürze
Was bei Personenwagen nicht mehr wegzudenken ist und sich auch beim alltäglichen Velofahren bewährt hat, wurde nun auf der Rennstrecke für den regulären MTB-Einsatz optimiert. Bosch hat dabei zwei Zielgruppen im Auge. Einerseits ambitionierte Biker, andererseits Experten, die später und stärker Bremsen wollen. Aus diesem Grund stehen zwei unterschiedliche Modi – die via Bedienschalter und Display umgestellt werden können – zur Verfügung: «Trail Pro» und «Race Pro». Letzterer ermöglicht, dass das Hinterrad gezielt vom Boden abgehoben und versetzt werden kann, denn die Abheberegelung ist im Race-Pro-Modus deaktiviert. Im Trail-Modus greift das ABS bei erhöhtem Hinterrad ein, damit kein Abflug über den Lenker geschieht.
Die ABS-Bremse ist nur in Kombination mit dem Bosch-Motor und dem «Smart System» möglich, da dieses auf die Sensorgen, die unter anderem im Motorgehäuse verbaut sind, zurückgreift. An Bord sind zwei Anbieter: Magura mit der MT7-Bremse und TRP mit der «DH-E Evo».
Im Einsatz
Die ABS-Unterstützung kommt nur bei wirklich harten Bremsmanövern oder bei sehr rutschigem Untergrund zum Einsatz. Es braucht schon etwas Mut, um das ABS-System in Extremsituationen auszuprobieren. Eine Vollbremsung auf Schotter ist noch die einfachste Übung, dabei «ruckelt» das Vorderrad – wie man es vom Auto-ABS kennt – und das Anhalten geschieht sicher. Etwas mehr Überwindung kostet es, nach einem Sprung auf dem Vorderrad zu landen und das mit gezogener Bremse. Normalerweise ein Garant für einen OTB (over the bar), also ungespitzt auf den Boden zu knallen. Nix da, die vordere Bremse verzögert perfekt, das Heck senkt sich und weiter geht die Fahrt. Nicht ganz, nach dem ersten solchen Manöver hält man kurz an, um das Geschehene zu fassen. Durchschnaufen und weiter geht’s.
Es ist echt erstaunlich, was für wilde Manöver möglich sind, ohne dass es einen hinschmeisst. Aber Vorsicht: Das funktioniert nur, wenn das Bike keine zu grosse Schräglage hat. Ab einem gewissen Winkel rutscht das Vorderrad dennoch weg. Wer denkt, er könne mit Highspeed auf einer Kiesstrasse oder im Schlamm in die Kurven liegen, täuscht sich. Da schmiert es einen wie gehabt hin. Eine nasse Holzbrücke (ein Garant für Stürze) stand für den Bremstest nicht zur Verfügung, aber eine nasse Stahlplatte, wo im Normalfall beim Bremsmanöver kein Grip herrscht. Dank dem ABS gibt es kein Wegrutschen und nach einem langen Bremsweg kommt man sicher zum Stehen.
Fazit
Es braucht schon ein sehr scharfes Anbremsen oder rutschigen Untergrund, damit das ABS eingreift. Wer es gewohnt ist, sehr spät und hart zu bremsen, muss sich an den etwas sanfteren Biss gewöhnen. Ein abschliessendes Urteil über «ABS Pro» kann nach zwei Stunden auf Wald-Trails nicht gefällt werden. Es hat aber das Interesse geweckt auf ein paar intensive Testfahrten in den Alpen, denn begeistert hat Boschs ABS auf alle Fälle. Was sich im ersten Test ganz klar abgezeichnet hat: «ABS Pro» wird weniger routinierten Bikern massiv mehr Sicherheit im Gelände bieten.
Sacha Steiner