Liebe Trail-Bauer: Wieso immer diese Sprünge? | Ride MTB

Liebe Trail-Bauer: Wieso immer diese Sprünge?

Sprung auf MTB-Trail

Wieso stecken in allen neuen Trails immer jede Menge Sprünge? Das Gros der Mountainbiker ist am Boden geblieben und bringt keine Flugphase von über zwanzig Zentimeter hin. Thomas Giger fordert in seinem Blog-Beitrag etwas mehr Flugscham von den Trail-Bauern.

Peach Weber hätte es nicht besser auf den Punkt bringen können: «Überall häts Plizli drah!». Im übertragenen Sinn auf den Mountainbikesport: Überall hat Sprüngli drin. Grosser Kicker, kleine Table, hohe Drops. Es gibt kaum einen neuen Trail, der unsereins keine Airtime abverlangt.

Meine Begeisterung für neue Mountainbike-Trails hält oft exakt drei Kurven. Dann kommt er. Der erste Kicker. Oder wie ich ihn nenne: das Ende der Gemütlichkeit. Fliegen liegt mir nicht. Sobald sich eine Schanze vor mir auftürmt, nehme ich artig die Chickenline. Und das meist in Serie – Kicker treten bekanntlich im Rudel auf.

Das Tragische: Diese Sprungdinger liegen immer genau auf der Ideallinie. Klar, wo denn sonst. Eine elegant geführte Chickenline, die mir geschmeidig den Flow erhält? Fehlanzeige. Stattdessen gibt es einen Notausgang mit Flow-Verlust-Garantie. Wer, wie ich, mit beiden Reifen fest am Boden bleiben will, darf vor jedem Sprung erstmal ordentlich in die Eisen steigen, durch ein improvisiertes Weglein eiern und dann mühsam wieder Tempo aufbauen. Selbst die sogenannten rollbaren Tables fühlen sich für uns Nichtflieger eher wie der aufgeblähte Onkel einer Bordsteinkante an.

Und dann wären da noch diese Drops. Absatz. Flach. Zack. Danke auch. Ich frage mich ernsthaft: Welcher Mountainbiker hat jemals beim Trailbau gesagt: «Ich hätte da gerne einen meterhohen Abgrund mit einer möglichst flachen Landung.»?

Warum bloss?

Warum müssen eigentlich alle neuen Trails Sprünge haben? Ich krieg nicht mal zwanzig Zentimeter Airtime hin und gehöre damit zur stummen Mehrheit. Je mehr neue Trails entstehen, desto mehr fühle ich mich wie ein Dinosaurier im Bikepark.

Aber vielleicht ist das alles gar kein objektives Problem. Vielleicht ist das bloss das Echo meines eigenen Altwerdens. Ich stamme aus dem Zeitalter Bunnyhop, die nächste Generation frönt den Tablewhip. Während ich mich noch über den Kicker aufrege, fliegen sie mir elegant um die Ohren. Vielleicht ist mein Ärger kein Protest, sondern Nostalgie. Vielleicht muss ich akzeptieren: Ich bin einer, der am Boden geblieben ist. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Und ja, ich bring auch kaum das Hinterrad vom Boden, aber das ist eine andere Geschichte.

 

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