Beschädigte Trails: Einer zieht immer die Arschkarte!
Die Veröffentlichung von Singletrail-Touren ist set zwei Jahrzehnten das Herzstück von Ride. Die Routen sind der Grund, warum man die Ride liest und abonniert. Sie sind aber auch der Grund, warum Ride immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik gerät – ins Visier von Behörden, Naturschützern, Wildhütern oder Touristikern, weil die Inhalte nicht ihren Vorstellungen davon entsprechen, wo sie die Mountainbiker gerne hätten: auf Flowtrails, auf Schotterstrassen oder im Pfefferland. Mit der Kritik aus dieser Ecke wissen wir umzugehen. In vielen Fällen ist der Aufschrei für uns ein Indiz dafür, dass wir über gute und relevante Mountainbike-Inhalte verfügen.
Bedeutsamer für uns ist der Widerstand aus den eigenen Kreisen. Hier lautet der Vorwurf, Ride trage mit der Veröffentlichung dazu bei, dass wegen den höheren Frequenzen die Trails beschädigt werden. Das ist eine Kritik, die wir ernst nehmen. Und es ist eine Kritik, die Hand und Fuss hat. Jede Fahrt eines Mountainbikers führt am Trail zu Abnutzung. Das ist simple Physik. Die Publikation einer Route wiederum führt zu mehr Mountainbikern, also zu grösserer Abnutzung. Das wiederum ist Mathematik. Sprich: Ride ist toxisch für die Bike-Trails.
Verheimlichung ist ein Kampf gegen die Hydra
Die Gleichung ist aber zu einfach. Vor allem ist sie in der Konsequenz illusorisch. Wer im Zeitalter der Digitalisierung und der Globalisierung die Verheimlichung von Routen fordert, hat schlicht den Anschluss verpasst. Skurrilerweise kriegt in dieser Diskussion vor allem Ride ihr Fett weg, weniger Plattformen wie Strava, Trailforks oder Komoot. Denn Ride ist bei weitem nicht der einzige Tourentopf und auch nicht der reichweitenstärkste. Die Verhinderung von Routen-Veröffentlichungen ist also ein aussichtsloser Kampf gegen die Hydra.
Die Kritik an der Routen-Publikation hat aber auch die Schlagseite der Verlogenheit. Während man gegen die Veröffentlichung des «eigenen» Trails im Heimgebiet wettert, zieht Herr und Frau Mountainbiker am Wochenende von der zuvor kritisierten Plattform den GPX-Track oder lässt sich von den Reportagen im Printmagazin für den nächsten Trail-Trip inspirieren. Will heissen: Die Katze beisst sich in den Schwanz.
Schuld sind immer die anderen
Hinter dem pauschalen Vorwurf der Trail-Beschädigung steht oft ein fragwürdiges Denkmuster: Schuld sind die anderen. Einmal sind es die E-Mountainbiker, die kein Sensorium für die Sportart haben. Dann sind es die Downhiller wegen ihrer rücksichtslosen Art und Weise. Einsteiger sind auch ganz schlimm, weil sie über keine Erfahrung in der Bremstechnik verfügen. Oder die Deutschen (aus Sicht der Schweizer), weil die eh nicht fahren können. Oder die Forstarbeiter mit ihren schweren Maschinen. Oder die Kühe, die den Pfad statt die Wiese zertrampeln. Oder die Wegbauer, die dem Wasserfluss nicht genug Beachtung geschenkt haben. Oder eben Medien wie Ride und ihre «verantwortungslose» Geldmacherei. Irgendeiner hat in dieser Diskussion immer die Arschkarte.
Es würde allen guttun, sich in dieser Sache öfter mal selbst an der Nase zu nehmen. Die Schuld nicht bei den anderen zu suchen, sondern sich als Teil des Problems zu erkennen. Diese Einsicht alleine würde schon so manchen Fahrstil verändern und Schaden am Trail verringern.